Herne. Das Café del Sol in Herne bietet Systemgastronomie. Wie schmeckt’s? Wie ist die Atmosphäre? Was kostet es? Alles im großen Gastro-Check der WAZ.

Im Café del Sol an der Holsterhauser Straße in Herne gibt’s System-Gastronomie – keine Frage. Aber muss Masse automatisch schlecht sein? Die WAZ Herne hat es im Gastro-Check getestet. Was dabei herauskam.

  • Das Café del Sol in Herne wird jetzt 20 Jahre alt
  • Innen und außen haben bis zu 450 Gäste Platz
  • Wir checken Preise, Geschmack, Angebot und Service

Älter als vielleicht gedacht ist das Café del Sol an der Holsterhauser Straße in Herne. Der Systemgastronom ist seit mittlerweile mehr als 20 Jahren (eröffnet Ende November 2002) am Standort und war erster Anbieter auf der heutigen Gastro-Meile. Die Riesen-Finca gehört wie die Bavaria-Alm zur Hildesheimer Gastro & Soul GmbH. Vorbild für das Konzept war die Gastronomie auf der Grünen Wiese in den USA. Alleine im Innenbereich haben bis zu 250 Gäste Platz, auf der Veranda noch einmal bis zu 200. Neben dem Café del Sol befindet sich seit Ende 2007 die Bavaria-Alm. Die L’Osteria kam 2013 dazu.

Das Café del Sol an der Holsterhauser Straße in Herne ist bereits 20 Jahre alt. Die Finca gehört zur Hildesheimer Gastro & Soul GmbH.
Das Café del Sol an der Holsterhauser Straße in Herne ist bereits 20 Jahre alt. Die Finca gehört zur Hildesheimer Gastro & Soul GmbH. © WAZ | Arne Poll

+++ im Überblick: Alle Gastro-Checks der Herner WAZ mit vielen Restaurants aus der Stadt +++

Atmosphäre: Wer hier gedankenversunken vom sonnigen Süden zu träumen versucht, sollte besser woanders hingehen. In dem großen einer Finca nachempfundenen Gebäude ist es zur Hauptgeschäftszeit am Samstagabend so laut wie in einer Bahnhofshalle. Zum Unterhalten am Tisch ist es okay, man sollte aber nicht zu weit auseinander sitzen, wenn man mit seinem Gesprächspartner mal ernsthaft ein Gespräch starten will. Die Lautstärke ist der Preis für die hohen Decken und den großen offenen Raum. Und wenn man mal ehrlich ist: Was in der Retorten-Finca so ist, ist beim Original im sonnigen Süden auch nicht viel anders. Apropos Sonne: Das Licht im „del Sol“ ist gut abgestimmt. Am Tisch sitzt man gemütlich, mitunter vielleicht etwas zu nah am Nachbarn. (Aber vielleicht ist man da ja auch immer noch unter dem Eindruck von Corona etwas zu empfindlich.) Was mehr stört: Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Auf der Suche nach einem freien Tisch ziehen im Laufe des Abends häufiger mal Gruppen am Tisch vorbei. Das könnte man durch einen etwas besser geregelten Empfang schöner lösen.

Im Test der Redaktion: Hier das Schnitzel del Sol im Café del Sol an der Holsterhauser Straße in Herne.
Im Test der Redaktion: Hier das Schnitzel del Sol im Café del Sol an der Holsterhauser Straße in Herne. © WAZ | Arne Poll

Service: Zusammengefasst: Nix zu meckern. Wer nach einem Tisch fragt, wird zielsicher zum nächsten freien Platz geleitet. Die Bedienung gibt sich Mühe, die freien und frei werdenden Plätze zu koordinieren. Wer am Platz sitzt, wird auch zur Hauptbetriebszeit schnell bedient. Die Getränke kommen schnell. Auch das Essen ist nach gut 25 Minuten schon da, bei einem weiteren Check in der Mittagszeit sogar deutlich schneller! In Zeiten von Personalmangel in der Systemgastro sind das sehr ordentliche „Benchmarks“. Was nicht so schön ist: Das Personal wechselt sich bei Andrang bei der Aufnahme von Speisen und Getränken ab. Wer schnell bestellen will, hat dabei Vorteile. Wer Wert auf persönlichen Service von der Begrüßung bis zum Bezahlen legt, dürfte sich hier nicht so wohl fühlen. Die Jungs hinter der Theke winken noch zum Abschied. Es ist kein Fünf-Sterne-Service, aber in der Summe solide und gut.

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Angebot: Die Speisekarte unterscheidet sich in jeder der 32 Filialen (davon in der Region auch zwei in Gelsenkirchen, eine in Bochum, Castrop-Rauxel und Witten) ein wenig. Auf der Spezialkarte gibt es ausschließlich Pinsas, die langgezogenen kleineren Trend-Pizzen. Mit Preisen zwischen 11,90 Euro bis 14,90 Euro plus Toppings (Ausnahme die einfache Caprese für 7,90 Euro) ist das aber auch schon kein Schnapper mehr. Wir entscheiden uns (heute mal nicht Veggie) fürs Schnitzel del Sol mit Sambalhollandaise, Pommes und Salat. Die Portion ist gut zum Sattwerden, alles frisch angerichtet, das Schnitzel (man kann zwischen zweimal Schwein, einmal Pute oder dreimal Veggie wählen!) sehr ordentlich paniert und gebraten. Für 15,90 Euro stimmen Preis und Leistung. Und wir sind laut Speisekarte dann auch um 1474 Kalorien reicher. Es gibt auch Cocktails, Burger, Pasta, belegte Schnitten und Frühstück.

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Geschmack: Ja, noch einmal: Das Essen ist frisch, kommt heiß auf den Tisch. Es gibt wenig Unterschiede zu anderer Systemgastro. Mit der schärferen Sambalhollandaise hat das Café del Sol einen „roten Faden“ geschaffen, der sich durch einige Gerichte zieht. Es dürften aber ruhig noch ein paar mehr Besonderheiten dabei sein. Sorry, hier müssen wir mal meckern: Die Cocktails schmecken für knapp 10 Euro doch etwas fad und könnten etwas feiner abgestimmt sein. Leider noch ein Minus: Am Cola-Glas kleben Spülreste – innen.

Fazit: Es ist kein Fehler, hier Essen zu gehen. Sterneküche und intimes Pläuschchen darf man nicht erwarten. Wer Extrablatt und Co. mag, wird sich auch hier wohlfühlen. Die Preise sind in Ordnung, an einigen Stellen könnte es noch etwas runder laufen. Das Konzept ist auf Masse ausgelegt. Das sollte man wissen. Dann geht auch die Sonne über dem Essen auf.

Bewertung:

  • Geschmack: 3,0 von 5
  • Atmosphäre: 2,5 von 5
  • Service: 3,5 von 5

Hinweis der Redaktion:Diese Gastro-Kritik entspricht dem subjektiven Geschmacksurteil des Verfassers. Bei unseren Tests geben wir uns nicht zu erkennen, bewerten unabhängig und bezahlen das Essen selbst.

Adresse: Holsterhauser Straße 190, 44625 Herne, Telefon:02325/586192, Reservierung auf www.cafedelsol.de, Öffnungszeiten: Sonntag bis Donnerstag von 9 bis 23 Uhr, Küche bis 22 Uhr. Freitag und Samstag von 9 bis 0 Uhr, Küche bis 23 Uhr. Pinsa auch nach Küchenschluss.