Herne. In Herne können sich immer mehr Tierhalter das Futter nicht leisten. Das bringt einen Hilfsverein an die Grenzen: „Allen können wir nicht helfen.“

Die steigenden Futter- und Tierarztkosten bringen Tierhalter in Herne immer häufiger in Not. Der Verein „Pfotenglück“, der mit einer Art Tiertafel mit Futterspenden zum Monatsende helfen möchte, schlägt Alarm: „Wir sind an unseren Grenzen. Allen können wir nicht helfen“, sagt Christina Sawartowski, Vorsitzende des Vereins. Wegen der hohen Nachfrage und gleichzeitig rückläufiger Spenden mussten sie einen Aufnahmestopp verhängen.

„Leute, die zu uns kommen, sind verzweifelt. Sie sagen, dass sie selbst nicht mehr wissen, was sie noch essen sollen“, beschreibt Christina Sawartowski Gespräche mit Tierhaltern in den vergangenen Wochen und Monaten. Häufig würden sie selbst kaum noch was essen, Hauptsache das geliebte Haustier habe noch Fressen. Aber auch das reiche am Ende des Monats nicht immer. Wenn sie diesen Menschen dann auch noch sagen müsse, dass sie nur auf eine Warteliste kommen könnten, da die Kapazitäten von „Pfotenglück“ ausgeschöpft seien, sänken die Hernerinnen und Herner zum Teil in sich zusammen. Eine erste Spontanhilfe gäbe es dann. Aber langfristig könne der Verein nicht mehr leisten.

Lange Schlange bei Herner Tiertafel

„Die Not ist größer geworden“, beobachtet Sawartowski. Schuld daran sind die gestiegenen Lebensmittel- und auch Tierfutterpreise, aber auch die starke Anhebung der Tierarztkosten. „Wir versuchen, allen gerecht zu werden.“ Aber das sei leider nicht immer möglich. Am Tag der Ausgabe bilde sich bereits eine Stunde vor der Eröffnung eine lange Schlange auf dem Hof in der Claudiusstraße in Wanne, sagt Sawartowski. Weil die Futterspenden nicht reichten, müsse der Verein bereits zukaufen, um die Tiere zu versorgen. Meist reiche der Inhalt der Tüten für etwa eine Woche. Manchmal aber auch nur für vier Tage. „Was wir haben, verteilen wir.“

Auch während der Corona-Pandemie hatten Christina Sawartowski (rechts) und Sabine Mielke die Hilfe für bedürftige Tierhalter nicht eingestellt (Archivfoto).
Auch während der Corona-Pandemie hatten Christina Sawartowski (rechts) und Sabine Mielke die Hilfe für bedürftige Tierhalter nicht eingestellt (Archivfoto). © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Rund 110 Tiere bzw. deren Halterinnen und Halter versorgt der Verein derzeit monatlich mit Futterspenden. Das seien vor allem Katzen und Hunde, aber auch Nager oder Vögel. Nur exotische Tiere würden nicht unterstützt, so Sawartowski. Außerdem hat der Verein, der bereits seit 2011 nicht nur für einen gefüllten Fressnapf sorgt, sondern Bedürftigen auch Zuschüsse für Tierarztkosten gibt, weitere Regeln entwickelt: „Wir versorgen maximal drei Katzen und maximal zwei Hunde pro Halter“, betont die Vorsitzende. Dabei gelten nur Tiere, die der Halter bereits bei der Erstanmeldung hatte. „Leider haben wir einen Trend bemerkt: Je mehr wir unterstützen, umso mehr Tiere schaffen sich die Halter an“, so Sawartowski. Das möchte der Verein unbedingt verhindern.

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„Wir möchten die Tierhalter nicht aus ihrer Pflicht nehmen, selbst für das Tier zu sorgen“, so die Einstellung der Tierfreunde. Deshalb verteilt der Verein auch nur einmal im Monat zum Monatsende Futter, wenn das Geld bei manchem Herrchen und Frauchen knapp wird. Leider sei auch die Spendenbereitschaft zurückgegangen. „Die Einkäufe sind teurer geworden. Dass Leute sich zwei oder dreimal überlegen, ob sie dann noch an einen Verein spenden können, verstehe ich“, sagt Sawartowski. Dennoch sei der Verein, der keinen Großspender hat, auf die kleinen Privatspenden angewiesen.

Wie auf die einer älteren Dame, die regelmäßig die Futter-Spendenbox bei Lebensmittel Toom an der Roonstraße fülle und dann den Verein darüber informiert. Auch bei Edeka Koch an der Hammerschmidtstraße stehe ein solcher Spendenbehälter. Doch viel zu oft werde der nur als Mülleimer missbraucht, bedauert Sawartowski. Futterspenden können aber auch persönlich übergeben werden. Dazu müsse nur telefonisch ein Termin vereinbart werden, betont die Vorsitzende: „Wir machen das ehrenamtlich und sind nicht immer vor Ort.“ Außerdem wolle sie jedem einzelnen Spender gerne persönlich Danke sagen.

>>>WEITERE INFORMATIONEN: Nächste Ausgabe am 30. Oktober

  • Die nächste Tierfutter-Ausgabe findet am Montag, 30. Oktober, von 11 bis 12.30 Uhr an der Claudiusstraße 20 statt.
  • Interessierte potenzielle Spender können sich gerne beim Verein melden und nach Rücksprache selbst zur Ausgabe kommen und sehen, wie vielen Menschen und Tieren damit geholfen werde, betont Sawartowski. Hierfür und vor allem für die Übergabe von Futterspenden ist die 2. Vorsitzende des Vereins, Sabine Mielke, telefonisch erreichbar unter: 01578/3750158. Auch Geldspenden werden benötigt. Weitere Informationen dazu auch im Internet auf: www.pfotenglück-herne.de
  • Wer selbst Futterspenden erhalten möchte, muss einen aktuellen Bewilligungsbescheid von der Arge vorlegen sowie einen Impfausweis der Tiere. Derzeit gibt es jedoch eine Warteliste.