Herne/Wanne-Eickel. Beim Fußverkehrs-Check NRW in Herne können Bürger die Stadt weiterentwickeln. Während eines Spaziergangs schlugen sie erste Lösungsansätze vor.
Mangelnde Sicherheit, zu wenig Platz auf dem Fußweg, schlecht beleuchtete Straßen. Diese Mängel haben rund 20 „Spaziergänger“ am Mittwochabend bei einem Rundgang durch Wanne diskutiert. Die Gruppe startete am Hauptbahnhof Wanne-Eickel, lief bis zur Cranger Kirmes und über die Fußgängerzone wieder zurück. Den Teilnehmern fielen zahlreiche Details auf.
Fußgänger-Check in Herne: Workshop lieferte erste Anhaltspunkte
Schon nach wenigen Schritten, nahe einer Kreuzung am Hauptbahnhof Wanne-Eickel, entdeckten die Spaziergängerinnen und Spaziergänger die erste Schwachstelle: einen Radweg, der für Fußgänger schlecht einsehbar ist. Vor allem für kleinere Menschen, Kinder und Rollstuhlfahrer sei dies gefährlich, da ihnen die Sicht durch eine hohe Hecke erschwert werde, erläuterte Kirsten Niklas vom Planungsbüro VIA, das die Vorschläge sammelt und für die Stadt aufbereitet. Ein Vertreter der Stadtverwaltung kündigte an, dass die Hecke als kurzfristige Maßnahme bereits in den nächsten Tagen geschnitten werden soll.
Fußverkehr in Herne ist auf die Kooperation von Bürgern und Politik angewiesen
Ein paar hundert Meter weiter an der Rathausstraße/Ecke Heidstraße: Dominik Kerl, ebenfalls vom Kölner Planungsbüro, wies auf die sogenannten „taktilen Elemente“ hin. Dies seien Bodenplatten, die durch ihre Form und Beschaffenheit für Blindenstöcke einen tastbaren Unterschied darstellen würden. So könnten Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit erkennen, wann sie eine Straße überqueren bzw. an einer Ampel stehen. Im Grunde ein positives Beispiel, das es allerdings nicht an jedem Übergang gibt.
Inwiefern lassen sich die Anmerkungen der Bürger auch umsetzen? Andreas Barzik (CDU) weist darauf hin, dass die Empfehlungen direkt aufgenommen würden und sich in der Politik umsetzen ließen. „Wir können nicht jede Straße in Herne ablaufen“, gesteht der Politiker, allerdings könne einiges exemplarisch verbessert und in der gesamten Stadt reproduziert werden.
Nur wenige Bürger nahmen die Möglichkeit zum Austausch wahr
An der Fußgängerzone angekommen, sprachen die Teilnehmer zunächst die fehlenden Spielgeräte für Kinder an. Zudem schlug ein Spaziergänger einen Basketballkorb für Jugendliche vor. Positiv nahm das Planungsbüro die zahlreichen „konsumfreien Sitzmöglichkeiten“ wahr – darunter fallen beispielsweise Bänke, die nicht Teil der Außengastronomie sind.
Auffällig: Von den rund 20 Teilnehmern war lediglich eine Handvoll Bürger vor Ort. Der Aufruf habe im Vorfeld nicht so viel gebracht, sagte Melina Albrecht vom Fachbereich Tiefbau und Verkehr. Deswegen habe die Stadt auf dem Marktplatz versucht, weitere Teilnehmer zu gewinnen. Bei Detlef Meyer ist es ihnen gelungen: Er sei vielfältig interessiert am Stadtgeschehen und wolle verstehen, wie der Prozess ablaufe, durch den die Fußwege verbessert werden, so der 65-Jährige. „Ich war überrascht“, erzählt er, „dass so wenige normale Bürger da sind.“
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Peter Liedtke (Grüne) war froh, dass immerhin einige Bürger gekommen waren. Er hätte sich jedoch auch mehr Politiker gewünscht. „Die entscheidende Frage bleibt, ob die Politik sich traut, den Autofahrern die Parkplätze wegzunehmen.“ Liedtke selbst hatte an einer der Stationen vorgeschlagen, „den ein oder anderen Parkplatz zu entfernen, um den Fußgängerweg attraktiver zu machen“. Die Sicherheit sei zudem auch eine Frage der kleinen Schritte – von denen am Donnerstag viele gemacht wurden.
Wie geht es für den Fußgänger-Check in Herne weiter?
Das Planungsbüro zog am Ende ein positives Fazit: Es habe viele verschiedene Vorschläge gegeben. „Dadurch kamen viele Ideen auch von den Alltagsexperten selbst.“ Die Erfahrung zeige: Solche Begehungen würden helfen, den direkten Austausch zwischen den Bürgern sowie der Politik und Verwaltung zu stärken. Der weitere Ablauf: Das Planungsbüro VIA Demnach nimmt die Empfehlungen aus dem Spaziergang auf und präsentiert sie gebündelt in einem Workshop am 16. Oktober. Hieraus ließen sich Maßnahmen entwickeln, die kurz-, mittel- und langfristig umsetzbar seien.
Die Stadt Herne hatte sich auf die Initiative beworben und Ende des Jahres den Zuschlag für den sogenannten „“ bekommen, der vom Zukunftsnetz Mobilität NRW für ausgewählte Kommunen angeboten wird. In einem Workshop hatte das Planungsbüro VIA aus Köln zuvor einige zentrale Stellen herausgearbeitet. Diese sollten bei der Begehung unter die Lupe genommen und von der Gruppe hinsichtlich ihrer besprochen werden.