Herne/Düsseldorf. Flammt der alte Kirmes-Zoff zwischen Cranger Kirmes und Rheinkirmes wieder auf? Aus Herne kommt eine freche Attacke. Wie reagiert Düsseldorf?

Flammt da der alte Kirmes-Zoff zwischen der Cranger Kirmes in Herne und der Rheinkirmes in Düsseldorf wieder auf? Das Herner Stadtmarketing will am Samstag (15. Juli) mit einem Werbebanner für die Cranger Kirmes über die Rheinkirmes fliegen – vor wenigen Jahren hätte man das unter den Konkurrenten wohl als was Stich ins Herz wahrgenommen. Aber die Düsseldorfer reagieren dieses Mal so gelassen wie noch nie auf die Spitze aus dem Ruhrgebiet. Noch?

So soll es aussehen: Ein Flugzeug soll mit dem Banner für die Cranger Kirmes über die Rheinkirmes fliegen.
So soll es aussehen: Ein Flugzeug soll mit dem Banner für die Cranger Kirmes über die Rheinkirmes fliegen. © Stadt Herne | Stadtmarketing Herne

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Düsseldorfer Sprecher: Beide Veranstaltungen nicht auf dem ersten Platz

Auf den alten Kampf um den Titel der größten Kirmes in NRW wollen die Veranstalter der Düsseldorfer St.-Sebastianus-Schützen gar nicht mehr eingehen – da es doch sowieso nicht für die nationale Führerschaft reiche: „Wir stehen eben an dritter Stelle und die Cranger Kirmes an der zweiten Stelle“, sagt Kirmessprecher Bernd Jost auf WAZ-Nachfrage. „Das größte Volksfest ist immer noch das Münchener Oktoberfest.“ Zur Erinnerung: Crange hat etwa vier Millionen Besucher jährlich, Düsseldorf nur 3,5 Millionen.

Jost erfährt erst durch den Anruf der Redaktion von der geplanten Aktion des Herner Stadtmarketings. Das solle Herne ruhig so machen. „Wir haben nichts in dieser Art geplant.“ Das Flugzeug mit der Werbung für die Cranger Kirmes soll am Samstag gegen 10 Uhr auf dem Flugplatz Borkenberge in Lüdinghausen abheben und soll zweimal gegen 11 Uhr und gegen 12.30 Uhr die Düsseldorfer Rheinwiesen überfliegen. Auf dem Weg soll über dem Sommerfest in der Essener Gruga, am Schloss Berge in Gelsenkirchen und beim „Fantastival“ in Dinslaken für die Cranger Kirmes geworben werden.

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Nach etlichen eher feindseligen Aktionen früherer Jahre will Bernd Jost von den Düsseldorfer Schützen jetzt keine Giftpfeile mehr Richtung Crange schießen. „Ich freue mich auch über die Cranger Kirmes. Ich fahre auch dorthin. Ich habe keine Probleme mit der Cranger Kirmes.“ Und auch ein Führungswechsel bei den Schützen, deren Schützenfest die Rheinkirmes ja ist, habe vielleicht zur weiteren Entspannung beigetragen. Michael Zieren hatte im vergangenen Jahr Lothar Inden abgelöst.

Nur Platz 2 in NRW: Die Düsseldorfer Rheinkirmes lockt weniger Besucher an als die Cranger Kirmes. Es gibt weniger Stände und Schausteller.
Nur Platz 2 in NRW: Die Düsseldorfer Rheinkirmes lockt weniger Besucher an als die Cranger Kirmes. Es gibt weniger Stände und Schausteller. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

2009 eskaliert Scharmützel um Vorherrschaft: „Besser Schweinegrippe als Rheinkirmes“

Im Jahr 2009 war ein jahrelang andauerndes Scharmützel um die Vorherrschaft in NRW eskaliert. Plötzlich war überall nur noch vom „Kirmes-Krieg“ die Rede. Die Cranger hatten damals in Düsseldorf auf Plakaten in der Nähe der Rheinwiesen eine große Werbeaktion gefahren. Die Düsseldorfer überklebten die Plakate mit der Aufschrift „Fällt aus wegen Schweinegrippe“. Crange konterte mit „Besser Schweinegrippe als Rheinkirmes.“ Dass einige Jahre mit Corona tatsächlich eine Seuche beide Veranstaltungen zweimal lahmlegen sollte, konnte da noch niemand ahnen.

Offiziell kommen auch aus Herne nun sanftere Töne: Das Stadtmarketing spricht von den „Freunden“ in Düsseldorf. Stadtmarketing-Chef Holger Wennrich ließ in einer Mitteilung verbreiten, dass man doch gemeinsam mit den Düsseldorfer Kirmesmachern gute Stimmung verbreiten wolle. „Wir sorgen doch gemeinsam dafür, dass NRW das Kirmesland Nummer 1 ist und auch bleiben soll.“

Holger Wennrich ist Geschäftsführer von Stadtmarketing Herne. Er will die Attacke auf Düsseldorf nicht als solche verstanden wissen.
Holger Wennrich ist Geschäftsführer von Stadtmarketing Herne. Er will die Attacke auf Düsseldorf nicht als solche verstanden wissen. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Die Werbung aus der Luft sei ein effektiver Weg, binnen kürzester Zeit tausende Menschen zu erreichen, erklärt Wennrich. Und mit dem Düsseldorfer Kirmespublikum erreiche man genau die Zielgruppe, die man auch drei Wochen später auf dem Cranger Kirmesplatz begrüßen wolle.

Also alles gut? Die Düsseldorfer wollen auch in die Luft gehen. Ein Mitarbeiter soll mit einer Drohne Bilder machen – von der eigenen Kirmes.