Herne. In diesem Jahr konnte das Comedywichteln wieder live in den Flottmann-Hallen stattfinden. Auf vorweihnachtliches Geplänkel wurde verzichtet.

Nachdem sie im vergangenen Jahr auf die heimischen Bildschirme via Livestream ausweichen mussten, konnten Helmut Sanftenschneider und Martin Fromme am Freitag, 17. Dezember, endlich wieder in den Flottmann-Hallen Platz nehmen und ihr treues Publikum zur nunmehr sechsten Ausgabe ihres inzwischen traditionellen Comedywichtelns begrüßen.

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Wie gewohnt verzichtet das eingestandene Dreamteam dabei auf vorweihnachtliches Geplänkel und lässt trotz festlicher Bühnenausstattung von Beginn an einen kernigen Spruch auf den nächsten folgen, ganz so, als legten sie es drauf an, in diesem Jahr geschenketechnisch leer auszugehen. Glücklicherweise ist das fast ausverkaufte Haus ihrem Ruf gefolgt und hat allerlei Kram in buntes Geschenkpapier gewickelt, das im Laufe der Show untereinander verteilt und noch für den ein oder anderen Lacher und zumindest Stirnrunzler sorgen soll.

Herner Comedywichteln: Ruf nach alkoholischen Kaltgetränken wird lauter

Doch bevor es an die Bescherung geht, steht mit ihren Überraschungsgästen ein mehr, mal weniger bekömmliches Sechs-Gänge-Menü auf dem Plan, das in spaßigen Blödeleien für ausgiebiges Lachen, aber unter dem Strich nicht wirklich für Überraschungen sorgt. Das Publikum aber ist bei bester Laune und bemüht sich, mit allen Gliedmaßen die Begriffe wie Weihnachtsbaum, Schneemann oder Brechdurchfall bei der kollektiven Scharade den Dichtern und Komikern auf der Bühne zu entlocken, so dass kein Auge trocken bleibt.

Die jeweiligen Auftritte der Künstler fallen hingegen kurz aus und sind nicht immer ein Garant dafür, die Tiefe deren Schaffens zu demonstrieren. Humor von vor zehn Jahren ist an diesem Abend das Ding von Oli Hilbring, der sich vorab die Zeit nimmt und den Unterschied von Comic und Cartoon erklärt. Er selbst ist Cartoonist, zeichnet also pro Bild einen Witz, der an diesem Abend großteils daraus besteht, falsch verstandene Textzeilen zu illustrieren, was seiner Zeit auf Youtube für moderate Klickzahlen sorgte und inzwischen sehr platt und vorhersehbar daherkommt. Die Zuschauer nehmen dies mit Fassung, auch wenn die Rufe nach alkoholischen Kaltgetränken lauter werden, die nicht mit in den Veranstaltungssaal mitgenommen werden dürfen.

Obligatorische Herrenwitz von Martin Fromme darf nicht fehlen

Zwei ganz wichtige Elemente dürfen, neben dem eigentlichen Wichteln, an diesem Abend natürlich nicht fehlen: Zum einen die absurden Geschichten von Publikumsliebling Dr. Welf Haeger, der unbeholfen, doch textsicher seinen fantastischen Stuss erzählt, zum anderen der obligatorische Herrenwitz von Martin Fromme. Der wiederholt sich zwar von Jahr zu Jahr, einen Abbruch des schallendes Gelächters über die Fäkalsprache bis tief unter die Gürtellinie tut dies mitnichten. Die darauf folgende Wortakrobatik von Dichter Sascha Tamm könnte gegensätzlicher nicht sein, der den Witz im Alltäglichen sucht und auf den Punkt gebracht findet.

Oli Hilbring, Welf Haeger und Michael Wurst haben beim Comedywichteln in den Herner Flottmann-Hallen sichtlich Spaß.
Oli Hilbring, Welf Haeger und Michael Wurst haben beim Comedywichteln in den Herner Flottmann-Hallen sichtlich Spaß. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Apropos Gegensätze: Nicht nur als Paradebeispiel dafür sorgt das ungleiche Duo Diagonal, sondern auch für Abwechslung und Hinwendung zum guten alten Slapstick, wofür die Tanzanleitung einer in die Jahre gekommene Schallplatte herhalten muss. Der immer kurioser werdende Affentanz des Paares endet schließlich mit von beherztem Lachen begleiteten Applaus. Von der Einhorn-Gießkanne, über die LP mit Weihnachtsliedern im schönsten Plattdeutsch, hin zur schäbigen Vase erfreut sich das Publikum schließlich untereinander an alle dem, was Zuhause einfach nur im Weg stehen würde und einmal mehr die Vorfreude auf ein besinnliches Zusammensein bestärkt.

>>>WEITERE INFOS: Künstler verzichten auf Gage

Ebenfalls mit dabei war der Sänger und Stadionsprecher Michael Wurst, der zusammen und mit dem Gitarrenspiel von Helmut Sanftenschneider einige Coverversionen sang.

Von den 125 Plätzen waren an diesem Abend rund 100 besetzt, so dass Christian Strüder, Programmchef der Flottmann-Hallen, eine positive Bilanz für den Abend ziehen kann.

Die Künstler verzichteten an diesem Abend auf ihre Gage, die stattdessen als Spende dem Frauenhaus Herne zugutekommt.