Herne. Erfrischung im Spätsommer gefällig? „Eis Renzo“ fährt täglich mit seinem Eiswagen durch Herne – und sorgt für Abkühlung. Alle Infos zum Eismann.

  • „Eis Renzo“ fährt täglich durch Herne, jeweils in diesen Stadtteilen: Wanne, Crange und Röhlinghausen
  • Domenico Forciniti hat den beliebten Eiswagen „Eis Renzo“ übernommen.
  • Gemeinsam mit seinem Bruder arbeitet er täglich von 6 bis 21 Uhr.
  • Auch im Sommer kühlt das Eis im Wagen bei minus 25 Grad.

Kaum ertönen die Schulglocken, strömen die Kids aus der Schule Laurentiusstraße auf den schwarzen Eiswagen mit der Aufschrift „Eis Renzo“ zu. Mit ihren Eltern im Schlepptau wissen sie ganz genau, womit sie sich für den heutigen Schultag belohnen: mit ihrem Lieblingseis! Einzeln nimmt der Eismann die Bestellungen seiner jungen Kunden auf und reicht Kugel nach Kugel aus dem umgebauten Sprinter nach draußen – immer mit einem Lächeln im Gesicht.

Auf der anderen Seite, im Inneren des Eiswagens, steht Domenico Forciniti mit seiner grau-melierten Schürze: Der 28-jährige Eismann fährt täglich durch Herne. Bereits 2016 habe er angefangen, Eis zu verkaufen. Es sei erst nur vorübergehend gewesen, bis er irgendwann gedacht habe: „Ey, eigentlich ist der Job geil.“ Den Sprinter (Baujahr 1998) übernahm er von seinem Onkel.

Eis Renzo by Domenico: Bereits seit 1971 ist der Eiswagen in Herne bekannt

„Eigentlich ist er nicht mein richtiger Onkel, aber er ist wie Familie für mich“, erklärt der Eismann. „Er meinte damals am Telefon, dass er seine Eiswagen verkaufen will.“ Zwei alte Fahrzeuge, zwei Eismaschinen – ab ging es für Domenico in die Selbstständigkeit. Seitdem fährt er unter dem neuen alten Namen „Eis Renzo by Domenico“.

„Eis Renzo“ steht zum Schulschluss an der Laurentiusschule in Herne bereit – hier reicht Domenico Yasemin Süntürk ihr Eis.
„Eis Renzo“ steht zum Schulschluss an der Laurentiusschule in Herne bereit – hier reicht Domenico Yasemin Süntürk ihr Eis. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

„Viele haben davon abgeraten“, erzählt Domenico, während er durch die Straßen tuckert, „aber meine Frau und ich haben es durchgezogen.“ Mittlerweile warte seine einjährige Tochter darauf, dass ihr Vater von der täglichen Rundfahrt zurückkommt. Domenico lächelt: „Vielleicht fängt sie irgendwann von alleine an, Eis in der Schule zu verkaufen. Sie wird bestimmt eine kleine Geschäftsfrau.“

„Bloß keine Horrormusik“ – Eis Renzo möchte positiv assoziiert werden

Während der junge Vater in eine Wohnsiedlung in Crange einbiegt, bedient er einen Regler unterhalb des Autoradios. Unmittelbar danach ertönt seine Erkennungsmelodie. Sie versetzt die Kinder in Vorfreude und ist zugleich das Zeichen an die Eltern, schon mal die Münzen aus dem Portemonnaie herauszukramen. „Bloß keine Horrormusik“, sagt Domenico. Die Leute sollen sich schließlich freuen, dass er kommt.

Gegenüber vom parkenden Eis-Mobil ruft ein Vater über den Zaun: „Warte bitte noch kurz.“ Gerufen, gewartet. In der Regel bleibt Domenico zwischen drei bis fünf Minuten stehen, bei Hochhäusern länger. Bernd Happeck und sein vierjähriger Sohn Paul tauchen wenig später an der Schiebetür auf. Paul bestellt ein Eis im Becher, selbstredend mit bunten Streuseln und einer runden Waffel. Sofort schnappt sich der Kleine sein Eis und nickt dabei zufrieden.

Mitten in Herne: Bernd Happeck und sein Sohn Paul (4) sind Stammkunden von Domenicos Eiswagen „Eis Renzo“.
Mitten in Herne: Bernd Happeck und sein Sohn Paul (4) sind Stammkunden von Domenicos Eiswagen „Eis Renzo“. © Unbekannt | Tom C. Hoops

Blick hinter die Kulissen: Wie sieht es in einem Eiswagen aus?

Entgegen der Erwartungen ist es im Eiswagens nicht kalt. Der Fahrerraum ist geräumig, bläulich-grau, in originalem Zustand (bis auf das Radio). An Domenicos Rückspiegel hängt eine Kette mit einem hölzernen Kreuz, daneben ein Bild von ihm und seiner Frau. „Das hier ist ein italienischer Glücksbringer“, er zeigt auf etwas, das aussieht wie eine rote Chilischote, „der soll alles Böse abweisen“. Domenico ist zur Hälfte Italiener. Er scherzt: „Meine Größe und mein Temperament sind eindeutig italienisch.“

Der mittlere Teil des Sprinters ist mit glänzendem, hellen Edelstahl ausgestattet – „hält ewig.“ Durch die Kühl-Aggregate im Kofferraum kann er den ganzen Tag Eis verkaufen. Denn während draußen der Schweiß tropft, gefrieren die 15 verschiedenen Eissorten im Inneren bei minus 25 Grad.

Domenico kann in seinem Eiswagen 15 verschiedene Sorten kühlen – im anderen Sprinter, der durch Bochum fährt, sogar 24.
Domenico kann in seinem Eiswagen 15 verschiedene Sorten kühlen – im anderen Sprinter, der durch Bochum fährt, sogar 24. © Unbekannt | Tom C. Hoops

Manche Kunden trifft Domenico jeden Tag – „sie werden zu Freunden“

In Gelsenkirchen hat Domenico sein eigenes Eislabor. Dort befüllt er die Behälter mit frisch hergestellter Eiscreme und verstaut sie anschließend im Transporter. Um Produktion und Verkauf kümmere er sich gemeinsam mit seinem Bruder Enrico (22), der täglich durch Bochum fährt. „Wir machen das alles zusammen. Er ist meine rechte Hand.“ Für Erwachsene hätten sie ein Limoncello-Eis kreiert, angelehnt an den italienischen Zitronen-Likör. Die beliebtesten Sorten seien jedoch die Klassiker: Schoko, Vanille, Erdbeere.

„Grundsätzlich verkaufe ich Eis von März bis Oktober. Im Winter habe ich einen Nebenjob.“ Zuhause rumsitzen? Das sei nicht seine Art. Denn eigentlich arbeite er jeden Tag von 6 bis 21 Uhr.

Gegen Ende der Tour kommt der Eiswagen in einer Sackgasse zum Stehen. Domenico erzählt vom nächsten Kunden, den er direkt an seinem Fenster beliefert: „Er nimmt immer einen Erdbeerbecher mit einer Kugel mehr.“ Per Handzeichen verständigen sich die Beiden. Dann klettert der Eismann durch die Beifahrerseite aus dem Auto. „Toller Service“, sagt Heinz Kresse, der 69-Jährige sei schließlich nicht mehr so gut auf den Beinen. Auf der Rückfahrt verrät Domenico: „Viele meiner Kunden werden für mich zu Freunden.“