Herne. Die hochansteckende Omikron-Variante breitet sich immer weiter aus. So schützen Herner Unternehmen ihre Produktion, die nicht ausfallen darf.
Nach den Feiertagen steigen die Infektionszahlen wieder deutlich. Angesichts der hochansteckenden Omikron-Variante wird seit einigen Wochen davor gewarnt, dass lebensnotwendige Einrichtungen bei zu vielen Erkrankten in ihrer Funktionsfähigkeit gefährdet sein könnten. Offiziell gibt es dafür keine Bestätigung, doch in Ministerien werden auch Szenarien durchgespielt, bei denen 30 Prozent der Beschäftigten wegen einer Infektion nicht arbeiten können. Die WAZ hat drei Unternehmen, die sich keinen Ausfall leisten können, gefragt, welche Vorkehrungen sie getroffen haben.
Steag-Kraftwerk
Zur sensiblen Infrastruktur gehört zweifelsfrei das Steag-Kraftwerk in Baukau. Von dort werden mehrere hunderttausend Haushalte im Ruhrgebiet mit Fernwärme versorgt. Dementsprechend sensibel geht das Unternehmen mit dem Thema Corona um:
Die Steag habe ein seit nunmehr 22 Monaten bewährtes Hygiene- und Sicherheitskonzept, um die Betriebsbereitschaft seiner Kraftwerke auch unter Pandemiebedingungen sicherzustellen, heißt es auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion. Neben einer umfassenden Teststrategie an allen Standorten setze das Unternehmen insbesondere auf einen möglichst hohen Impfschutz seiner Belegschaft und habe dazu bereits seit Frühjahr vergangenen Jahres an zahlreichen Standorten Impfaktionen organisiert; so bestünden aktuell Angebote für Auffrischungsimpfungen für Beschäftigte in allen Unternehmensbereichen. Diese Strategie sei erfolgreich: Die Impfquote unter den Steag-Beschäftigten liege deutlich über dem Bevölkerungsdurchschnitt. „Insofern sieht sich Steag unter den gegebenen Umständen bestmöglich auf die aktuellen Herausforderungen der anhaltenden Pandemie vorbereitet“, so ein Sprecher.
Allerdings hat das Unternehmen für die sogenannten Kraftwerksfahrer noch eine weitere Sicherung eingezogen: Es werde eine strikte Trennung der Schichtmannschaften praktiziert: Übergaben bei Schichtwechsel erfolgten weitgehend kontaktlos oder gar rein digital. Ein Wechsel von Mitarbeitenden zwischen den Schichten ist in der Regel nicht möglich.
Evonik-Standort Eickel
Diese strikte Trennung zieht auch Evonik an seinem Standort in Eickel mit seinen rund 400 Mitarbeitern durch. Zwar zählt das Unternehmen mit seiner Produktion in Herne nicht zur sensiblen Infrastruktur, doch die Anlagen laufen ununterbrochen sieben Tage 24 Stunden durch, ein ungeplanter Produktionsstopp würde einen hohen Schaden verursachen.
Mit der Trennung will Evonik Infektionscluster vermieden werden. Die Schichten würden so aufgebaut, dass es immer die gleichen Schichten gebe. Es können also kein Mitarbeiter aus der Mittagsschicht in die Frühschicht wechseln. Außerdem gebe es eine Mitarbeiterreserve für den Fall, dass es doch zu einem Infektionscluster kommen sollte. Auch die Schichtübergabe erfolge kontaktlos.
Darüber hinaus würden alle Vorkehrungen, die bereits zu Beginn der Pandemie eingeführt worden seien, weiter genutzt, zum Beispiel Kontaktminimierung, Abstand, Hygienemaßnahmen oder lüften. Außerdem gebe eine Maskenpflicht in Innenräumen immer dann, wenn sich mehr als eine Person im Raum befinde.
RAG-Leitwarte
Eine strikte Trennung in unterschiedliche Teams gibt es auch bei der RAG: In der Leitwarte auf dem Areal der ehemaligen Zeche Pluto steuert ein rund 30-köpfiges Team unter anderem die komplette Grubenwasserhaltung an den stillgelegten Zechenstandorten. „Hier haben wir die Mitarbeiter in A- und B-Teams aufgeteilt, die unter den Coronabedingungen keinen Kontakt untereinander haben“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Daneben gölten erhöhte Hygienestandards und die bekannten AHA+L Regeln. „Das machen wir seit Anfang Pandemie mit großem Erfolg. So haben wir nicht nur in der Leitwarte Infektionsketten im Unternehmen vermeiden können“, teilt die RAG mit.
>>> AUCH VERWALTUNG, STADTWERKE UND KRANKENHÄUSER SIND VORBEREITET
■ Wie bereits berichtet, haben sich auch andere Organisationen und Verwaltungen für eine größere Zahl an Infektionsfällen gewappnet.
■ So haben Stadtverwaltung, Polizei, Feuerwehr, Krankenhäuser, Wasserversorgung, Stadtwerke und Müllabfuhr Maßnahmen eingeleitet. Die Stadtwerke haben ebenfalls kleine feste Teams gebildet.