Er pustete einmal kräftig durch. Lehnte beide Arme aufs Rednerpult und schaute in die Runde. Dann sagte Gerd Pieper: „Ich habe schon viele Ehrungen erlebt. Aber heute, heute bin ich bewegt - und auch ergriffen.” Sagte es, schluckte, und wurde dann wieder gewohnt locker, witzig und souverän.
Ein wahrer Redemarathon - in Worten sieben - prasselteam Freitag auf den 65-jährigen Wanne-Eickeler Gerd Pieper nieder. Anlass: Der Unternehmer erhielt das Große Bundesverdienstkreuz - nach Recherchen des Oberbürgermeisters als erster Herner überhaupt. Horst Schiereck war es auch, der den Ordensträger samt Familie sowie viele Mitarbeiter, Wegbegleiter und Freunde in den großen Ratssaal eingeladen hatte. Denn - und gerade diese Anekdote zeigt, was für ein Mensch Gerd Pieper ist: Der Geehrte wollte nicht in der Bundeshauptstadt Berlin, nicht in der Landeshauptstadt Düsseldorf den Orden verliehen bekommen - sondern in seiner Hauptstadt Herne/Wanne-Eickel: „Dies hat mich einige Mühen gekostet”, schmunzelte Pieper.
Also schritt gestern Horst Schiereck in Vertretung von Horst Köhler und Jürgen Rüttgers zur Tat: Er legte dem 65-Jährigen in einem würdigen Rahmen den Orden um, „für mich auch eine Premiere, denn sonst stecke ich sie immer an”. Schiereck selbst sagte in seiner Laudatio, dass „du diese Auszeichnung in besonderem Maße verdient hast”. Einen Ausspruch, den sechs Weggefährten in ihren Reden gerne wiederholten.
16 Goldfische für den eigenen Teich
Ob Paul Bauwens-Adenauer als Präsident aller Industrie- und Handelskammern in NRW oder Ex-CDU-Fraktionschef Günter Knefelkamp, ob Klaus Reuter, ehemaliger Vizepräsident des Bundesverbands Parfümerien, ob Unternehmer (und Freund!) Gerd Schwing oder Bochums Alt-OB Ernst-Otto Stüber - sie alle waren voll des Lobes.
Schlucken musste Pieper aber vor allem bei einer Rede. Seine Einkaufs-Leiterin F. Pohl kennzeichnete ihren Chef so: „Er sieht immer zuerst den Menschen und dann den Mitarbeiter. Er ist gelebte Menschlichkeit.” 16 „Leitende” hat die Stadt-Parfümerie Pieper GmbH, für sie und für die ganze Belegschaft sprach die Einkaufs-Leiterin - und verschenkte im Namen aller 16 Goldfische für den Teich in Piepers Garten . . .
Gerd Pieper selbst nahm im Ratssaal, „wo ich in meiner Zeit als Kommunalpolitiker so manche Stunden verbracht habe”, jeden Laudator in den Arm. Wichtig sei ihm zurzeit vor allem, dass er „Gelassenheit” verspüre. Und, auf seine zahlreichen Ehrenämter angesprochen: „Ich habe immer nur Positionen angenommen, für die ich nicht bezahlt werden muss. Dann habe ich auch die Freiheit gehabt, zu gehen, wenn ich es wollte.” Sagte es und nahm seine Ehefrau Gabi fest in den Arm. Denn, so drückte es der OB aus: „Hinter jedem starken Mann steht immer eine noch stärkere Frau.”