Herne. Betrugsmails werden immer besser, heißt es: Doch manche Spams, die bei der Herner WAZ ankommen, sind so plump, dass man schmunzeln muss.

Spam - dabei handelt es sich ursprünglich um die Bezeichnung für Dosenfleisch, doch längst ist es das Synonym für ungewollte E-Mails, hinter denen Betrugsmaschen stecken. Auch die Herner WAZ-Redaktion erhält sie dutzendweise und löscht sie umgehend. Einige von ihnen haben wir uns doch mal genauer angeschaut - und sind erstaunt bis amüsiert, mit welch plumpen und skurrilen Tricks Menschen das Geld aus der Tasche gezogen werden soll.

Zu den Klassikern zählen das Anpreisen von Potenzmitteln. In diesem Fall soll ein Prof. Dr. Philip Abramovitz der Absender sein. Er fragt, ob wir das Schicksal teilen, dass plötzlich die Manneskraft fehlt. Offenbar geht der Herr Professor davon aus, dass Redaktion der Vorname und Herne der Nachname eines Mannes ist. Dann folgt mit viel Umschweifen die Werbung für die angebliche Online-Apotheke. Den Link klicken wir selbstverständlich nicht an, googeln aber den Professor - er ist in den Weiten des Netzes nicht auffindbar.

Aus Forth Wort winken 25 Millionen Dollar

Aber vielleicht existiert ja eine Mrs Irene Cooper mit Wohnort Forth Worth in Texas? Denn auch sie hat die Redaktion kontaktiert. Und das geradezu konspirativ. *** Just your Eye *** steht im Betreff-Feld der Mail. Der armen Irene geht es offenbar nicht gut, Krebs im Endstadium. Deshalb möchte sie noch ein Wohltätigkeitsprojekt in unsere Hände geben, denn auch Mrs Cooper scheint davon auszugehen, dass Redaktion Herne der Name eines Menschen ist. Beim Wert des Projekts könnte einem schwindelig werden: 50 Millionen US-Dollar. Die Hälfte soll in das Projekt fließen, die andere dürfen wir behalten. Die Absenderin schreibt selbst, dass sich dieses Angebot komisch liest - ja, tut es! Dann fabuliert sie viel vom Glauben, zitiert die Bibel und bringt ihren angeblichen Anwalt ins Spiel. Den sollen wir per E-Mail kontaktieren, um das Geschäft abzuwickeln...

Hat die Herner WAZ-Redaktion etwa bei der spanischen Lotterie El Gordo gewonnen? Natürlich nicht.
Hat die Herner WAZ-Redaktion etwa bei der spanischen Lotterie El Gordo gewonnen? Natürlich nicht. © dpa | Javier Fuentes

Okay, also keine 25 Millionen Dollar. Aber vier Millionen Euro reichen doch auch zum Glücklichsein. Ein angebliches Büro aus Madrid teilt uns jedenfalls mit, dass wir genau diese Summe gewonnen haben. Hier die Nachricht im Wortlaut: „Lieber Gewinner, wir freuen uns, Ihnen zu Ihrem Gewinn bei den Jackpot-Ziehungen zu gratulieren, die in Zusammenarbeit mit dem Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Nationen (UNFCCC) durch Computerumfragen von über 3,5 Millionen Internetbenutzer-E-Mail-IDs durchgeführt wurden. Nach der Übung während der Prüfung wurde festgestellt, dass Sie Ihre Gewinne noch nicht eingelöst hatten. Aus unserer Entdeckung haben Sie €4.000.000 (Vier Millionen Euro) gewonnen.“ Hä? Um die Summe ausbezahlt zu bekommen, sollen wir uns an einen Auslandsvertreter wenden - natürlich per Mail. Wir lassen die Hände weg vom Link zur Mailadresse.

Irgendwie scheinen wir einfach Glückspilze zu sein, wenn es um Gewinne bei Lotterien geht - die gar nicht existieren. In einer anderen spanischen Auslosung sollen wir 1,25 Millionen Euro gewonnen haben. Auch diesen Gewinnanspruch müssen wir anmelden, bitte klicken Sie auf diesen E-Mail-Link. Nein danke! Bei der Alice Walton Stiftung haben wir fünf Millionen Dollar gewonnen, erfahren wir aus einer weiteren Mail. Läuft bei uns. Diese Stiftung gibt es tatsächlich, aber auf der Internetpräsenz findet sich kein Hinweis auf eine Verlosung.

Wir (Facebook Lottery Team) bitten Sie dringend, die Nachricht ehrlich zu behandeln

Bei so viel vermeintlichem Glück muss man doch misstrauisch werden. Also versuchen Betrüger Vertrauen aufzubauen. Wie? So! Facebook - angeblich - leitet seine Mail so ein: „HINWEIS: Wenn Sie diese Nachricht in Ihrem Spam-/Massenordner erhalten haben, liegt das an den von Ihrem Internetdienstanbieter eingeführten Einschränkungen. Wir (Facebook Lottery Team) bitten Sie dringend, die Nachricht ehrlich zu behandeln.“ Was folgt, ist ein weiterer Gewinn, diesmal eine Million Pfund. Wir behandeln diese Nachricht ehrlich - und löschen sie endgültig.

Das FBI-Hauptquartier in Washington. Angeblich hat die Herner WAZ-Redaktion eine Mail vom FBI bekommen.
Das FBI-Hauptquartier in Washington. Angeblich hat die Herner WAZ-Redaktion eine Mail vom FBI bekommen. © dpa | Fbi

„Haltet den Dieb - schreit der Dieb“ lautet ein geflügeltes Wort, wenn es um Kriminelle geht. Gibt es auch in Spam-Version: Und so bekommen wir elektronische Post vom FBI. Oha! Angeblich hat US-Präsident Joe Biden mit anderen Führern der Welt Online-Betrügereien den Kampf angesagt. Und ausgerechnet die E-Mail-Adresse der Herner WAZ-Redaktion tauchte im Kreis jener Opfer auf, denen eine Entschädigung zusteht: 2,8 Millionen Dollar ...

Viel Geld könnten wir auch verdienen, wenn wir Miss Angele Dattero aus Abidjan (Elfenbeinküste) helfen. Ihr verstorbener Vater hat 10,5 Millionen Dollar auf ein Konto eingezahlt, auf das Miss Angele Dattero nur mit unserer Hilfe rankommt. Nicht nur die Anrede „Schatz“ war ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass es sich um eine weitere Spam-Variante handelt.