Herne. WAZ-Leserinnen und Leser erhalten Einblicke auf dem Cranger Weihnachtszauber. Schausteller führen hinter die Kulissen und verraten Geheimnisse.

Wenn alles stillsteht, sieht’s so harmlos aus. Franziska und Nicolas schwanken ein wenig die Treppen hinab, nachdem sie aus dem Mondlift ausgestiegen sind. Aber wahre Kirmesfans kann ja nichts erschüttern. Beim WAZ-Lesertag auf dem Cranger Weihnachtszauber gibt’s Überschläge, spannende Blicke hinter die Kulissen und exklusive Informationen.

+++ Gäste auf dem Cranger Weihnachtszauber: Viele Fotos +++

Franziska und Nicolas drehen eine Runde mit dem Mondlift. Gleich geht’s über Kopf.
Franziska und Nicolas drehen eine Runde mit dem Mondlift. Gleich geht’s über Kopf. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Es kann ja keiner sagen, er sei nicht gewarnt worden: „Bevor es zur Testfahrt kommt… “, setzt SchaustellerChristopher Zettl an: „… nur, weil es umsonst ist: Wer einen leichten Magen hat, sollte nicht mitfahren. Hier geht es schon ganz schön zur Sache.“ Der Mondlift sieht während der Fahrt aus wie ein Riesenrad, nur dass es sich viel schneller dreht und die Menschen in den Gondeln über Kopf hängen. Zuletzt stand Zettl mit dem schon 1978 gebauten Mondlift auf dem Oktoberfest. Jetzt wolle er häufiger wieder in NRW zu Gast sein. Viele der Leserinnen und Leser kennen das Fahrgeschäft schon aus ihrer Jugend und spektakulären Besuchen auf der Cranger Kirmes.

Der Mondlift dreht sich in voller Fahrt. Die Gäste werden kopfüber in die Gondeln gepresst.
Der Mondlift dreht sich in voller Fahrt. Die Gäste werden kopfüber in die Gondeln gepresst. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Ein ganzer Kirmesplatz – alleine für die WAZ-Leserinnen und Leser

Gut 65 Frauen, Männer und Kinder haben den exklusiven Rundgang unter unzähligen Bewerbungen gewonnen. Während der Weihnachtszauber noch geschlossen ist, geht es über das Kirmesgelände. Eine ungewöhnliche Atmosphäre. Denn der ganze Rummelplatz ist nur für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer da.

+++ Noch mehr Fotos vom Lesertag auf dem Cranger Weihnachtszauber +++

Kopf einziehen. Unter dem „Playball“ ist nicht viel Platz. Hier unter der Bodenplatte des Flippers mit seinen gegenläufig rotierenden Sitzen liegen die Anschlüsse. Schausteller Danny Reminder zeigt nach oben: „Hier wird morgens alles kontrolliert, Splinte, Bolzen. Damit auch alles sicher ist.“ Dicke Kabel führen in riesige Schaltkästen. Reminder erklärt, wie die Anlage vor dem Start des Weihnachtszaubers am Morgen geschmiert wird, damit im Betrieb alles rund läuft. Im Winter sei das eine besondere Herausforderung. Manchmal müsse man eine Heizung aufstellen. „Wenn es zu kalt wird, lassen wir die Pumpe morgens schon einmal eine Stunde eher laufen.“

Schausteller Christopher Zettl (Mondlift), stellvertretender Leiter des Weihnachtszaubers Dominik Lüße und WAZ-Reporter Arne Poll führen die Gäste über das Gelände.
Schausteller Christopher Zettl (Mondlift), stellvertretender Leiter des Weihnachtszaubers Dominik Lüße und WAZ-Reporter Arne Poll führen die Gäste über das Gelände. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Was kostet der Betrieb eines Fahrgeschäftes eigentlich? Danny Reminder lässt sich in die Zahlen schauen. Der vorherige Eigentümer habe mit dem Playball in Berlin-Spandau gestanden und mal die Stromkosten von 2018 und 2022 verglichen. „Gleicher Platz, gleiche Standdauer“, sagt Reminder. 2018 seien es 7000 bis 8000 Euro gewesen, vier Jahre später dann schon satte 24.000 Euro. Über den Fahrpreis könne man das nicht hereinholen. „Da merkt man, dass die Gäste irgendwann nicht mehr bereit sind, das zu zahlen.“

+++ Test: So weit kommt eine Familie mit 30 Euro auf dem Cranger Weihnachtszauber +++

Schausteller Danny Reminder an seinem Playball.
Schausteller Danny Reminder an seinem Playball. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich
Die Gruppe auf dem noch geschlossenen Gelände.
Die Gruppe auf dem noch geschlossenen Gelände. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Persönliche Einblicke ins Schausteller-Leben

Mischa Kreft vom Musik-Express erzählt viel Persönliches: „Mein Vater hatte früher eine Raupe.“ Wie die meisten Raupenbesitzer habe er dann auf den Love-Express umgeschwenkt, um konkurrenzfähig zu sein. „Es ist eines der schwersten Geschäfte, weil alles noch körperlich aufgebaut werden muss. Kein Kran, nichts“, sagt Kreft. „Vier Mann Personal braucht man normalerweise. Die haben wir aber leider auch nicht immer.“ Er führe selbst den Betrieb seit 15 Jahren und hoffe auf einen Schwiegersohn, der mit in den Betrieb einsteigt. Auch wenn es mittlerweile einige Schaustellerinnen gibt, die Betriebe führen, sei die körperliche Arbeit oft noch Männersache.

Schausteller Mischa Kreft zeigt seinen Love-Express.
Schausteller Mischa Kreft zeigt seinen Love-Express. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Der Blick hinter die Kulissen ist dieses Mal durchaus wörtlich zu nehmen. Der Weihnachtszauber ist – wie jede Kirmes, wie jeder Weihnachtsmarkt – vor allem Illusion. Die bunte Kulisse leuchtet zum Publikum. Auf der anderen Seite verlaufen Kabel und Rohre. Hier lagert das Material, das immer gebraucht wird. „Wir haben alleine zwölf Kilometer Baum-Girlanden hier angebracht“, sagt Weihnachtszauber Vize-ChefDominik Lüße. Zahlreiche Helfer waren tagelang dabei, Bäume zu verteilen, mit Lichterketten und Kugeln zu behängen. Das ist Material aus 20 Sattelschleppern.

Christopher Löffler (2. von rechts) vom technischen Team zeigt den Lesern Requisiten.
Christopher Löffler (2. von rechts) vom technischen Team zeigt den Lesern Requisiten. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Weil über den langen Zeitraum durch Wind, Wetter und nicht ganz so rücksichtsvolle Gäste auch immer mal wieder was kaputt geht, liegt auch Ersatz bereit. Da lagert noch ein ganzer Stapel frischer Weihnachtsbäume im Netz, Ersatzkugeln, Ersatzlichterketten, Ersatzschleifen…

Ralf Behr und Kathrin Vogel schauen sich den Weihnachtszauber von oben im Riesenrad an, dahinter fliegt die WAZ-Gondel.
Ralf Behr und Kathrin Vogel schauen sich den Weihnachtszauber von oben im Riesenrad an, dahinter fliegt die WAZ-Gondel. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich

Studio auf dem Kirmesgelände – vorbei an der WAZ-Redaktion

Es geht vorbei an der WAZ-Redaktion, die in diesem Jahr zum ersten Mal auf dem Gelände direkt neben der Bühne steht. Wir berichten hier täglich live aus der gläsernen Redaktion. Auch dieser Text und viele Videos, die auf unseren Portalen bei Instagram und Facebook zu sehen sind, entstehen hier.

+++ Auch interessant: Crange vs. Dortmund – das Duell der Weihnachtsmarkt-Bosse +++

Wer dabei ist, kann heute viel erleben: Es gibt eine Riesenradfahrt, Schausteller Marlon Küchenmeister lädt alle Gäste auf eine Bratwurst im Burggrill ein. Zum Finale geht’s zu Eismeister Björn Linnemann auf die Eislaufbahn – Testlaufen inklusive. Im Hintergrund startet der Betrieb für einen spannenden Tag. Kaum zu glauben, was alles an Organisation dahintersteckt.

Nikola Franke-Gose wagt sich aufs Eis. Die Test-Fahrten gibt’s hier für die Gewinnerinnen und Gewinner gratis.
Nikola Franke-Gose wagt sich aufs Eis. Die Test-Fahrten gibt’s hier für die Gewinnerinnen und Gewinner gratis. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich
Nikola und Ulrich Franke-Gose genießen die Gratis-Wurst am Burggrill.
Nikola und Ulrich Franke-Gose genießen die Gratis-Wurst am Burggrill. © FUNKE Foto Services | Dirk A. Friedrich