Herne. Keine Gastronomie und Dreck - so lautet das Ergebnis für den Herner Stadtteil Wanne-Süd in unserem Stadtteil-Check. Aber ist das wirklich so?

  • Wanne-Süd schneidet in unserem Stadtteil-Check nicht allzu gut ab.
  • Vor allem fehlt Gastronomie, sagen die Anwohnerinnen und Anwohner.
  • Der Nahverkehr wurde hingegen gut bewertet.

Wanne-Süd: Der Stadtteil, der zwischen der Wanner Innenstadt und Eickel liegt, schneidet in unserem Stadtteil-Check nicht allzu gut ab. Ein Thema, das besonders schlecht bewertet wurde - die Gastronomie.

Diese sei kaum bis gar nicht vorhanden, sagt Feline Gerstenberg, die als Stadtteil-Koordinatorin im Stadtteilbüro Wanne-Süd arbeitet und das Geschehen vor Ort im Blick hat. Das Problem sei, dass es eher in den Nachbarstadtteilen viel Gastronomie gibt – vor allem in Eickel. In unserem Stadtteil-Check bekommt die Frage: „Wie ist das gastronomische Angebot in Ihrem Stadtteil?“ nur eine 4,2. Es gebe kaum ein Restaurant in dem Stadtteil und keine Cafés, sondern lediglich Imbissbuden, „aber nichts, wo man mal gemütlich einen Abend verbringen möchte“, sagt Christina Rentzsch, Leiterin der Stabsstelle „Zukunft der Gesellschaft“.

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Gemeinschaftsgefühl in Wanne-Süd wird schlecht bewertet

Kein Wunder also, dass auch das Gemeinschaftsgefühl eine noch schlechtere Note bekommen hat – eine 4,3. Denn das eine hänge mit dem anderen zusammen, sagt Rentzsch. Wenn es keine Möglichkeiten gebe zusammenzukommen, dann sei das für das Gemeinschaftsgefühl natürlich nicht hilfreich. Trotzdem seien gerade die jüngeren Leute gewillt, die Gemeinschaft mit ihren Nachbarinnen und Nachbarn zu stärken, weiß Gerstenberg. So habe es im vergangenen Jahr ein Nachbarschaftsfest gegeben, das von den Anwohnerinnen und Anwohnern selbst organisiert und gut angenommen worden sei. Ein weiteres Fest sei bereits in Planung.

Heike Lindemann (Abteilungsleiterin Stadterneuerung), Feline Gerstenberg (Stadtteil Koordinatorin), Jördis Bach (Stadt Herne Büro OB) und Christina Rentzsch (Leiterin Stabstelle) (v.l.) haben einen Überblick, über das, was im Stadtteil Wanne-Süd passiert.
Heike Lindemann (Abteilungsleiterin Stadterneuerung), Feline Gerstenberg (Stadtteil Koordinatorin), Jördis Bach (Stadt Herne Büro OB) und Christina Rentzsch (Leiterin Stabstelle) (v.l.) haben einen Überblick, über das, was im Stadtteil Wanne-Süd passiert. © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

Ein weiterer Kritikpunkt ist die nicht vorhandene Sauberkeit. So schreibt jemand in den offenen Antworten unseres Stadtteil-Checks: „Es wird sehr viel Müll illegal oder falsch entsorgt und deshalb nicht regelmäßig abgeholt. Nicht nur, dass es schmuddelig aussieht, haben wir dadurch ein massives Rattenproblem in der Straße.“ Die Diskussion um die Sauberkeit ist auch Feline Gerstenberg bekannt. „Aus meiner Perspektive gibt es Orte, wo viel Müll anfällt. Aber dann gibt es auch Spots, die nicht sehr dreckig sind.“ Seit September gebe es einen offenen Stadtteil-Treff. Dabei sei die Idee entstanden, eine Müllsammelaktion zu starten. Mitte Februar seien bei der ersten Aktion drei große Müllsäcke gefüllt worden. „Ich hatte den Eindruck, dass es den Menschen gut tut, selbst aktiv zu werden.“ Solche Aktionen soll es nun öfter geben, so Gerstenberg. „Da sind wir auch gerade in Absprache mit Entsorgung Herne.“

Anwohner: Stadtteil in den vergangenen Jahren heruntergekommen

Was Jördis Bach, Mitarbeiterin im Büro des Oberbürgermeisters, verwundert: Die Frage „Wie beurteilen Sie das Freizeit- und Naherholungsangebot in Ihrem Stadtteil?“ hat nur eine 3,9 von den WAZ-Leserinnen und -Lesern erhalten. „Das hätte ich besser erwartet“, sagt Bach. Schließlich gebe es mit dem Sportpark und dem Dorneburger Park einige Grünflächen, auch die Minigolf-Anlage, in der bereits Weltmeisterschaften ausgetragen wurden, werteten den Stadtteil auf. „Viele, die zum ersten Mal in Wanne-Süd sind, wundern sich, dass es hier so grün ist“, sagt Bach.

Was wenig überraschend ist: Der Nahverkehr wurde mit Abstand am besten bewertet. „Vor allem die direkte Verbindung nach Bochum ist für viele Anwohnerinnen und Anwohner hier wichtig“, weiß Gerstenberg. Mit der Straßenbahn 306 gelangen sie direkt von der Hauptstraße, die einmal durch den Stadtteil führt, bis nach Bochum.

In den offenen Antworten des Stadtteil-Checks zeigt sich recht deutlich, dass vor allem die Entwicklung des Stadtteils in den vergangenen Jahren negativ gesehen wird. So schreibt jemand: „Ich lebe hier seit 75 Jahren und habe den Aufbau nach dem Krieg und den schleichenden Untergang, der mit der Vereinnahmung durch den Städtezusammenschluss begann, live mitbekommen. Vor allen Dingen die Hauptstraße zwischen Bahnlinie und Kurhausstraße mit heruntergekommenen Immobilien und Ladenlokalen die vor sich hin gammeln. Der ehemals blühende Stadtteil, wo es wirklich alles zu kaufen gab, ist heute mausetot.“ Und jemand anderes schreibt sehr ähnlich: „Ich wohne seit 2000 im Stadtteil Wanne-Süd. Als ich dort hingezogen bin, hatten wir eine Sparkassenfiliale, drei Bäcker, einen Metzger (Beckmann), einen Blumenladen, Schlecker usw. Die Einkäufe konnten fußläufig erledigt werden. Leider ist davon nichts mehr übrig geblieben.“

>>>WEITERE NACHRICHTEN: Nicht repräsentativ

  • In unserem Stadtteil-Check haben mehr als 2400 Menschen ihren Stadtteil mit Schulnoten von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) bewertet. Dabei konnten sie sowohl 14 Fragen beantworten als auch offene Antworten geben. Wanne-Süd bewerteten 115 Menschen.
  • Die Umfrage war nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht repräsentativ, weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht gezielt nach sozio-demografischen Merkmalen ausgewählt wurden. Stattdessen konnte jede und jeder Interessierte mitmachen. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer war in den verschiedenen Stadtteilen unterschiedlich hoch (von 63 in Baukau-West bis 326 in Herne-Mitte). Von den Bewertungen kann man also nicht direkt auf die der Mehrheit im jeweiligen Stadtteil schließen.