Herne. Das gefürchtete H1N1-Virus, das als „Schweinegrippe” für Unruhe sorgt, breitet sich aus – auch in Herne. Seit Montag sind 16 neue Fälle bestätigt worden, darunter acht Schüler. Damit steigt die Zahl der Infizierten seit Mai auf 66.
Bislang sei die Erkrankung milde verlaufen, berichtet Rudolf Pinkal, der städtische Amtsarzt. „Allen Erkrankten geht's gut.” Doch sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Betroffenen während der Erkältungswelle im Herbst sowie im Februar/März rasant steige. „Das ist bei einer normalen Grippewelle aber ähnlich”, so Pinkal. Von übertriebener Aufregung oder gar Panik rät der Amtsarzt dringend ab.
In Absprache mit dem Gesundheitsamt
In drei Herner Schulen ist das H1N1-Virus bislang nachgewiesen worden. Mit sechs Fällen ist die Gesamtschule Wanne-Eickel am stärksten betroffen. Deshalb aber gleich die ganze Schule zu schließen, hält Rektor Georg Lantin derzeit für übertrieben. „Wir schauen uns jeden Morgen die aktuelle Lage an und entscheiden dann in Absprache mit dem Gesundheitsamt”, sagt er. Jene Klasse, in der die meisten H1N1-Fälle aufgetreten sind, sei bis Ende der Woche von der Schulpflicht befreit. Auch ein Lehrer habe sich an der Gesamtschule infiziert.
Eine umfassende Impfwelle gegen das H1N1-Virus rollt in Herne jetzt an: 45 Arztpraxen hätten ihr Interesse bekundet, an der Impfung teilnehmen zu wollen, davon haben 22 Praxen am Mittwoch (4.11.) den ersten Impfstoff bestellt. „Bei einer Praxis ist der Impfstoff bereits ausgeliefert worden, so dass dort die Impfung beginnen konnte”, bestätigt Stadtsprecherin Silke Bender. Rund 2000 bis 3000 Impfdosen stehen in Herne bis März 2010 pro Woche zur Verfügung, damit könne 50 % der Bevölkerung gegen die Schweinegrippe geimpft werden. „Falls mehr gebraucht wird, so wird auch mehr bereit stehen”, meint Gesundheitsdezernent Meinolf Nowak.
Drei Schritte
Die Impfung soll in drei Schritten erfolgen: Zunächst sind Personen des öffentlichen Dienstes (also Ärzte, Pfleger oder Feuerwehrleute) an der Reihe, darauf die Gruppe der chronisch Kranken. Am Ende soll auch die „normale Bevölkerung” geimpft werden. Vor allem chronisch Kranken rät Dr. Heinz-Johann Struckhoff, der Vorsitzende des Herner Ärztevereins, dringend dazu, sich impfen zu lassen. Wer jedoch gesund ist und über ein stabiles Immunsystem verfüge, könne sich mit der Impfung noch Zeit lassen. „Hier sollte man flexibel sein”, meint er. Wie stark sich das Virus verbreite, sei eben im Moment nicht kalkulierbar.
Umweg über den Hausarzt?
Einige Verwirrung herrscht darüber, bei welchen Ärzten man sich impfen lassen kann. Anders als etwa in Essen, wo es eine öffentliche Liste gibt, müssen die Herner zunächst ihren Hausarzt konsultieren. Dieser nennt dann einen Kollegen, der impft, falls es der Hausarzt nicht selber tut. „Wir würden eine Bekanntgabe der impfenden Ärzte sehr begrüßen”, sagt Struckhoff. Die Stadt, die sich am Pandemieplan des Landes orientiert, hält die Liste bislang jedoch unter Verschluss. „Das werden wir weiter prüfen”, meint Amtsarzt Rudolf Pinkal.