Herne. Die Stadt Herne öffnet zwei Lehrschwimmbecken für zusätzlichen Schwimmunterricht für Kinder. Wegen der Corona-Krise gibt es Aufholbedarf.
Die Stadt Herne öffnet zwei zusätzliche Lehrschwimmbecken für Schwimmunterricht auch an den Wochenenden. „Wir sind sehr froh, dass ein Konsens mit der Stadt gefunden wurde“, sagt Hans Peter Karpinski, Vorsitzender des Stadtsportbundes Herne (SSB). Ab dem 6. November soll in den Lehrschwimmbecken an der Michaelschule und am Pantrings Hof von 9 bis 15 Uhr zusätzlicher Schwimmunterricht angeboten werden.
So soll der großen Nachfrage begegnet werden, die sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft hatte. Rund eineinhalb Jahre lag die Schwimmausbildung deswegen brach. Uwe Mohns von der DLRG Herne/Wanne-Eickel betonte nach den Sommerferien, als der Schwimmbetrieb wieder anlief, dass die Wartelisten „dramatisch“ seien. Rund ein Jahr müssten Kinder inzwischen auf einen Platz im Schwimmkurs warten. Ein Problem war auch ein Mangel an Wasserzeiten in Herne. Deshalb forderte Karpinski die Verwaltung auf, zusätzliche Schwimmzeiten an den Wochenenden zur Verfügung zu stellen.
Herne: Schwimmlehrer fehlen nach dem Lockdown
„In den vergangenen drei Monaten wurde uns von der Stadt sehr viel geholfen“, betont Karpinski. So habe es in den Sommer- und in den Herbstferien zusätzliche Öffnungen von Lehrschwimmbecken für Intensivkurse gegeben. Und nun noch darüber hinaus die zusätzlichen Zeiten am Samstag. Die Herner Schwimmvereine konnten ihren Bedarf melden, welche Zeiten sie „bespielen“ können und wollen. Dabei zeigte sich ein weiteres Problem: „Leider fehlen uns noch Übungsleiter, die die Kurse durchführen“, so Karpinski.
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Denn auch die Ausbildung der Rettungsschwimmer habe eineinhalb Jahre brach gelegen, notwendige Erste-Hilfe-Kurse konnten beispielsweise nicht stattfinden. All das müsse nun erst wieder anlaufen, sagt Renate Tietz, Vorsitzende der Fachschaft Schwimmen beim SSB Herne. Bei manchen Vereinen sei es leider an zusätzlichen Übungsleitern für den Samstag gescheitert, so Tietz, aber insgesamt hätten alle zusätzlichen Zeiten vergeben werden können.
DSC mit langen Wartelisten für Schwimmkurse
„Die Nachfrage ist riesig“, sagt Kristin Berens, die mit dem DSC Wanne-Eickel zwei Stunden am Samstag zusätzlich anbieten möchte. „Wir haben lange Wartelisten, die durch Corona noch länger geworden sind“, sagt sie. „Wir machen deshalb auch überhaupt keine Werbung mehr für die Kurse.“ Rund 70 Namen stünden bereits auf Wartelisten für verschiedene Schwimmkurse. Dennoch bliebe Eltern von Kindern, die das Schwimmen erlernen sollen, nichts anderes übrig, als sich hinten auf diese Liste setzen zu lassen.
„Das ist für alle nicht einfach“, weiß Kristin Berens. Denn anders als beim Turnen, wo es auch nach eineinhalb Jahren einfach an gleicher Stelle weiter gehe, sei es beim Schwimmen schwieriger: „Das Element Wasser macht es den Kindern häufig nicht einfach und ist für viele Respekt einflößend“, so Berens. Nach so einer langen Pause müssten sich die Kinder erst wieder ans Wasser gewöhnen, manche fingen fast wieder bei Null an.
SC Wiking hat nach Neustart noch Restplätze frei
Eine deutliche Entspannung sieht Kristin Berens nicht. „Vor Corona war es in Herne für uns eine ganz gute Lage. Aber nun kommen geburtenstarke Jahrgänge auf uns zu.“ Die zwei zusätzlichen Kurse werden das Problem also nicht gänzlich lösen und noch warte der DSC auf das endgültige „Go“.
Etwas besser ist die Situation beim SC Wiking Herne. Denn hier konnte der Schwimmbetrieb nach dem Sommer durch neue Schwimmzeiten nach einer Pause überhaupt erst wieder aufgenommen werden. Mit vier neuen Kursen am Freitag und drei weiteren am Mittwoch konnten bereits 84 Kinder neu aufgenommen werden, sagt Michael Tippmann, Vorstand beim SC Wiking. Deshalb gebe es noch keine lange Warteliste für das Anfängerschwimmen.
Wananas fehlen Schwimmlehrer für Wochenendkurse
„Wir wissen noch nicht, welche Stunden wir am Samstag bekommen“, sagt Tippmann. Derzeit seien aber sogar noch Plätze frei. Wohl eine kleine Hoffnung für viele Eltern. Denn auch in den Herner Schwimmbädern seien die Kurse dicht, sagt Lothar Przybyl, Chef der Herner Bädergesellschaft. „Im Wananas haben wir zusätzliche Kurse angeboten“, wir fahren fünf Tage die Woche im Vollbetrieb“, sagt er. Dennoch seien vom Säuglingsschwimmen aufwärts alle Kurse dicht. „Wir können nicht bedarfsdeckend anbieten“, bedauert Przybyl.
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„Es gibt Kinder, die sind drei Jahre und waren noch nie im Wasser“, beschreibt er die Erfahrungen seit der Wiedereröffnung nach dem langen Lockdown. Das Alter in den Kursen habe sich komplett um ein Jahr verschoben. Die Nachfrage wäre doppelt so groß, aber die Wasserzeiten seien endlich. „Wir sehen noch Möglichkeiten am Samstag und Sonntag im Wananas“, so Przybyl. Aber auch hierzu fehlten ihm - wie den Schwimmvereinen - ausreichend Schwimmlehrer.
>>>WEITERE INFORMATIONEN: Zusätzliche Schwimmzeiten
• Das Angebot der zusätzlichen Schwimmzeiten in den Lehrschwimmbecken solle zunächst zwei Jahre laufen, so Hans Peter Karpinski. Dabei soll nach einem Dreivierteljahr eine Bilanz gezogen werden, inwieweit die zusätzlichen Schwimmzeiten auch nachgefragt und genutzt würden.
• Neben dem DSC Wanne-Eickel und dem SC Wiking möchte auch der Stadtsportbund sowie der Schwimmverein für muslimische Frauen an den zusätzlichen Samstagen Schwimmunterricht anbieten.