Herne. Die Benzinpreise sind zurzeit so hoch wie nie. Für viele Herner ist der ÖPNV keine gute Alternative. Die Jugend hat mehr Verständnis.
„Ja, was soll ich dazu sagen, finde ich doof.“ „Die immer steigenden Preise finde ich nicht gut.“ „Die Preise gehen gar nicht!“ So oder so ähnlich lauten die ersten kurzen Antworten der meisten Bürgerinnen und Bürger in der Straßenumfrage in der Herner Innenstadt. Die WAZ wollte von ihnen wissen, was sie von den stark gestiegenen Benzinpreisen halten.
Die meisten Bürgerinnen und Bürger sehen sich den Preisen ausgesetzt, da das Auto für sie unverzichtbar sei. „Als Mutter von zwei Kindern bin ich im Alltag darauf angewiesen“, sagt zum Beispiel die 38-jährige Lehrerin Lina Dietrich. Um billiger zu tanken, nutzt sie eine Handyapp, die die Preise vergleicht. Außerdem hat sich die Familie ein Hybrid-Auto angeschafft.
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Mutter aus Herne: Auto ist unverzichtbar
Auch Meral Inci kann nicht auf ihr Auto verzichten, um den Alltag als Familienmutter zu bewältigen. Im Bereich der Kinderfreizeit bilde sie Fahrgemeinschaften mit anderen Eltern, sagt sie. Aber viele andere Optionen, um auf das Auto zu verzichten, habe sie nicht. Mit Kindern oder Großeltern seien Fahrrad oder Bus keine praktikable Alternative, betont die 41-Jährige. Sie selbst fahre allerdings im Sommer mit dem Fahrrad zur Arbeit.
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Der 52-jährige Koch Braukof hat sogar einmal einen kleinen Test gestartet und ist mit dem Zug zur Arbeit gefahren. Er ist jeden Tag 38 Kilometer unterwegs und würde sich freuen, im Zug die Beine hochlegen zu können. Doch auch für ihn ist der ÖPNV keine Alternative. Seine benötigte Verbindung komme zu selten: „Das klappt nicht mit meinen Arbeitszeiten.“ Ähnlich geht es einem 47 Jahre alten Informatiker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Ihm seien die Wege mit dem ÖPNV zu lang, sagt er: „Ich bräuchte anderthalb Stunden für eine Strecke, die ich mit dem Auto in einer halben Stunde bewältige.“
Junger Herner findet Preiserhöhungen im Sinne des Klimaschutzes richtig
Roman Kirchhof (20) aus Wanne-Eickel findet Preiserhöhungen im Sinne des Klimaschutzes richtig. Dass diese aber auf die Bürgerinnen und Bürger abgewälzt würden, findet er verkehrt. Der Student sieht hier eher große Konzerne in der Pflicht, ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Der 20-Jährige nutzt gerne den ÖPNV, bemängelt aber auch den fehlenden Ausbau.
Laut Jost Bachmann (19) sind die Spritpreise ein Schritt in die richtige Richtung, um das Autofahren unattraktiver zu machen. Der Herner Schüler benutzt sein Auto regelmäßig, um mit seinen jüngeren Geschwistern zur Schule oder zum Sport und Freunden zu fahren. Er sagt, dass er durch die steigenden Preise öfter Alternativen zum Auto in Betracht ziehe, wie ÖPNV oder auch das Fahrrad.
Auch Milo Kruse (20) findet die Erhöhungen nachvollziehbar, sie ließen ihn aktiver über seinen Verbrauch nachdenken. Er sagt, dass ihm klar sei, dass Menschen auf ihr Auto angewiesen seien, betont aber auch: „Jetzt ist die Zeit, Opfer zu bringen.“ Die lasche Klimapolitik der Vergangenheit mache ihn wütend.