Herne. Kurz vor Weihnachten vermeldete die Landmarken AG die Vollvermietung der Neuen Höfe in Herne. Ein Mieter kommt doch nicht – trotz Vertrag.

Kurz vor Weihnachten brachte die Landmarken AG frohe Kunde nach Herne: Die Neuen Höfe seien komplett vermietet. Doch nun stellt sich heraus: Ein Ladenlokal wird zunächst leer bleiben.

Der Grund: Der Lebensmittel-Lieferdienst Gorillas wird nicht nach Herne kommen. Auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion ließ das Unternehmen mitteilen, dass keine Expansion nach Herne geplant sei. Das bedeutet eine Kehrtwende um 180 Grad. Denn bereits im Sommer des vergangenen Jahres wussten Handwerker im Gebäude zu berichten, dass der Fahrrad-Lieferdienst einziehen werde. Auf der Gorillas-Internetseite wurde bereits Personal für den Standort Herne gesucht: Gesucht wurden seinerzeit unter anderem „Warehouse Picker“ oder „Supervisor“. Aufgabe des „Warehouse Picker“: Er verpackt die Bestellungen der Kunden, heißt es in der Job-Beschreibung.

Kritik an den Arbeitsbedingungen

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Das Geschäftsmodell von Gorillas: Mit dem Smartphone können Kunden aus 2000 Lebensmittelartikeln wählen, die dann innerhalb von nur zehn Minuten mit dem Fahrrad geliefert werden sollen. Gründer Kağan Sümer hat auf diese Weise den Bringdienst innerhalb eines Jahres in rund 40 Städten im In- und Ausland etabliert.

Allerdings gab es in der Vergangenheit Kritik an Sümer: Im vergangenen Jahr kam es in Berlin sogar zu Demonstrationen von Gorillas-Kurieren. Sie forderten eine bessere Bezahlung, sicheres Equipment, wetterfeste Kleidung und mehr Mitbestimmung. Das Unternehmen verwies darauf, dass alle Fahrerinnen und Fahrer fest angestellt seien und mindestens 10,50 Euro pro Stunde verdienten, also mehr als den Mindestlohn von 9,60 Euro.

Landmarken will Gespräche mit Gorillas führen

Nicht nur in Herne kommt Gorillas nicht in den Sattel. Auch in Duisburg hatte das Unternehmen bereits im Juni vergangenen Jahres Räumlichkeiten angemietet, ist bis jetzt aber noch nicht losgerollt. Auf Anfrage der WAZ Duisburg hieß es, dass man dort auf jeden Fall starten wolle. Nur der Zeitpunkt sei noch offen.

Herne ist dagegen aus dem Rennen. Verwunderlich: Gorillas zahle bis jetzt pünktlich den monatlichen Mietzins für die rund 350 Quadratmeter großen Räumlichkeiten, die an der Von-der-Heydt-Straße liegen, teilt die Landmarken AG mit. Für den Gebäudebesitzer sind allein die Einnahmen offenbar keine befriedigende Lösung. Man wolle wohl noch mal Gespräche mit Gorillas aufnehmen.

Dafür ist vor wenigen Wochen ein anderer Lieferdienst in Herne losgerollt: Bakerix bringt frische Backwaren bis an die Haustür, Kooperationspartner in Herne ist Malzers Backstube.