Herne. Ein Vater (43) aus Herne vergeht sich jahrelang an seinen Stieftöchtern. Die Vielzahl der Übergriffe schockiert – die Strafe ist empfindlich.
Jahrelang sind zwei anfangs elf und zwölf Jahre alte Mädchen aus Herne von ihrem Stiefvater sexuell missbraucht worden. Die 8. Jugendschutzkammer des Bochumer Landgerichts verhängte am Mittwoch gegen den Handwerker (43) siebeneinhalb Jahre Haft. Vor allem der lange Tatzeitraum und die Häufigkeit der Übergriffe sorgten für Bestürzung.
„Die Anzahl der Taten ist so hoch, dass man es beinahe nicht glauben mag”, sagte Richter Stefan Culemann in der Urteilsbegründung. Die festgestellten 92 Taten (beruhend auf der Schätzung: ein Übergriff pro Monat) gelten jedenfalls als absolute Mindestzahl. Es sei ganz sicher „sehr viel häufiger“ passiert, hieß es mit Blick auf die Dunkelziffer weiterer Taten.
Der Freund eines der Mädchen schaltete die Polizei ein
„Beide Mädchen mussten in einem Klima leben, in dem sie drangsaliert und ständig bedrängt wurden, wann endlich das nächste Mal ist“, so der Richter weiter. Insbesondere Drohungen mit Hausarrest oder Handyentzug hätten die Opfer jahrelang schweigen lassen. Erst als im Januar 2022 ein Freund eines der Mädchen die Polizei eingeschaltet hatte, endete die Serie. Der Handwerker wurde nur einen Tag nach dem letzten Übergriff festgenommen. Auf seinem Handy fand sich unter anderem die schockierende Textnachricht an eins der Kinder: „Wie schön war es für dich gestern?“
Im Prozess hatte der Handwerker alles zugegeben, den Stieftöchtern blieben dadurch Aussagen vor Gericht erspart. Das Urteil quittierte der 43-Jährige, aus gescheiterten Beziehungen selbst Vater von drei Söhnen, mit einem kurzen Kopfnicken. Spätestens ab 2016 hatte der sexuelle Missbrauch des älteren Mädchens begonnen. Ab 2018 gab es parallel auch Übergriffe auf die zweitälteste Stieftochter. Tatort war überwiegend das Wohnzimmer der jeweiligen Herner Familienwohnung, aber auch das elterliche Schlafzimmer. Das Urteil lautet auf sexuellen Missbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen. Und weil der 43-Jährige einem der Mädchen auch Pornovideos zugeschickt und es selbst zum Versand von Nacktvideos gedrängt hatte, auch auf Verbreitung und Erwerb jugendpornografischer Inhalte.