Herne. Ein Tätowierer aus Herne wird nach einem Patzer „zurücktätowiert“. Vor Gericht verrät er, was eine Anti-Polizei-Parole damit zu tun hat.
Mit der Vernehmung des mutmaßlichen Opfers ist am Bochumer Landgericht der Prozess um ein angebliches Rache-Tattoo fortgesetzt worden. Der 22-jährige Herner gab als möglichen Grund, warum der Hauptangeklagte ihm „Fuck“ auf die Stirn gestochen hat, einen vorherigen Tattoo-Patzer seinerseits preis: Statt „1312“ hatte er dem vorbestraften Gewalttäter „1213“ auf die Finger tätowiert.
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„Ich hatte mich vertan und zwei Ziffern vertauscht“, erinnerte sich der Zeuge im Prozess vor der 8. Strafkammer. Der Herner habe sich von ihm gewünscht, dass er ihm den Slogan „ACAB“ (All cops are bastards, Deutsch: Alle Polizisten sind Bastarde) auf die Finger tätowiert. Allerdings codiert mit Zahlen dargestellt, entsprechend der Position der Buchstaben im Alphabet. Dabei habe er dann die „2“ und die „3“ vertauscht. Ausgeführt worden sei die Tätowierung auf offener Straße. „Wir haben das vor der Tür auf meinem Roller gemacht“, berichtete der 22-Jährige. „Wir hatten dabei auch etwas getrunken.“ Von daher scheint es auch kaum verwunderlich, dass der Zahlendreher offenbar auch dem Angeklagten selbst erst einige Tage später aufgefallen ist. „Er hat mich dann angerufen. Und ja, er war schon leicht verärgert“, so der Zeuge. Stattgefunden habe die Open-Air-Tätowierung „irgendwann im Frühjahr 2023“.
„Da waren so schöne Feuerzeuge, die haben wir mitgenommen“
Ob alleine dieser Tattoo-Patzer am Ende Auslöser für die angeklagte Fuck-Tätowierung vom 7. Dezember 2023 gewesen ist, erscheint mehr als fraglich. Denn der Tätowierer selbst offenbarte in seiner Zeugenaussage freimütig noch weitere mögliche Beweggründe. Er gab zu, während der Haftzeit des Hauptangeklagten bis Dezember 2023 zeitweise mit seiner Partnerin in dessen Wohnung übernachtet, dort alles durchwühlt, verdreckt und sogar auch Gegenstände mitgenommen zu haben. „Da waren so schöne Feuerzeuge, die haben wir mitgenommen“, hieß es. Obendrein, auch das räumte der Zeuge ein, habe er den 38-Jährigen schließlich nach dessen Rückkehr aus dem Gefängnis wegen Roller-Diebstahls bei der Polizei angezeigt.
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Um die Rücknahme der Strafanzeige sei es schließlich auch bei den Ereignissen nach dem 7. Dezember 2023 in einer Wohnung an der Saarstraße gegangen. Der Tätowierer will am Ende zwar selbst angeboten haben: „Weil ich das versaut habe, darfst Du mich auch gerne tätowieren, aber nicht ins Gesicht.“ Auch habe er beim Blick auf das Wort „Fuck“ über seiner Augenbraue – das belegten zudem Handyvideos von dem Vorfall – danach vor dem Spiegel erklärt: „Sieht ganz okay aus.“ Das allerdings nur „aus Angst“.
„Sein Anblick war ein echter Schock. Er konnte gar nicht richtig reden“
Laut Anklage geht es zudem um einen brutalen Gewaltangriff auf den Tätowierer nur einen Tag später in derselben Wohnung. Daran beteiligt sollen auch der Sohn (19) des vorbestraften Gewalttäters und zwei Jugendliche (15 und 17) gewesen sein. Der Hauptangeklagte soll dem am Boden liegenden Tätowierer dabei letztlich sogar noch ins Gesicht uriniert haben. Eine Zeugin, die den brutal zugerichteten Tätowierer kurz danach gesehen hat, erinnerte sich vor Gericht: „Sein Anblick war ein echter Schock. Er konnte gar nicht richtig reden, hatte ein dickes, zugeschwollenes Gesicht.“
Alle vier Angeklagten schweigen vorerst zu den Vorwürfen. Der 38-jährige Herner sitzt in U-Haft. Der Prozess wird fortgesetzt.