Bochum/Herne. In einer Herner Wohnung soll eine Prostituierte stundenlang gequält und vergewaltigt worden sein. Der angeklagte Freier will alles zugeben.

Würgemale, tränende Augen, Schnittwunden – und dazu mehrfach vergewaltigt: Was eine Prostituierte am Rande eines fast fünf Stunden dauernden Hausbesuches in einer Wohnung unweit vom Wanne-Eickeler Hauptbahnhof erlebt haben soll, gleicht einem Martyrium. Seit Mittwoch, 14. Dezember, steht mit einem Callcenter-Agenten aus Herne der mutmaßliche Täter in Bochum vor Gericht – der 37-Jährige will voraussichtlich alles zugeben.

Staatsanwaltschaft: Freier war mit Kokain und Alkohol vollgepumpt

Am 6. Juni soll die Prostituierte im Anschluss an ein Telefonat um 7.11 Uhr bei dem Callcenter-Agenten erschienen sein. Vereinbart sollen 320 Euro für sexuelle Dienste gewesen sein. Laut Staatsanwaltschaft traf die Frau auf einen Freier vollgepumpt mit Kokain und Alkohol (mehr als 2,3 Promille). „Bei ihrer Ankunft schloss der Angeklagte die Wohnungstür ab und begann eine Diskussion über die Modalitäten und die Höhe der Bezahlung“, so die Anklage. Dann sollen die vermutlich dramatischsten Stunden im Leben der Prostituierten begonnen haben.

Der Herner soll die Frau mit einem langen Brotmesser bedroht, ihr mit einem Verlängerungskabel die Hände auf den Rücken gefesselt, das andere Kabelende um den Hals gelegt und zugezogen haben. Laut Anklage forderte der Herner von der Frau die Herausgabe ihres Pkw, durchfilzte ihre Handtasche, entnahm 15 Euro und die Autoschlüssel, forderte, dass ihr Zuhälter als eine Art „Lösegeld“ 500 Euro vorbeibringen soll.

Frau musste sich auf den Boden in Glasscherben legen

Der 37-Jährige soll die Prostituierte immer wieder ins Gesicht geschlagen und sie mit beiden Händen gewürgt haben. Angeblich zweimal bis hin zur Bewusstlosigkeit. Die Frau musste sich laut Anklage auf den Boden in Glasscherben legen, ihr wurde Inhalationsspray in die Augen gespritzt, immer wieder das Messer an den Hals gehalten. Zwischendurch soll die Prostituierte mehrfach sexuell misshandelt worden sein. Bei dem Versuch, das in der Nähe der Wohnung an der Karolinenstraße geparkte Auto der Prostituierten zu starten, soll der Frau gegen zwölf Uhr die Flucht gelungen sein. Kurz danach konnte der Angeklagte an einer nahen Tankstelle festgenommen werden, sitzt seitdem in U-Haft.

Richter Thorsten Fülber nannte die Vorwürfe „sehr schwerwiegend“. Die Anklage lautet auf schwere Vergewaltigung, gefährliche Körperverletzung und schweren Raub. Insoweit drohen bei Tatnachweis mindestens fünf Jahre Haft. „Soweit es seine Erinnerung noch zulässt, wird der Angeklagte sich zu den Vorwürfen äußern“, erklärte Verteidiger Wolfgang Bruch. „Im Ergebnis wird es eine geständige Einlassung sein.“ Der Prozess wird fortgesetzt.