Herne. Paten gesucht: In Herne soll auf einem Acker ein „Bürgerblühstreifen“ entstehen. Wer mitmachen möchte, zahlt - und erhält ein Dankeschön.

Projekt auf Ackerland: Die Landwirte Heimann wollen auf ihrem Acker an der Sodinger Straße in Herne einen Raum schaffen, um ökologische Vielfalt zu fördern: Sie planen einen „Bürgerblühstreifen“. Dazu wollen die Biobauern Mitte Mai die Saat von Blühpflanzen aussäen. Bürgerinnen und Bürger können sich an dem Projekt beteiligen: Im Rahmen einer Partnerschaft haben Interessierte, darunter auch Gruppen, die Möglichkeit, zum Preis von 1 Euro pro Quadratmeter Anteile an der Blumenwiese zu kaufen. Sie tun dann nicht nur etwas für den Naturschutz, sondern werden auf einer Großwand auf dem Acker auch namentlich erwähnt, werben die beiden Landwirte.

Sie heißen Elmar und Christoph Heimann und nennen sich die „Biobrüder“. Nachdem sie den Hof ihrer Eltern in Recklinghausen übernommen haben, stellten sie den Betrieb um, sie verabschiedeten sich von der konventionellen Landwirtschaft und setzen seither auf Bio. Ihr Schwerpunkt ist die Schweinezucht, ihre Produkte, nach eigenen Angaben artgerecht, verkaufen sie im Besucherraum ihres Stalls an der Bergstraße 59 in Recklinghausen. Angeboten wird dort Wurst und Fleisch.

Herne: Schutzraum für Tier- und Pflanzenarten

Der Bürgerblühstreifen soll auf dem Acker an der Sodinger Straße entstehen.
Der Bürgerblühstreifen soll auf dem Acker an der Sodinger Straße entstehen. © WAZ | Michael Muscheid

Im Ortsteil Sodingen haben die beiden Brüder drei Hektar Acker gepachtet, das entspricht einer Fläche von etwa vier Fußballfeldern. Zuletzt haben sie dort Wintergerste geerntet, nun wollen sie Körnermais aussäen - als Futter für ihre Schweine. Etwa 2000 der 30.000 Quadratmeter an der Sodinger Straße wollen sie für die Bürgerblühwiese abzwacken. Vor sechs Jahren, sagt Christoph Heimann (40) zur WAZ, hätten sie mit dem Projekt zunächst in Recklinghausen angefangen, im vergangenen Jahr seien sie auch in Sodingen gestartet. Vor Ort sei die Blühwiese „sehr gut angelaufen“, wenn auch auf deutlich kleinerem Niveau. In diesem Jahr, so hofften sie, sollen noch weitere Bürgerinnen und Bürger dazukommen.

Aussäen wollen die Brüder Ringelblumen, Koriander, Sonnenblumen & Co. Blühende Pflanzen, so die Landwirte, zögen eine Vielzahl von Insekten wie Bienen, Schmetterlingen und Käfern an, die für die Bestäubung von Pflanzen, aber auch und für das Gleichgewicht der Natur entscheidend seien. Durch die Schaffung von Schutzräumen unterstützten die Mitstreiterinnen und Mitstreiter die verschiedensten Tier- und Pflanzenarten - und erhielten somit ihren Lebensraum. Nicht zuletzt wirke sich der Blühstreifen auch positiv auf die Bodenqualität ihres Ackers aus: Die Wurzeln der Blühpflanzen verbesserten die Bodenstruktur und trügen zur Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen bei. Nicht zuletzt seien die Blumen ein Blickfang und brächten Farbe ins Leben.

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Um das Projekt durch eine Patenschaft zu unterstützen, müssen Interessierte mindestens zehn Quadratmeter „kaufen“; jeder Quadratmeter kostet besagten Euro. Das geht per Überweisung oder Paypal. Dabei überweisen Mitstreiterinnen und Mitstreiter ihren Wunschbetrag und geben im Verwendungszweck den Namen, die Gruppe oder den Verein an, der auf der Patentafel erscheinen soll. Wenn kein Name genannt wird, stehe anonym das Wort „Naturfreund“ auf der Tafel.

Sie suchen Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihren Blühstreifen: die Biobauern Elmar (l.) und Christoph Heimann, ansässig in Waltrop und Recklinghausen.
Sie suchen Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihren Blühstreifen: die Biobauern Elmar (l.) und Christoph Heimann, ansässig in Waltrop und Recklinghausen. © Martina Hungerkamp

Bis 15. Mai, so die Landwirte, können sich Interessierte melden, anschließend werde gesät. Gegen Ende Juni, sagt Christoph Heimann, soll die Wiese dann in voller Blüte stehen. Bis Oktober soll sie dann Heimat von Bienen, Schmetterlingen und Käfern sein. Wenn sich viele Menschen beteiligen, so schaut der 40-Jährige nach vorn, dann könne das Projekt in Herne ausgeweitet werden: Auch auf der Ackerfläche an der Gerther Straße könne er sich einen Bürgerblühstreifen vorstellen.

Bezirksbürgermeister: „Großes Dankeschön an die Biobrüder“

Wirbt für das Projekt: der Bezirksbürgermeister von Herne-Sodingen Mathias Grunert (SPD).
Wirbt für das Projekt: der Bezirksbürgermeister von Herne-Sodingen Mathias Grunert (SPD). © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Sodingens Bezirksbürgermeister Mathias Grunert lobt das Projekt: „ein großes Dankeschön an die Biobrüder Heimann und ihre Initiative für die Bürgerblühstreifen“, sagt er zur WAZ. Und fügt an: „Es ist eine tolle Möglichkeit, als Privatperson einerseits die Biolandwirtschaft zu unterstützen und andererseits einen Beitrag zu einem gesunden Umfeld zu leisten.“ Das Projekt zeige zudem, dass sich Landwirtschaft und Landschaftsschutz auch in unserem städtischen Umfeld nicht ausschlössen. Der SPD-Politiker appelliert an die Bürgerinnen und Bürger, mitzumachen: „Von einer Blühpatenschaft profitiert nicht nur die Natur, sondern gleich die gesamte Nachbarschaft.“

Weitere Informationen zum Projekt Bürgerblühwiese gibt‘s auf www.biobrüder.de.