Herne. Ein hervorragendes Menü mit erlesenen Weinen: Dafür sorgte der Herner Julius Meimberg mit seinem Format „Julius kocht“. Nun nahm er Abschied.

„Es hat mich immer geärgert, dass dieser schöne rotfleischige Saibling beim Garen grau wird“, erklärt Julius Meimberg seinen Gästen und verrät zugleich, warum der Fisch auf ihren Tellern seine schöne rote Farbe aber behalten hat: „Ich habe ihn beidseitig gebeizt und einseitig geflämmt.“ Mit diesem Gruß aus der Pfalz, einem Saibling aus dem Pfälzer Wald mit mariniertem Fenchel-Gemüse und feiner Jus von grünem Tee, Gewürzen und Kräutern, begrüßt Julius Meimberg seine Gäste bei „Julius kocht“ – und bereitet ihnen zugleich einen schmackhaften Abschied. Denn: Der 69-Jährige zieht sich aus Herne zurück und beendet nach 20 Jahren sein beliebtes Format.

Der Diplom-Ökonom Julius Meimberg arbeitete in der Erwachsenenbildung, als er 1986 den Familienbetrieb auf der Bahnhofstraße in Herne-Mitte in vierter Generation übernahm. „Meimberg gibt es seit 1871, ich habe mich unserer Tradition verpflichtet gefühlt und bin damit glücklich geworden.“ Als Kolonialwarenhandlung gab es zunächst vor allem Kaffee, Fleisch oder Schmalz, aber schon damals spielten Spirituosen und Wein eine Rolle. So kaufte und importierte auch Meimbergs Urgroßvater Wein aus Spanien und Bordeaux. „Damals wurde dieser in Fässern geliefert und hier im Keller abgefüllt.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg habe es eine große Nachfrage nach süßen Weinen gegeben. „Als ich einstieg, fand ich im Keller ein vergessenes Fass Malaga“, erinnert sich Meimberg. Der Wein sei über die Jahre ein sehr leckeres Konzentrat geworden. Und das Beste: „Er stammte aus meinem Geburtsjahr.“

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Meimberg: „Wenn ich koche, befriedigt mich nur eine Topleistung“

Julius Meimberg startete mit folgendem Konzept: Er wollte seinen Kunden im Geschäft an der Bahnhofstraße 62 ausschließlich hochwertige Spirituosen anbieten. Also weg vom Korn und hin zu Grappa, Obstbrand und Whisky. Ihm sei wichtig gewesen, nur besondere Produkte ins Programm zu nehmen. „Schwerpunkt war und ist für mich aber immer der Wein. Den kaufen wir direkt beim Winzer und importieren nach wie vor selber.“ Sein Wissen über Wein eignete sich Julius Meimberg autodidaktisch und in Fortbildungen an. „Als ich anfing, Weinproben in der gehobenen Gastronomie anzubieten, tauschte ich mich immer öfter mit Köchen aus.“ Als passionierter Hobby-Koch habe er diese Gespräche auf gutem Niveau führen können. Wie man ein Menü zusammenstellt, in dem Wein und Essen sich perfekt ergänzen, das hat Julius Meimberg schon immer fasziniert.

Mhh: Jeweils mehrere Gänge kreierte Julius Meimberg bei „Julius kocht“.
Mhh: Jeweils mehrere Gänge kreierte Julius Meimberg bei „Julius kocht“. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Also erweiterte die Familie ihr Geschäft 1996 um ein Restaurant, welches er zwischenzeitlich selber führte, aber auch verpachtete. Zuletzt bot er in regelmäßigen Abständen an Wochenenden das Format „Julius kocht“ an: Er kreierte für Gäste ein hochklassiges Menü und bot dazu Weine an. „Man muss Leidenschaft haben, das Feeling und Ausdauer, und man muss es wollen“, zählt der 69-Jährige die wichtigsten Eigenschaften für ein erfolgreiches Unternehmen auf. Selber gehe er sehr gerne in der gehobenen Gastronomie essen und nehme dies als Maßstab, seine eigene Küche daran zu messen. „Wenn ich koche, befriedigt mich nur eine Topleistung.“

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Auf ehemaligem Weingut in der Pfalz ein Hotel eröffnet

Die vielen treuen Gäste bei seinem Abschiedsmenü – das am vergangenen Wochenende aufgrund der hohen Nachfrage an zwei Abenden stattfand – sind ein guter Hinweis darauf, dass Meimberg seinem eigenen Motto treu geworden ist. Wer aber denkt, dass er nun seinen Abschied gibt, um sich zur Ruhe zu setzen, liegt falsch: „Wir haben 2012 ein ehemaliges Weingut in der Pfalz gekauft und dort ein Hotel eingerichtet.“ Parallel dazu stieg Stiefsohn Richard Gerdesmann ins Unternehmen ein und steuert seither zunehmend die Geschicke in dem Geschäft in der Fußgängerzone. „Mein Vater ist in meinem Alter in den Ruhestand gegangen. Ich merke auch langsam, dass nicht mehr alles geht.“

Am Herd wird er auch weiterhin stehen: Julius Meimberg zieht es nun ganz in die Pfalz.
Am Herd wird er auch weiterhin stehen: Julius Meimberg zieht es nun ganz in die Pfalz. © FUNKE Foto Services | Kim Kanert

Deshalb hat sich Meimberg entschieden, in Herne – wo er ohnehin schon länger nicht mehr lebt – seinen Hut zu nehmen und sich ganz auf den Hotel- und Kochbetrieb in der Pfalz zu konzentrieren. „Ich bin aber noch fit“, betont er und fügt lachend hinzu, „viele meiner Mitarbeiter koche ich nach wie vor an die Wand.“ Außerdem mache ihm die Zusammenarbeit mit den Winzern in der Pfalz viel Spaß. „Sie wissen zu schätzen, dass ich die Weine verstehe und dazu perfekt kochen kann.“ Diese Passion und Freude steckt auch seine Gäste beim Abschiedsmenü an. „Schade, dass Sie aufhören“, betonte ein Gast.

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>> WEITERE INFORMATIONEN: Ausgleich beim Golfen

Julius Meimberg ist verheiratet, hat eine Tochter und einen Stiefsohn. Auch in seiner Freizeit geht er gerne essen und kocht.

Ausgleich findet er beim Golfen, in der Natur, der Musik und Literatur. Infos zu seinem Hotel in der Pfalz gibt es unter www.julius-pfalz.de.