Herne. Die Tanzschule Diel in Wanne-Eickel feiert 150-jähriges Bestehen. Wir schauen zurück und suchen die schönsten Geschichten unserer Leserschaft.

Der erste Tanzkurs – meist in der Schulzeit und in der Regel mit einem diffusen Schamgefühl verbunden. Erinnerungen, die bleiben. Die Tanzschule Diel, Geburtsort vieler dieser Erinnerungen, feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Die Institution an der Hauptstraße in Wanne kann auf eine lange Historie zurückblicken; eine stolze, wie der heutige Inhaber Sascha Drohla sagt: „Wir vergessen unsere Wurzeln nicht.“

Eigenen Angaben zufolge ist Diel eine der ältesten Tanzschulen Deutschlands und das älteste Unternehmen in Wanne-Eickel. Aus Aufzeichnungen der Familie geht hervor, dass der aus Hessen zugezogene Conrad Diel 1872 den ersten Tanzunterricht im heutigen Wanne-Eickel gab – damals noch in Gaststätten und unter Begleitung seines eigenen Geigenspiels. 1902 übergab er das Geschäft dann an seinen Neffen Heinrich, die zweite Diel-Generation. 1922 eröffnete der Neffe des „ersten Diels“ die Unterrichtsräume an der Hauptstraße.

So sah der Saal in der Tanzschule Diel vor dem Bombenangriff 1943 aus.
So sah der Saal in der Tanzschule Diel vor dem Bombenangriff 1943 aus. © oh | Diel

Tanzschule wurde im Krieg zerstört

1956: Burga Diel und ihr Ehemann Heino.
1956: Burga Diel und ihr Ehemann Heino. © OH | Diel

Das Tanz-Gen gab Heinrich an alle seine Kinder weiter, die Tanzschule an seinen Sohn Heinz, genannt Heino. An der Folkwangschule Essen und in der Tanzschule Conradi in Dortmund absolvierte Heino seine Ausbildung zum Tanzlehrer. Noch mitten in der Ausbildung verschrieb sich Heino dem Wiederaufbau der Tanzschule – ein Bombenangriff zerstörte das Gebäude Anfang der 40er-Jahre. Der „dritte Diel“ konnte die Tanzschule 1949 wieder eröffnen, prägte gemeinsam mit seiner Frau Burga jahrzehntelang den Tanzunterricht in Wanne-Eickel.

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Die Worte Tanzkurs und Heino waren in dieser Zeit quasi Synonyme, ehe die vierte Diel-Generation das Steuer übernahm. Tochter Susanne, Turniertänzerin und ausgebildete Tanzlehrerin, erbte 1983 den Betrieb ihrer Eltern. An ihrer Seite: Ehemann Gerald Zinß, ein Tanzlehrer aus Augsburg. Einer der größten tänzerischen Erfolge des Ehepaars: Es coachte und choreografierte die frisch gegründete Rock’n’Roll Formation Hernes 1987 zum Deutschen Meister und zum Weltmeister.

So klein ist die (Tanz-)Welt

Nahezu haargenau 100 Jahre nachdem Conrad Diel das Geschäft an seinen Neffen Heinrich abtrat, zog es den mehrfachen Hip-Hop-Weltmeister Sascha Drohla nach Wanne-Eickel. „Damals hat Gerald Zinß mich vom Bahnhof abgeholt und ich dachte ‚den kenne ich doch‘“, erinnert sich der 47-Jährige zurück. So klein ist die (Tanz-)Welt, die beiden waren sich zuvor schon in Augsburg begegnet – in einer Tanzschule, wo sonst?

Der Hildesheimer stieg 2002 als Teilhaber in den Familienbetrieb ein, wurde 2010 zum Alleingesellschafter. Wenn auch kein Diel, so ist sich der dreifache Vater der traditionsreichen Geschichte seiner Tanzschule bewusst. „Hier entstehen Erinnerungen fürs Leben“, sagt er. „Die klassischen Tanzkurse sind da ganz zentral, aber längst nicht mehr so bedeutsam, wie früher mal. Leider.“ Das Interesse an Schulen sei gering, nur selten meldeten sich Schülerinnen und Schüler mit einer Mischung aus Neugier, Erwartung und Nervosität für Tanzkurse an.

„Klar, Zeiten ändern sich“, Drohla ist da Realist. „Heute lernen sich die jungen Menschen auf anderen Wegen kennen.“ Umso schöner seien die Anekdoten, an die er immer wieder aufs Neue erinnert wird. „Ich höre eigentlich laufend die tollsten Geschichten über vergangene Kurse hier. Und ich höre sie gerne.“

Die erste große Liebe, der letzte gemeinsame Tanz oder einfach nur der ätzend-peinliche Teenie-Tanzkurs: Wir möchten Ihre Geschichte aus der Tanzschule Diel hören! Was haben Sie erlebt, wem sind Sie begegnet? Erzählen Sie uns zum 150-jährigen Jubiläum der Tanzschule Diel Ihre persönliche Geschichte. Melden Sie sich dazu bei der Redaktion– entweder per Mail an redaktion.herne@waz.de oder telefonisch unter 01523 1040969.