Herne. Darf ein LEG-Mieter Vögel füttern? In Herne ist daraus ein Nachbarschaftsstreit entstanden. Denn mehr als hundert Tauben nerven die Nachbarn.

Dicke Luft in der Flöz-Hugo-Siedlung in Herne-Wanne: Bereits seit gut einem Jahr belagern hier Schwärme von Tauben einen Garten und fliegen von dort immer wieder auf das nahe gelegene Dach eines LEG-Mietshauses. Die Anwohner der umliegenden Häuser sind sauer und werfen einem Nachbarn vor, die Tauben zu füttern und somit anzulocken. Bis zu 200 Tauben seien es inzwischen geworden, sagen Nachbarn. Ein entspannter Aufenthalt im Garten gehöre der Vergangenheit an. Die Fronten in der Nachbarschaft sind deswegen verhärtet.

Es ist ein kleines abgezäuntes Gartenstück am Rande eines Gemeinschaftsgartens, das die Gemüter so erhitzt. Karl-Heinz Scheyka zeigt den Ort, an dem er sich gerne entspannt. Beim Betreten des Gartens wird allerdings deutlich: Der gesamte Boden ist besetzt mit Tauben, auch in den Zweigen der Bäume sitzen die Vögel und scheinen sich dort sehr heimisch zu fühlen. Mehrere Futterspender hängen in den Ästen. Dennoch betont Scheyka: „Ich füttere keine Tauben!“

LEG-Mieter aus Herne: „Wir füttern nur die Singvögel“

„Wir füttern nur die Singvögel“, führt Scheyka weiter aus. „Die Singvögel haben jetzt Junge und brauchen auch Futter“, so seine Begründung. Ihm mache es Spaß, die Vögel zu füttern. Dass dies auch die Tauben anlocke und diese das heruntergefallene Futter fräßen, dazu könne er nichts. „Und wenn eine Taube kommt, kommen die anderen hinterher.“ Dass der gesamte Garten von Tauben belagert werde, störe ihn nicht. Wenn er den Garten betrete, flögen sie ja zur Seite.

Karl-Heinz Scheyka betont: „Ich füttere keine Tauben, sondern nur die Singvögel!“
Karl-Heinz Scheyka betont: „Ich füttere keine Tauben, sondern nur die Singvögel!“ © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

Ganz so entspannt sehen das seine Nachbarinnen und Nachbarn nicht. Denn die Tauben bleiben nicht einfach in Scheykas Futter-Oase sitzen, sondern fliegen im Minutentakt zum nahe gelegenen Hausdach eines Mietshauses schräg gegenüber. Begleitet wird dies durch lautes Flattergeräusch und auf den letzten Flugmetern zum Garten mit dem Gefühl, man müsse sich vor den Vögeln wegducken.

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Rita Schinke und Sabine Richter reicht’s. Sie wohnen zwar in Nachbarhäusern, fühlen sich aber ebenso gestört durch die fliegenden Dauergäste: „Ich hänge schon seit über einem Jahr keine Wäsche mehr zum Trocknen raus, da sie sonst voll Taubenkot ist“, ärgert sich Sabine Richter, die seit knapp zehn Jahren in der Flöz-Hugo-Siedlung wohnt. „Früher habe ich mich auch mal in den Garten gesetzt, aber jetzt geht das nicht mehr. Die Tauben kacken alles voll.“

Sie sowie Rita Schinke beschuldigen ihren Nachbarn, die Tauben absichtlich zu füttern. „Ich habe gesehen, wie das Taubenfutter durch die Gegend flog - morgens, abends und auch zwischendurch“, so Rita Schinke. Die Tauben warteten auf dem Dachgiebel nur auf die nächste Fütterung im Garten. Außerdem füttere Scheyka die Tauben auch aus dem Dachfenster seiner Wohnung, so ihr Vorwurf. Dieser bestreitet es aber, betont immer wieder, nur die Singvögel zu füttern.

Rita Schinke und Sabine Richter sind sauer: Scharen von Tauben machen es ihnen unmöglich, ihre Wäsche im Garten zu trocknen. Sie liegen deshalb im Streit mit einem Nachbarn.
Rita Schinke und Sabine Richter sind sauer: Scharen von Tauben machen es ihnen unmöglich, ihre Wäsche im Garten zu trocknen. Sie liegen deshalb im Streit mit einem Nachbarn. © FUNKE Foto Services | Jörg Schimmel

„Es gibt wirklich Tage, da ist das gesamte Dach voller Tauben, und wir haben Angst, das Fenster zum Lüften zu öffnen“, sagt Pierre Denzel, der im selben Haus wie Karl-Heinz Scheyka wohnt. Er habe sich bereits beim Vermieter, der LEG, beschwert, aber ein Mitarbeiter, der vor Ort war, habe gesagt, er könne nichts tun.

LEG untersagt in der Regel Fütterung

Auf WAZ-Anfrage sagt LEG-Sprecherin Veronika Böhm: „In der Regel untersagen wir die Fütterung derartiger Tiere, damit das Wohnumfeld nicht verschmutzt wird, aber auch um Schädlinge und Plagen fernzuhalten.“ Dieser spezielle Fall sei allerdings ihres Wissens von den LEG-Mietern nicht an die Beschwerdestelle herangetragen worden. „Auf Beschwerden können wir nur proaktiv reagieren, wenn uns diese vorliegen. Gerne können sich die betroffenen Mieter jederzeit an uns wenden. Wir versuchen dann gerne, eine passende Lösung zu finden“, so Böhm.

Scheyka möchte weiter die Singvögel füttern – „bis die LEG es mir verbietet“, sagt er. Doch bereits kurz nach dem Besuch der WAZ habe sich das Taubenproblem gebessert, so Denzel. Offenbar würden die Tauben nun zwar in der Siedlung, aber an einer anderen Stelle gefüttert, so sein Eindruck.