Herne. Das Plakatmotiv für die Cranger Kirmes 2023 wurde wohl aus Versehen veröffentlicht – normalerweise ein Riesen-Ding. Die Bibel lässt grüßen.

Das Plakatmotiv für die Cranger Kirmes2023 ist so früh wie noch nie veröffentlicht worden. Es handelt sich allerdings offensichtlich um ein Versehen. Die Stadt Herne als Veranstalter hatte die bereits produzierten Aufkleber wohl versehentlich in den Rathäusern und im Bürgerbüro ausgelegt. Einmal in der Welt, machte das Motiv unter Fans gleich die Runde.

+++ Kirmesplakate für die Cranger Kirmes: Top oder Flop – die Plakate im Überblick +++

Motiv taucht am Wochenende in Kirmesgruppen bei Facebook auf

Es dauerte nur kurze Zeit, bis das Motiv in einschlägigen Kirmesgruppen die Runde machte. Ein Kirmes-Fan hatte den Aufkleber entdeckt und in einer Facebook-Gruppe gezeigt. Er bekräftigte, dass es keine Fälschung sei. Das Motto ist in diesem Jahr „Es werde Crange“ – angelehnt an den ersten Tag der Schöpfungsgeschichte und zugleich der symbolische Ausspruch für das Leben.

Auch bei der Motivauswahl begibt sich das Herner Stadtmarketing in diesem Jahr auf Spuren der Bibel und eines berühmten Künstlers. Das Kirmesplakat zeigt nichts Geringeres als eines der bekanntesten Gemälde der Welt: Michelangelos Deckengemälde aus der Sixtinischen Kapelle – „Die Erschaffung Adams“. In der Crange-Version sitzen die Figuren stilisiert auf einem historischen Kettenkarussell.

+++ Bildergalerie: Die schönsten alten Fotos von der Cranger Kirmes +++

Adam ist nicht nackt und trägt Bermuda-Shorts und Hawaii-Hemd

Anders als im Original hat Adam seine Lenden durch Bermuda-Shorts bedeckt. Am Oberkörper trägt er ein rotes Hawaii-Hemd. Auch der Gottvater auf der rechten Seite muss auf die sogenannten Putten – unbekleidete engelsgleiche Kinder im Hintergrund verzichten. Zusätzlich fehlt auch die (noch ungeborene) Eva unter dem Arm des Gottvaters.

+++ Auch interessant: Heimat-Liebe-Crange – Stadt stellt Kirmesplakat vor +++

Das Stadtmarketing will sich auf WAZ-Nachfrage nicht näher zum Motiv äußern: „Wir stellen das Plakat noch vor“, sagt Stadtmarketing-Sprecher Alexander Christian. Das werde voraussichtlich noch im Januar geschehen. Die Vorstellung ist in der Regel begleitet von einem größeren Auflauf. Das Stadtmarketing nutzt die Gelegenheit, auch seine Sponsoren vorzustellen.

Stadtmarketing Herne: Das war kein Guerilla-Marketing

Es handele sich wohl um ein Versehen, dass die Aufkleber schon ausgelegt wurden, sagt Christian. Aufkleber und Plakate seien schon produziert. Auch den Schaustellern gingen mit den Verträgen bereits Aufkleber und Motive zu, damit sie ihre eigenen Aktionen darauf abstimmen können.

Bei großen Firmen waren vorzeitig durchgestochene Kampagnen zuletzt auch mal Teil der Kampagne, sogenanntes Guerilla-Marketing. Das sei aber in Herne nicht so, stellt Alexander Christian klar: „Wir haben das nicht bewusst lanciert.“

+++ Bestellung möglich: Stadt verkauft historische Plakate +++

Auch 2018 gab es schon mal ein „Kirchenmotiv“: Bei „Heimat, Liebe, Crange.“ betete eine Familie vor einem Altar.
Auch 2018 gab es schon mal ein „Kirchenmotiv“: Bei „Heimat, Liebe, Crange.“ betete eine Familie vor einem Altar. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Die Plakatmotive für die Kirmes sind seit vielen Jahren auch unter Gästen ein großes Thema. So begehrt die Motive sind, so groß ist häufig aber auch zunächst einmal die Kritik. Unter den Fans will das Plakat-Motiv auch in diesem Jahr noch nicht so recht überzeugen: Man hoffe „auf einen Fake“, heißt es. „Albern“ findet ein anderer die Crange-Schöpfung. Nicht zum ersten Mal setzen die Veranstalter die Kirmes mit Religion gleich. 2018 betete bei „Heimat, Liebe, Crange.“ eine Familie vor einem Altar.

Michelangelos Werke in der Sixtinischen Kapelle beschränken sich übrigens nicht nur auf „Die Erschaffung Adams“. Als nächstes Motiv der Serie wäre „Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies“ an der Reihe. Das kann ja nur eine heitere Kirmes werden…