Herne. Zu viele Tauben, zu viel Dreck und Elend: Der Tierschutzverein fordert ein Taubenhaus in Herne. Was Stadt und Biologische Station davon halten.
Der Ruf nach einem Taubenhaus in Herne wird lauter. Der Tierschutzverein Herne-Wanne fordert nun die Aufstellung eines solchen XXL-Taubenschlags auch in dieser Stadt. Damit, sagt die Vorsitzende Veronika Wolff zur WAZ, soll das „Taubenelend“ in der Stadt endlich zielgerichtet und wirksam bekämpft werden. Es gebe „viel zu viele Tauben“ in der Stadt, viele von ihnen lebten unter schlimmsten Bedingungen oder verendeten qualvoll.
Taubenhäuser gehören in vielen Städten bereits zum Alltag. In Gelsenkirchen etwa gibt es zwei, eines in Buer und seit kurzem auch eines in der Innenstadt. Das neue in der City ist ein Übersee-Container, den die Stadt für 400 Tiere aufgestellt hat. Er ist Teil eines „Taubenmanagement-Konzepts“, das die Verwaltung in der Nachbarstadt erarbeitet hat. Das Konzept: In dem Taubenhaus werden die Tiere, die sich sonst auf der Einkaufsmeile von Brötchen- und Döner-Resten oder heruntergefallenen Pommes ernähren, artgerecht gefüttert. Außerdem können sie dort in einem geschützten Raum verweilen, und nicht zuletzt werden ihre Eier gegen Plastikeier ausgetauscht, so dass die Population durch Geburtenkontrolle im Zaum gehalten werden soll. Betreut werden die Stationen von einem Verein.
Herne: Schwere Verletzungen durch Spikes und Netze
Solche Taubenhäuser braucht auch Herne, sagt die Chefin des Tierschutzvereins Herne-Wanne. Die Tauben lebten unter zum Teil schrecklichen Bedingungen. Sie hätten kein vernünftiges Futter und würden an vielen Orten vertrieben. Viele Vogelspikes oder Netze seien aufgestellt beziehungsweise aufgespannt worden, um die Tiere zu vertreiben. Schwere Verletzungen und verkrüppelte Gliedmaße seien die Folge, oder Tiere, die hinter Netzen gefangen seien.
Nicht zuletzt: Häufig sei zu beobachten, dass auf den Straßen nach Tauben getreten werde oder Erwachsene lächelnd zuschauten, wenn Kinder „Taubenjagen“ spielten, so der Tierschutzverein auf seiner Homepage. Eine Lobby, klagt Veronika Wolff, hätten die Tiere nicht: „Sie sind die Ratten der Lüfte, sie interessieren ja niemanden.“ In Taubenschlägen hätten die Tiere ein besseres Leben, nicht zuletzt könne viel Dreck vermieden werden. Denn Tauben, so der Tierschutzverein, seien sehr ortstreu und verbrächten einen Großteil des Tages in und am Schlag. Dadurch werde der Kot von den Innenstadt-Straßen ferngehalten.
Zuletzt waren die Linken in der ersten Jahreshälfte mit ihrem Antrag gescheitert, ein Taubenhaus in Herne-Mitte zu errichten. Dadurch, so das Argument der Partei, könne Herne-Mitte und insbesondere die Bahnhofsunterführung auf der Bahnhofstraße sauberer werden. Nun versucht auch der Tierschutzverein einen neuen Vorstoß.
Die Stadt Herne tritt aber auf die Bremse. „Aktuell sehen wir keine Notwendigkeit für die Errichtung eines Taubenhauses in Herne“, sagt Stadtsprecherin Carina Loose. Es sei nämlich nicht klar, welches Ziel damit verfolgt werden soll. Flächendeckende Probleme mit Tauben seien der Stadt nicht bekannt. Einzelne Meldungen gebe es dagegen immer wieder. „Diese“, so Loose, „sind in der Regel durch unerlaubtes Füttern veranlasst“.
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Auch die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet fragt nach dem Ziel, das ein Taubenhaus erfüllen soll. Wenn es um den Gedanken des Tierschutzes gehe, sei der Ruf nach einem Taubenhaus „nachvollziehbar und anerkennenswert“, sagt der Biologe Richard Köhler zur WAZ. In solchen Verschlägen gehe es den Tieren in der Regel viel besser als auf der Straße. Allein: Die Taubenproblematik allgemein lasse sich dadurch nicht lösen. Denn: Tauben, die bereits eine Brutstätte hätten, würden dort meist auch bleiben. Nur neue oder umgesiedelte Tauben blieben in einem Taubenhaus. Weniger Dreck und weniger Tauben würde es in der Stadt deshalb also nicht geben.