Herne. Bis vor wenigen Tagen fuhr noch ein Impfbus durch Herne. Die Impf-Infrastruktur ist abgebaut. Wäre die Stadt bereit, wenn Corona zurückkäme?
Der HCR-Linienbus stoppt an diesem verregneten Juli-Tag im Jahr 2023 an der Haltestelle Herne-Mitte. Menschen steigen in den „Impfbus“, andere steigen aus. Es ist einer der letzten Einsätze für Wagen 55 unter dieser Flagge. Am nächsten Morgen wird der Herner Impfbus „neutralisiert“, so nenen die Experten von der Verkehrsgesellschaft es, wenn alte Beklebung entfernt wird. Corona ist seit dieser Woche für die Herner Stadtverwaltung so gesehen gänzlich Geschichte. Der Bus fährt als normaler Linienbus weiter. Aber wer impft schnell, wenn es noch einmal nötig wird? Und wo?
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Erlass besagt: Alle „Vorhaltestrukturen“ mussten aufgelöst werden
„Die auf Grundlage des Erlasses des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW eingerichteten Vorhaltestrukturen mussten mit Ablauf des 31. März 2023 aufgelöst werden“, sagt Stadtsprecherin Anja Gladisch. Die Stadt selbst könne seit dem 1. April im Auftrag des Landes keine Impfungen mehr durchführen. Das Aus für die Mobilen Impfstellen kam schon im November 2022.
So groß der Bedarf zunächst war, so sehr auch die Behörden hinterher waren, Corona-Impfungen sind aktuell kaum noch öffentlich Thema. Die Empfehlungen gelten allerdings weiter, in der älteren Generation und bei chronisch Kranken wird auch weiter vorsorglich geimpft, allerdings nicht mehr durch die Behörden: „Für das Jahr 2023 wird davon ausgegangen, dass die Impfungen durch die Ärzte- und Apothekerschaft abgedeckt werden können. Von einem Bedarf für regelmäßige staatliche Impfangebote wird nicht ausgegangen“, sagt Anja Gladisch.
Was passiert, wenn Corona wieder in der Form zurückkäme?
Gibt es denn weiter ein Lager, in dem die Stadt für den Fall des Falles Material bereithält? „Aufgrund der Erlasslage wurden keine Lagerbestände eingerichtet. Insbesondere medizinisches Material kann aufgrund begrenzter Haltbarkeiten nicht für einen längeren Zeitraum gelagert werden. Dies gilt vornehmlich für Impfstoffe“, sagt Gladisch. „Restbestände wurden primär karitativen Einrichtungen zur Verfügung gestellt.“ Ein Vorteil: Corona sorge so nicht mehr für laufende Kosten bei der Stadt durch entsprechende Bereithaltung.
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Sollte Corona noch einmal mit voller Wucht zurückkommen, Impfungen wieder als entscheidendes Mittel gelten, dann müsste die Stadt die Impfangebote neu aufbauen. Aber es träfe nun niemanden mehr unvorbereitet: „Die Einrichtung einer entsprechenden Struktur kann kurzfristig erfolgen“, erklärt die Stadtsprecherin. „Materialien und Impfstoffe stehen aktuell sofort zur Verfügung.“
Keine Fahrzeuge mehr fürs Impfen bereitgehalten
Die Stadt stehe auch weiterhin „regelhaft“ mit „Prozessbeteiligten“ im Austausch, heißt es. „Dazu zählen niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, das DRK und Apotheken. „Insbesondere wurden Prozesse im Rahmen des Impfgeschehens durch die Arbeit des Impfzentrums und später der koordinieren Covid-Einheit so weit professionalisiert, dass diese kurzfristig auf neue Gegebenheiten angepasst werden können.“
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Mit dem Impfbus, der jetzt auch nur noch den Aufkleber trug, verschwindet das letzte Fahrzeug aus dem Stadtbild. Es gebe auch keine Fahrzeuge mehr, die dafür bereitgehalten werden, sagt Gladisch. „Der Wagen ist weiter mit der Werbung für die Stadt unterwegs“, sagt HCR-Sprecher Dirk Rogalla. Und solle noch einmal eine Pandemie kommen, was keiner hoffen mag, dann sei das Bekleben wohl das geringste Problem.