Herne. Warum sieht Herne heute so aus wie es aussieht? Nachvollziehen kann man dies nun anhand einer Ausstellung mit dem Titel „Aufbruch 50@25“.

„Das Leben ist eine Baustelle“, lautet ein geflügeltes Wort. Das gilt in besonderem Maße für die Entwicklung einer Stadt. Nachvollziehen kann man dies nun in der Ausstellung „Aufbruch 50@25 – Hernes Entwicklungsphasen von 1950 bis 2025“, die im Foyer und in der ersten Etage des Herner Rathauses zu sehen ist.

Wer Respekt vor den vermeintlich hohen Hallen des Rathauses hat, dem sei gesagt: Keine Scheu. Die Ausstellung - auch aus Anlass des 125-jährigen Bestehens Herne - vermittelt mit historischen Fotos und interessanten Collagen, wie sich Herne im Laufe der Jahrzehnte verändert hat. Und sie liefert Hintergründe, wie manche Dinge, die man heute mit kritischer Distanz betrachtet, in der Vergangenheit mit großer Zuversicht und Zustimmung auf den Weg gebracht worden sind.

Industrialisierung wirkt bis heute nach

Maßgeblicher Faktor für die Stadtentwicklung Hernes sei die Industrialisierung gewesen, erläuterte Stadtarchivar Jürgen Hagen bei der Vorstellung der Ausstellung. Dies geschah zwar bereits im 19. Jahrhundert, doch sie sorgte dafür, dass Herne die Stadtrechte erhielt und sie wirkt bis in die heutige Zeit nach, man denke an die Brachen in der Nähe des Herner Bahnhofs, wo sich früher Bergbauzulieferer befanden.

Fotos des heutigen Robert-Brauner-Platzes veranschaulichen verschiedene Phasen der Stadtentwicklung: Diesen Platz gab es früher überhaupt nicht. Noch als das Karstadt-Gebäude im Bau war, standen Gebäude in direkter Nachbarschaft. Später entstand der Verweilplatz, der sich wiederum veränderte mit dem Bau der Stadt-Galerie. Und aktuell stehen weitere Veränderungen bevor: Der Platz soll umgestaltet und grüner werden.

Bahnhofstraße war in den 50er-Jahren die „Kö des Ruhrgebiets“

Viele Herner wissen, dass Herne nach dem 2. Weltkrieg als goldene Stadt bezeichnet wurde, weil gerade im Stadtkern wenig Gebäude beschädigt worden waren. Die Bahnhofstraße wurde gar als „Kö des Ruhrgebiets“ bezeichnet. Und weil der Bergbau in den 50er-Jahren die deutsche Schlüsselindustrie zu jener Zeit war (jeder zweite Arbeitsplatz in Herne hing am Bergbau) erlebte Herne eine Blüte - die allerdings kaum mehr als ein Jahrzehnt andauerte. Mit der Bergbaukrise geriet auch Herne in die Krise.

Die Stadt nahm eine umfangreiche Stadtkerneneuerung in Angriff - Fußgängerzone, Kulturzentrum und später die U35 entstanden. Ein Beispiel dafür, dass man früher toll fand, was man heute wohl lieber abreißen würde: die Wohntürme. Als sie gebaut wurden, wurden sie begeistert als „Dimensionen sprengendes Superhaus“ bezeichnet. Das Sanierungskonzept fand übrigens später Eingang in die Architekturgeschichte als „Herner Modell“.

Die Ausstellung IBA-Emscherpark habe Herne in den 90er-Jahren noch einmal einen Schub gegeben, so Oberbürgermeister Frank Dudda, danach habe das Tempo der Stadtentwicklung nachgelassen. Doch seit einigen Jahren sei eine neue Dynamik entstanden. Die Ausstellung zeige, dass Entwicklungen immer in Wellenbewegungen verlaufen, Herne sich aber nie unterkriegen lasse und nun die Chance habe, einen neuen Platz innerhalb des Ruhrgebiets zu finden.

>>> WEITERE AUSSTELLUNG IN DER AKADEMIE MONT-CENIS

■ Neben der Ausstellung im Herner Rathaus, die zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu sehen ist, ist vor wenigen Tagen eine Ausstellung aus Anlass des 125-jährigen Bestehens in der Akademie Mont-Cenis eröffnet worden.

■ Unter dem Titel„Wir sind Herne“ haben fünf Herner Fotografinnen und Fotografen Herner Bürgerinnen und Bürger porträtiert - mit ihren ganz eigenen künstlerischen Ansätzen.