Herne. Das Restaurant Palastkantine in Herne hat einen neuen Betreiber. Wie das Essen schmeckt, was überzeugt und was noch fehlt – die Gastro-Kritik.

Im Frühjahr 2023 hat die Palastkantine neben dem Mondpalast von Wanne-Eickel nach zweijähriger Corona-Pause wieder geöffnet. Der neue Betreiber Markus Schneider gab damals sein Ziel vor: „Wir wollen hier einen gehobenen Standard bieten – bei uns gibt es keine Pommes.“ Ein halbes Jahr später haben wir uns bei ihm umgeschaut – und den Besuch nicht bereut.

Atmosphäre: Geschmackvoll, modern, schlicht und nicht überkandidelt hat Schneider seine Räume in dem etwas versteckten Nebengebäude an der Wilhelmstraße eingerichtet. Durch die großen Panoramafenster schaut man direkt ins Grüne, in den Wanner Stadtgarten. Im Sommer punktet das Restaurant zudem mit einem Biergarten, der quasi im Park liegt. Minuspunkt: Bei unserem Besuch lief im Hintergrund Radiomusik, zumindest die Ansagen des Moderators zwischen den Liedern gehören nicht zum guten Essen.

Auf zwei Tellern serviert ist diese Hauptspeise schnell zur Vorspeise umfunktioniert: anderthalb Reibekuchen mit Apfelmus und schöner Früchtedeko.
Auf zwei Tellern serviert ist diese Hauptspeise schnell zur Vorspeise umfunktioniert: anderthalb Reibekuchen mit Apfelmus und schöner Früchtedeko. © WAZ | Michael Muscheid

Angebot: Buffet gibt’s unter dem neuen Betreiber nicht mehr, dafür zehn Hauptgerichte, zwei Vor- und drei Nachspeisen. Pluspunkt für Besucherinnen und Besucher des Mondpalasts: Wer reserviert hat, behält den Tisch den gesamten Abend über, kann also auch in der Pause oder nach dem Stück an seinen Platz zurück. Gezahlt wird später. Wer’s mag: Die Speisen werden auch über „Ubereats“ ausgeliefert. Der Blick ins Menü ist erst mal etwas ernüchternd. Als Vorspeisen gibt’s nur Paprika- und Gulaschsuppe (warum keine Vorspeisen in fester Form?), bei den Hauptgerichten dominieren Braten, Filet, Schnitzel, Geschnetzeltes und Co. Die Auswahl für Vegetarier, Veganer und diejenigen, die nicht immer Fleisch und Fisch auf dem Teller wollen, ist entsprechend klein.

Geschmack: Die anfängliche Ernüchterung ist unbegründet. Als Vorspeise wählen wir einmal die Hauptspeise Reibekuchen mit Apfelmus (8,60 Euro), die wir teilen wollen. Sie werden direkt, ohne Nachfrage, mit schöner Früchtedeko auf zwei Tellern serviert, sind kross gebacken und schmecken hervorragend.

Als Hauptspeise nehmen wir Lachsfilet in Limetten-Buttersoße mit Blattspinat (mit 26,80 Euro das teuerste Gericht) und, für den Vegetarier, vegane Hackbällchen in Tomatensugo (12,60 Euro). Der Bitte, statt Kartoffelstampf das Süßkartoffelpüree und statt den Gemüsereis den Kartoffelstampf als Beilage auf die Teller zu legen, wird umstandslos entsprochen. Die Kombination aus Lachs, Spinat und Süßkartoffelpüree passt sehr harmonisch zusammen. Das Gericht ist gut portioniert, auf den Punkt gegart und schmeckt ganz ausgezeichnet, auch wenn wir den Lachs zu Hause nicht mit Soße schwimmend und mit Soße übergossen essen. Die veganen Hackbällchen schmecken gut, sind aber – wie bislang die meisten dieser Ersatzprodukte – keine Offenbarung. In Kombination mit dem frischen Tomatensugo und dem leckeren Püree ist diese vegane Variante aber durchaus empfehlenswert.

Lecker: Lachs, Spinat und Süßkartoffelpüree.
Lecker: Lachs, Spinat und Süßkartoffelpüree. © WAZ | Michael Muscheid

+++ Restaurants in Herne, von der WAZ getestet: Hier gibt es weitere Gastrokritiken.

Den Nachtisch wollen wir zweieinhalb Stunden später in der Theaterpause zu uns nehmen und bestellen ihn, gemeinsam mit Cola und Cappuccino, schon mal vor. Als wir später am Tisch ankommen, steht alles auf den richtigen Plätzen bereit: Nougat-Toffee (6,50 Euro) und Cheesecake (6,00 Euro) sind zart, nicht zu süß und bilden den harmonischen Abschluss. Der ebenfalls bereitgestellte Kaffee hat die richtige Temperatur, aber leider einen in Folie eingeschweißten Keks auf dem Unterteller und keine persönliche Note, also etwa eine selbst hergestellte süße Kleinigkeit.

Vegane (und vom Tester leicht geänderte) Variante: vegane Hackbällchen mit Tomatensugo und Kartoffelpüree statt Gemüsereis.
Vegane (und vom Tester leicht geänderte) Variante: vegane Hackbällchen mit Tomatensugo und Kartoffelpüree statt Gemüsereis. © WAZ | Michael Muscheid

Fazit: Empfehlenswert! Nicht nur dafür, um einen gelungenen Abend im Mondpalast abzurunden. Die Palastkantine bietet frische, leckere und überdurchschnittliche Restaurantkost zu fairen Preisen in guter Atmosphäre. Die Bedienung war sehr aufmerksam und freundlich. Wer Burger, Pommes oder Kroketten mag, ist dort aber falsch. Ebenso diejenigen, die Chichi, Raffinesse oder Aha-Erlebnisse suchen. Ein, zwei Vorspeisen mehr, ebenso ein, zwei weitere Hauptspeisen für Vegetarier oder Veganer würden der Speisekarte guttun.

Mhhhh: Der Cheesecake ist ein perfekter Abschluss.
Mhhhh: Der Cheesecake ist ein perfekter Abschluss. © WAZ | Michael Muscheid

Bewertung:

Geschmack: 4 von 5

Atmosphäre: 4 von 5

Service: 5 von 5

Preis-Leistung-Verhältnis: 5 von 5

Weitere Informationen:

Restaurant Palastkantine, Wilhelmstraße 26, Telefon 02325 6350883. Öffnungszeiten Restaurant und Biergarten: Mittwoch und Donnerstag 15-22, Freitag und Samstag 14-0, Sonntag und an Feiertagen 13-22 Uhr. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.palastkantine.de

Hinweis der Redaktion: Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil der Verfasserin beziehungsweise des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.