Herne. Herne wird um eine kulinarische Facette bereichert: „Spiral“ bringt einen Hauch von Japan in die Stadt. Das ist das Konzept der Gründerin.

Herne wird ab Samstag um eine kulinarische Facette bereichert. Dann bringt das Café „Spiral“ einen Hauch von Japan in die Innenstadt. Gründerin Simone Schulz hat der WAZ ihre Pläne verraten.

Hinter dem Namen „Spiral“ verbergen sich Crêpes. Da denkt man unwillkürlich an Frankreich, doch eine Variante dieser Pfannkuchen ist auch im Fernen Osten beliebt. Simone Schulz entdeckte sie im Jahr 2017, als sie mit ihrer Tochter Lea zu Besuch in der japanischen Hauptstadt Tokio war. Das Besondere: Diese Crêpes wurden in Tüten gereicht, die in Metallspiralen stecken. Schulz war begeistert, doch zunächst blieben die japanischen Crêpes für sie eine leckere Erinnerung.

Ehemaliges McDonalds-Lokal passte perfekt

Das Wagnis, sie selbst anzubieten – diesen Impuls lieferte die „Landesinitiative Innenstadt“, mit der die Landesregierung im Zuge der Corona-Pandemie der Verödung der Innenstädte entgegenwirken will. „Ohne das Programm hätte ich es nicht gewagt“, erzählt Schulz. Denn dann wäre das finanzielle Risiko zu groß gewesen. Über dieses Programm muss sie jedoch deutlich weniger Miete zahlen. Doch es gab noch einen anderen bedeutenden Faktor. An der Bahnhofstraße 82a fand sich das perfekte Ladenlokal. Dabei handelt es sich aus kulinarischer Sicht quasi um einen historischen Ort, denn 1975 zog dort die Burgerkette McDonalds ein. „Das war der erste Standort im Ruhrgebiet“, so Hauseigentümer Dieter Vossen.

Mitte März fand die symbolische Schlüsselübergabe statt (v.l.): Simone Schulz, OB Frank Dudda, Peter Muhss (WFG), Hauseigentümer Dieter Vossen, Lea Schulz und Gisbert Schneider (Landesinitiative).
Mitte März fand die symbolische Schlüsselübergabe statt (v.l.): Simone Schulz, OB Frank Dudda, Peter Muhss (WFG), Hauseigentümer Dieter Vossen, Lea Schulz und Gisbert Schneider (Landesinitiative). © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das Ladenlokal passte deshalb perfekt zu Schulz’ Plänen, weil noch die gesamte Inneneinrichtung vorhanden war – samt Küchengeräten. Der Grund: Vossen hatte selbst einen sechsstelligen Betrag in das Mobiliar investiert, als McDonalds noch Mieter war. Deshalb war er nach der Schließung der Filiale 2011 immer auf der Suche nach einem Mieter aus dem gastronomischen Bereich. Mit Simone Schulz habe er die perfekte Mieterin gefunden, sagte er bei der symbolischen Schlüsselübergabe Mitte März. Schulz selbst hätte die Investition in die Einrichtung nicht stemmen können. Sie hätte im sechsstelligen Bereich gelegen.

Ganz ohne Erfahrung und doppelten Boden hat sich Schulz nicht in das Abenteuer Selbstständigkeit gestürzt. Einerseits ist sie in Teilzeit Geschäftsführerin beim Herner Unternehmen MedServ, andererseits sei sie früher mit einem Umstandsmode-Label selbstständig gewesen, und als ausgebildete Buchhalterin hat sie den nötigen Blick auf die Zahlen – die am Ende stimmen müssen.

Kunden können sich Crêpes nach dem Baukastenprinzip individuell zusammenstellen

Inzwischen sind die Vorbereitungen in die heiße Phase gegangen. Jeden Tag wird neues Material geliefert, immer wieder schauen Passanten neugierig durch die Scheibe, manche seien sogar hereingekommen und hätten gefragt, was sich dort anbahnt. Schulz hofft, dass das Interesse auch nach der Eröffnung groß sein wird. Um acht Uhr am Samstag, 4. Juni, werde die Tür geöffnet.

Im Zentrum ihres Konzepts stehen natürlich die Crêpes. Den Teig habe sie ebenso selbst entwickelt wie eine Vanillecreme. Die allein kann den süßen Gaumen schon verwöhnen, doch Gäste können aus verschiedenen weiteren Zutaten wählen. Das Prinzip: Auf den Tischen liegen Bestellkarten, auf denen man seine Wünsche ankreuzen kann, die Crêpes werden anschließend am Tisch serviert – in Metallspiralen. Am Freitag steht ein Probetag auf dem Programm, bei dem das Team, zu dem auch Tochter Lea gehört, die Abläufe einstudieren kann.

Angebotspalette soll ständig weiterentwickelt werden

Simone Schulz’ Ziel: Spiral ständig weiterzuentwickeln. Morgens – quasi als Frühstück – soll es eine pikante Variante geben, auch eine Pizzaversion hat sie schon im Sinn, ebenso eine vegane. Im letzten Quartal dieses Jahres sollen weitere deftige Speisen angeboten werden.

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■ So funktioniert die Landesinitiative im Grundsatz: Der Vermieter verzichtet auf 30 Prozent der alten Netto-Kaltmiete. Der Mieter zahlt nur 20 Prozent, um dessen Risiko gering zu halten. Die Differenz trägt ganz überwiegend das Land, ein bisschen auch die jeweilige Stadt. Der Förderzeitraum läuft bis Ende 2023. Die Ladenlokale dürfen nicht größer als 300 Quadratmeter sein.

■ Noch gibt es leerstehende Ladenlokale, die im Rahmen der Landesinitiative vermietet werden. Kontakt: Schneider+Straten, Gisbert Schneider, E-Mail: schneider@schneiderstraten.de, Tel.: 0211 93 89 94 00