Herne. Das „Hallenbad“ gilt als einer der wichtigsten Standorte der Wanner und Herner Kulturszene. Wieso der Standort schließt, wie es nun weitergeht.

Das Kreativquartier „Hallenbad“ in der Wanner Innenstadt gehört schon bald der Vergangenheit an. Der Mietvertrag für das Lokal wurde gekündigt, läuft im Juni aus. Was sich in der Herner Kulturszene bereits herumgesprochen hat, wurde auf Nachfrage der WAZ unlängst von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Herne bestätigt. Es müsse „aktuell über eine Neuorientierung nachgedacht werden“, heißt es in einer schriftlichen Mitteilung der Herne Business.

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Der Fokus liege nun auf dem Urban Arts Center Ruhr. Nachdem die Machbarkeitsstudie Ende 2021 positiv ausgefallen war, „werden im Rahmen einer Vertiefungsstudie u.a. auch die positiven Wechselwirkungen mit dem Kreativ.Quartier Wanne bewertet und nächste Handlungsschritte eruiert“. Was heißt das genau? „Wir befinden und aktuell in einer Phase, in der wir alle Optionen auf den Tisch legen müssen“, erklärt Michael Böhm, Sprecher der Herne Business. Als Gründe nennt das Unternehmen die berufliche Umorientierung der langjährigen Koordinatorin Stefanie Thomczyk und den Wegfall einer wichtigen Landesförderung.

Stefanie Thomczyk betreute das Kreativquartier Wanne und das „Hallenbad“ jahrelang als Koordinatorin. Nun ist sie bei der Stadt Herne als Sozialarbeiterin tätig.
Stefanie Thomczyk betreute das Kreativquartier Wanne und das „Hallenbad“ jahrelang als Koordinatorin. Nun ist sie bei der Stadt Herne als Sozialarbeiterin tätig. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski

Über Jahre war die Lokation an der Heinestraße Teil des Programms „Kreativ.Quartiere Ruhr“, das vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert wird und „die Weiterentwicklung von Räumen und Zentren der kreativen und künstlerischen Entfaltung für einen kulturellen, ökonomischen und urbanen Wandel“ unterstützen soll. Das Förderprogramm ist im Zuge der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 entstanden. Seit 2011 wurden 86 Projekte aus den Kunst- und Kulturszenen in 14 Städten des Ruhrgebiets mit 3,3 Millionen Euro durch das Ministerium gefördert. Darunter auch das „Hallenbad“ – den Antrag hatte 2017 die Wirtschaftsförderung Herne gestellt. In diesem Jahr steht das „Hallenbad“ allerdings nicht mehr auf der Liste der geförderten Institutionen.

Analyse der Kreativquartiere: Wanne nicht mehr dabei

Die ecce GmbH (european centre for creative economy) betreut die Kreativquartiere, auch in der Bewerbungsphase für neue Förderungen. „Unser Programm wurde neu konzeptioniert, wir sind aktuell in einer Pilotphase“, erklärt Kassandra Kanthak, die Projektmanagerin bei ecce ist. Sieben Kreativquartiere sind in der laufenden Pilotphase, unter anderem aus Bochum, Essen, Gelsenkirchen und Dortmund. Wieso das Wanner Kreativquartier nicht mehr dabei ist, dazu könne ecce keine konkreten Angaben machen, nur so viel: „Das Kreativquartier Wanne befindet sich noch in der Entwicklung.“ Das habe eine ausführliche Analyse der Kreativquartiere ergeben. „Aber auch wenn das Kreativquartier Wanne in diesem Jahr nicht Teil der Förderung ist, bleibt es Teil unseres Netzwerks“, sagt Kassandra Kanthak. Dass der Mietvertrag des Lokal an der Heinestraße gekündigt wurde, sei ihr neu.

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Herne Business kündigt indes an, die bis Ende Juni geplanten Veranstaltungen weiterhin durchführen zu wollen. „Sobald die genannte Neustrukturierungsphase abgeschlossen ist, setzen wir die Mitgestalter und Interessenten des Kreativquartier Wanne sowie auch die Öffentlichkeit umgehend in Kenntnis“, heißt es in der Stellungnahme.

>>> Förderungen im Kreativquartier Wanne

  • Neben dem „Hallenbad“ haben in Wanne zwei weitere Projekte im Rahmen des Programms „Kreativ.Quartiere Ruhr“ eine Förderung erhalten. Pottporus e.V. wurde 2013 und 2015 bei „Kultur trifft Quartier“ und „Kultur trifft Quartier 2015: Raum - Ort - Mensch“ unterstützt.
  • 2017 folgte das „Hallenbad“. In dem Förderantrag schrieb die Wirtschaftsförderungsgesellschaft: „Bestenfalls wird mit dieser Schlüsselimmobilie ein Prototyp geniert, der mit seiner Rolle als Keimzelle auf andere Quartiere übertragbar ist.“