Herne. Der Herner Thomas Nückel will nach 2012 und 2017 erneut für die FDP in den Landtag einziehen. Warum er sich gute Chancen ausrechnet.

Eins, zwei, drei: Nach 2012 und 2017 will Thomas Nückel (FDP) am 15. Mai zum dritten Mal in Folge über die Landesreserveliste seiner Partei in den NRW-Landtag einziehen. Die Chancen stehen gut – auch wenn die FDP insbesondere durch ihre Schulministerin in der Pandemie häufig in den Negativschlagzeilen stand.

Vorwürfe wegen Schulmails seien nicht berechtigt

Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren hat nicht zuletzt die Schulpolitik zum Absturz der Grünen und ihrer Ministerin Sylvia Löhrmann geführt. Trotz der massiven Vorwürfe gegen Schulministerin Yvonne Gebauer, vor allem wegen zu spät versandter Schulmails, ist Thomas Nückel fest davon überzeugt: Der FDP drohe dieses Schicksal nicht.

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Bei den jüngsten Kandidatendiskussionen sei das Thema Schulmails gar nicht mehr aufgegriffen worden, sagt der 59-Jährige. Zurecht, findet er, denn nur bei einer von knapp 100 Mails des FDP-geführten Ministeriums an die Schulen sei Kritik gerechtfertigt. Auch die Durchsetzung des Präsenzunterrichts in der Pandemie habe sich als richtig erwiesen. Die Schulpolitik sei für die FDP kein Verliererthema, betont der 59-Jährige und verweist auch auf die Abschaffung von G8, die Rettung vieler Förderschulen und den Einstieg ins Projekt Talentschulen.

Nückel: Das „O“ in meinem Vornamen steht für „Ortstermine“

Bei acht bis zehn Prozent liegt die FDP derzeit in den NRW-Umfragen. Etwa 7,7 Prozent würden auf jeden Fall für seinen persönlichen Wiedereinzug ins Düsseldorfer Parlament reichen, sagt Thomas Nückel. Trotz seiner starken Präsenz in FDP-Kreisverbänden – „das ,O‘ in meinem Vornamen steht für ,Ortstermine‘“ – und seiner größeren Rolle in Landespartei und Fraktion ist er seit 2012 auf der Reserveliste auf Platz 16 bzw. 15 festgetackert. Für ihn kein Problem: „Ich komme ja aus einem kleinen FDP-Kreisverband und habe praktisch keine Heimatmacht.“

Thomas Nückel ist seit 2012 Feuer und Flamme für die NRW-FDP im Landtag (Archivbild).
Thomas Nückel ist seit 2012 Feuer und Flamme für die NRW-FDP im Landtag (Archivbild). © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Hat er sich durch die zehn Jahre im Landtag persönlich verändert? „Ich habe einen leichten Hang zum Workaholic entwickelt. Das hat mir meine Süße irgendwann klar gemacht“, bekennt er. Wenn es einem Spaß mache, sei man auch bereit, sämtliche Zeit in den Job zu investieren. „Das habe ich inzwischen etwas korrigiert.“ Er sei zwar seit vier Jahren nicht mehr im Urlaub gewesen („nicht nur wegen Corona“), gehe aber inzwischen außerhalb der Sitzungswochen auch wieder ins Kino und ins Theater.

Sanierungen und Modernisierungen in der Verkehrspolitik

Neben dem Bereich Medien/Kultur – Nückel handelte für die FDP in Berlin den Koalitionsvertrag der Ampel mit aus – ist der Verkehr das zweite politische Standbein des Herners im Landtag. Seit 2017 ist er sogar Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Den Vorwurf der Opposition, dass sich an der schlechten Situation auf Autobahnen und im ÖPNV in fünf Jahren Schwarz-Gelb nichts geändert habe, weist er zurück.

Der Ausbau der A 43 - hier die Schranke in Herne - und anderer Autobahnen sei notwendig, um endlich die Engpässe im Verkehrsnetz zu beseitigen, so Thomas Nückel.
Der Ausbau der A 43 - hier die Schranke in Herne - und anderer Autobahnen sei notwendig, um endlich die Engpässe im Verkehrsnetz zu beseitigen, so Thomas Nückel. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

„Die Staus haben leicht zugenommen, weil mehr gebaut wird, um die Engpässe auf den Autobahnen zu beseitigen“, sagt er. Außerdem habe die Landesregierung das „angepackt“, was die SPD jahrelang versäumt habe: Das „Röntgen“ von Brücken, was erhebliche Schwachstellen in der Substanz offenbart habe. FDP und CDU könne man das nicht anlasten: „Die Brücken waren ja schon vorher marode.“ Und Pluspunkte habe die Landesregierung auch durch ein Modernisierungsprogramm für den Bahnverkehr sammeln können. Sein Fazit: Auch die Verkehrspolitik sei für Schwarz-Gelb ein Gewinnerthema.

Zustimmung für Agnes Strack-Zimmermann

Das gelte ebenso für den Bereich Wirtschaft: „NRW war hier vor 2017 immer Schlusslicht, nun sind wir im oberen Feld.“ Die Rahmenbedingungen für Unternehmen seien deutlich verbessert worden. Herne und andere Städte hätten profitiert, weil das Land den Anteil der Kommunen an Steuereinnahmen erhöht habe. Handlungsbedarf sieht er bei der Wirtschaftsförderung und hier insbesondere fürs Ruhrgebiet. Die Arbeitslosenzahlen seien immer noch zu hoch, trotz des „riesigen Fachkräftemangels“. Dieses und andere Themen rückten derzeit allerdings beim Straßenwahlkampf wegen des Kriegs in der Ukraine etwas in den Hintergrund, sagt Nückel. Er unterstütze den Kurs der FDP-Bundestagsabgeordneten Agnes Strack-Zimmermann, die immer wieder Kritik an der „zu zögerlichen Politik“ des Bundeskanzlers und der SPD übe.

Zurück nach Herne: Warum hat der Landtagsabgeordnete als Motiv fürs Foto zum WAZ-Bericht den Herner Bahnhof ausgewählt? „Er hat für mich eine besondere Bedeutung.“ Von der Geburt bis zum zwölften Lebensjahr habe er mit seiner Familie im sechsten Stock eines Hauses direkt gegenüber des Bahnhofs gewohnt. Seit einigen Jahren lebt er am Hölkeskampring, doch der Bahnhof ist nach wie vor fester Bestandteil seines Lebens: Nückel ist leidenschaftlicher Bahnnutzer und besitzt zwar einen Führerschein, aber kein Auto.

Zur Person: Für den WDR vor der Kamera

1979 trat Thomas Nückel der FDP bei. Seit 1982 gehört er dem Kreisvorstand und seit 2014 dem Landesvorstand an. Von 2009 bis 2014 war er Mitglied im Herner Rat und von 2005 bis 2014 im Ruhr-Parlament.

Als freier Journalist arbeitete Nückel in verschiedenen Bereichen. So machte er unter anderem PR für Veranstalter und schrieb für Printmedien. Von 1999 bis 2008 arbeitete der ledige, aber liierte Herner als freier Autor für den WDR und war auch häufiger vor der Kamera zu sehen.

Auf den Punkt gebracht: Mallorca-Party, Plan B und 2027

Richtig oder falsch? Die Mallorca-Party der CDU-Minister schadet auch der FDP.

Falsch. Das bleibt an der CDU hängen. Die Affäre wird der FDP aber auch nicht nutzen.

Bei der Landtagswahl 2027 werde ich …

… kandidieren. Ich kann mir vorstellen, dann noch einmal anzutreten.

Gibt es einen Plan B, wenn es diesmal mit dem Einzug in den Landtag nicht klappt?

Den gibt es. Ich war ja freier Journalist und kann nicht irgendwohin zurückkehren, aber ich habe viele Geschäftsideen. Ich bin mir sicher, dass zwei oder drei Ideen im Bereich Medien sehr gut funktionieren würden.