Herne. Warum die Herner Christdemokraten nach dem Machtkampf vor großen Herausforderungen stehen: ein Kommentar von WAZ-Redakteur Lars-Oliver Christoph.
Auf den ersten Blick steuert die Herner CDU nach turbulenten Zeiten nun ruhigeres Fahrwasser an: Die Vorsitzendenfrage scheint geklärt, der Landtagskandidat steht in den Startlöchern. Wer jedoch in den vergangenen Wochen in die Partei gehorcht hat, weiß: Die Risse sind tief, manche Wunden werden sich nicht mehr heilen lassen.
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Am 18. Dezember wird sich zeigen, ob die Herner CDU zumindest in der Lage ist, sich mit Blick auf die Landtagswahl zu disziplinieren und persönliche Befindlichkeiten auszublenden. Doch selbst wenn das gelingen sollte, steht der zerstrittene Kreisverband vor schweren Zeiten.
Kann Bußmann Kreisvorsitzender?
Timon Radicke trägt für diese Situation ein hohes Maß an Verantwortung. Als Vorsitzender wurde er zwar nicht abgewählt, aber nach dem Zick-Zack-Kurs seit der Kommunalwahl kann man, nein: muss man von einem Scheitern sprechen. Zu würdigen ist allerdings auch: Er hat in seiner Amtszeit viel frischen Wind in die Partei gebracht und außerordentliches politisches Talent demonstriert. Als Chef der personell ausgedünnten Ratsfraktion muss er nun beweisen, dass er aus Fehlern gelernt hat.
Und auch der bislang einzige Bewerber um den Parteivorsitz steht im Falle seiner Wahl vor großen Herausforderungen. Kann Bußmann Kreisvorsitzender? Seine bisherige politische Vita lässt eine eindeutige Antwort auf diese Frage nicht zu. Dass er und Radicke spätestens seit der Kommunalwahl ziemlich beste Parteifeinde sind, dürfte seine Aufgabe nicht gerade erleichtern.