Herne. Der Laubenbrand in Herne mit zwei Toten wird nie aufgeklärt werden. Die Ermittlungen sind eingestellt. Es gibt Hinweise, aber keine Beweise.

Nach dem mysteriösen Laubenbrand vom 27. Juni in der Kleingartenanlage „Erholung“ an der Emscherstraße in Wanne werden die Ermittlungen der Mordkommission jetzt eingestellt. Es gebe keine eindeutigen Beweise für ein Verbrechen, sagt Staatsanwalt Philipp Rademacher. Sowohl ein Unfall als auch ein Kapitaldelikt werden für möglich gehalten. Die Angehörigen der beiden Toten werden dauerhaft mit Ungewissheit leben müssen.

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Schockierendes Bild für die beteiligten Feuerwehrleute

„Wir werden das nicht aufklären können“, sagt Rademacher. „Wir haben das versucht, auch um den Familien Gewissheit zu geben.“ Fraglich bleibe aber das Kerngeschehen, warum beide jungen Menschen so heftig gebrannt haben. Der 22-jährige Mann und seine 20-jährige Freundin seien der anrückenden Feuerwehr in Flammen stehend entgegengekommen. Auch für gestandene Feuerwehrleute sei das ein schockierendes Bild gewesen.

Fest stehe, dass es in der Laube Nummer 29 eine Verpuffung mit Brandbeschleuniger gegeben habe. Daraufhin sei das junge Paar nach draußen gelaufen. Rademacher bestätigt, dass der 22-Jährige noch im Schock brennend seine Mutter angerufen habe. Außer einem Satz, der in etwa lautete „Mama, die Laube brennt“, sei keine Äußerung mehr möglich gewesen. Der 22-Jährige und die 20-Jährige waren nicht mehr ansprechbar, bevor sie ihren schweren Verletzungen erlagen. „Die einzig beiden, die wirklich wissen, was passiert ist, sind leider tot“, sagt Rademacher. Nach WAZ-Informationen soll der 22-Jährige noch versucht haben, Flammen an der Hütte zu löschen. Die Frau soll bereits an der Straße gelegen haben.

Spuren am Brandort: Mit dem Schlauch soll der 22-Jährige noch versucht haben, Flammen zu löschen, obwohl er selbst brannte.
Spuren am Brandort: Mit dem Schlauch soll der 22-Jährige noch versucht haben, Flammen zu löschen, obwohl er selbst brannte. © WAZ | Arne Poll

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Streit vor dem Vorfall bestätigt – Alkohol und Drogen im Spiel

Fakt sei, dass es in der Hütte vor dem Vorfall einen heftigen Streit gegeben haben soll. Auch Alkohol und Drogen seien festgestellt worden. Neben einem Unfall halten die Ermittler fast nichts für ausgeschlossen: Dazu zählen auch ein gemeinsamer Suizid oder ein Mord durch einen der Partner.

Nach WAZ-Informationen liegen den Ermittlern allerdings gezielte Hinweise vor, die auf ein angekündigtes Verbrechen hindeuten sollen. Das will die Staatsanwaltschaft weder bestätigen noch dementieren. Man werde mit Blick auf die Persönlichkeitsrechte der Verstorbenen keine Vermutungen zu einer Täterschaft äußern, sagt Rademacher. Das Paar hatte kurz vor dem Vorfall in den Sozialen Netzwerken noch Liebesbekundungen veröffentlicht. Die beiden jungen Menschen waren nach eigenen Angaben seit dem 4. Juni liiert.

Die Hütte in der Kleingartenanlage „Erholung“ wurde völlig zerstört.
Die Hütte in der Kleingartenanlage „Erholung“ wurde völlig zerstört. © WAZ | Arne Poll

Sicher, dass kein Dritter beteiligt ist

„Es ist sicher ausgeschlossen, dass ein Dritter beteiligt ist“, sagt Rademacher. Da gegen Tote nicht ermittelt werde, werde also zwangsläufig auch das Verfahren eingestellt. Dass jetzt nicht weiter ermittelt werde, sei nicht als Sparmaßnahme auf Kosten der Aufklärung zu verstehen. „Egal, was wir in Auftrag gäben, wir bekämen keine hundertprozentige Gewissheit.“

Es habe umfangreiche Ermittlungen gegeben, Brandsachverständige seien vor Ort gewesen. Die Hütte wurde tagelang detailliert untersucht. Dabei sei besonders gründlich die Beteiligung eines Dritten abgeklopft worden. Dass die Akte nun noch einmal hervorgeholt wird, gilt für die Staatsanwaltschaft als ausgeschlossen.

Nachrichtenagenturen verbreiten Falschmeldungen zum Fall

Für Verwirrung sorgten am Donnerstag mehrere Nachrichtenagenturen. Sie verbreiteten Falschmeldungen, dass ein Verbrechen ausgeschlossen werden könnte. Tatsächlich lässt es sich nur nicht beweisen.