Herne. Aufwühlende Landschaften, zwei Debütanten, „50 Jahre Emanzipation“ und mehr: Was die Jahresschau des Herner Künstlerbundes zu bieten hat.
23 Künstlerinnen und Künstler, 69 Kunstwerke, 2 Premieren und so manch spannende Geschichte hinter den Bildern: All das hat die 15. Jahresausstellung des Herner Künstlerbundes (HKB) auf den Fluren des Herner Rathauses zu bieten.
So chaotisch der Pressetermin zur Vorstellung war, so sehenswert ist die im Erdgeschoss sowie im 1. Stock des Rathauses präsentierte Schau. Die Künstlerinnen und Künstler zeigen einen repräsentativen Querschnitt ihres Schaffens im Jahr 2023. Die Palette reicht von Porträts und Landschaften über Stillleben, Fotografien und Ansichten der Industriekultur bis hin zu grafischen und abstrakten Arbeiten. Ebenso vielfältig sind die Techniken bzw. Materialien.
Bekannte Namen wie Reiner Glebsattel, Annette Ihme-Krippner, Hassan Jelveh oder Hans-Jürgen Jaworski finden sich an den Wänden. Doch auch zwei Neue im Künstlerbund feiern Premiere: Hagen Apel und Sophia Kühn. Apel zeigt im Rathaus ein Foto und eine Fotografik. „Ich suche Abstraktionen in der Realität“, sagt der 72-Jährige. Er habe (fast) sein Leben lang fotografiert, sei aber erst jetzt zur Kunst gekommen. „Ich habe im Klinikum Essen Patientenfotos gemacht und archiviert.“
Die Acrylmalerei und abstrakte Landschaften stehen bei der zweiten Debütantin Sophia Kühn im Mittelpunkt. „Ich male mittlerweile intuitiv und lasse mich von Gefühlen leiten.“ Sie sei im Marketing beschäftigt und arbeite grafisch am Computer, erzählt sie. Seit etwa fünf Jahren betätige sie sich zum Ausgleich künstlerisch. Das nehme Ausmaße an: Sie habe in diesem Jahr bereits in Frankreich – ihr Zweitwohnsitz – und Bayern ausgestellt, erzählt die 50-Jährige. Außerdem habe sie inzwischen an der Roonstraße ein Atelier mit Showroom.
Rukiye Turan und Daniel Pajonk sind in Doppelrollen in der Jahresschau vertreten, und zwar mit ihrer Kunst sowie als Motiv. Pajonk ist von Günter Mottyl fotografiert und von Rukiye Turan gemalt worden, hat aber auch auf Bitte von Turan deren 50 Jahre altes Familienfoto gemalt. „Dieses Foto ist mir heilig“, sagt die 52-Jährige, die im Alter von sechs Monaten mit ihren Eltern und Geschwistern nach Deutschland gekommen ist.
Das Bild zeige sie als zweieinhalbjähriges Kind mit ihren Schwestern und ihrer „lieben Mama“ im türkischen Dorf Basköy-Kaman, das sie auch nach ihrer Migration immer wieder besucht hätten. Die Mutter sei von der Familie väterlicherseits schlecht behandelt worden; viele ihrer Sachen seien verbrannt worden. Nicht so dieses Foto und einige andere Dinge wie zum Beispiel die Gebetskette ihres Uropas, die sie auf dem Foto in der Hand halte, erzählt sie. Der Titel von Pajonks Gemälde: „50 Jahre Emanzipation“.
Und auch diese Künstlerinnen und Künstler sind diesmal in der Jahresausstellung zu sehen: Gisela Collenburg, Annika Döring, Petra K. Engel, Christa Jakubat, Jörg Jeske, Helmut Kottkamp, Doris Krämer, Heidrun Mottyll, Udo Petrick, Gisela Schulte, Edelgard Sprengel, Eva Stotz, Wilhelm Tinnemann und Inge Weber.
+++ Nachrichten aus Herne – Lesen Sie auch: +++
- „Tragödie“: Herne kann Haushaltslöcher nicht mehr stopfen
- „Kaum zu ertragen“: Herner Sportler ekeln sich in Umkleiden
- Cranger Weihnachtszauber: Öffnungszeiten, Eintritt, Parken
In der Galerie „Kunstpunkt“ des HKB an der Mont-Cenis-Straße 296 in Sodingen fanden in diesem Jahr acht Ausstellungen statt, darunter die thematische Gemeinschaftsausstellung „Grund: Picasso“. Die Vereinigung hat derzeit 33 Mitglieder.
Die Jahressaustellung des Herner Künstlerbundes ist bis zum 2. Februar im Rathaus Herne (Friedrich-Ebert-Platz 2) zu sehen. Die Öffnungszeiten des Rathauses: mo-fr von 8-18 Uhr.