Herne. Das Thema Internationale Technologiewelt in Herne sorgt weiterhin für hitzige Diskussionen. Viele Herner machen sich große Sorgen ums Klima.

Es ist ein Mammutprojekt, für das der Rat im Sommer vergangenen Jahres grünes Licht gegeben hat: die Internationale Technologiewelt auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Blumenthal hinter dem Wanne-Eickeler Hauptbahnhof. Schon damals gab es massive Kritik an der Idee, auf der Zechenbrache Wissenschaft, moderne Unternehmen und Kongress- und Co-Working-Flächen anzusiedeln. Eine Bürgerinitiative, die sich damals gründete, fordert stattdessen einen Stadtwald. Und auch jetzt zeigte sich bei einer Bürgeranhörung, dass das Thema trotz Beschluss des Rates noch immer die Gemüter erhitzt.

Bei einer Bürgerbeteiligung im Rahmen der Änderung des regionalen Flächennutzungsplans konnten Hernerinnen und Herner am Donnerstagabend Fragen stellen und Anregungen geben. Der Plan sei seit 2010 wirksam, 2020 habe es den Anstoß für eine Konkretisierung gegeben, erklärt Peter Rogge vom Fachbereich Umwelt und Stadtplanung. Bürgerinnen und Bürger hätten noch bis zum 31. Oktober die Möglichkeit, ihre Anregungen schriftlich einzureichen. 20 seien bisher eingegangen. „Alle Ihre Vorschläge und Anregungen werden wir mitnehmen und in unserer Planung berücksichtigen“, betonte Achim Wixforth, Leiter der Stadtentwicklungsgesellschaft.

Auch interessant

Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche in Herne befinden sich Altlasten

Insgesamt handele es sich um eine Fläche von 26,8 Hektar, auf der die Technologiewelt entstehen soll. Wie viele Hektar Grünfläche es geben werde, könne noch nicht sicher gesagt werden. „Wir gehen aber davon aus, dass es neun Hektar oder sogar mehr werden könnten“, so Wixforth.

Einige Hernerinnen und Herner haben am Donnerstagabend ihre Fragen zum Thema Internationale Technologiewelt gestellt.
Einige Hernerinnen und Herner haben am Donnerstagabend ihre Fragen zum Thema Internationale Technologiewelt gestellt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Auf dem Gelände gebe es einige Restriktionen, die bei der Planung beachtet werden müssten. So gebe es unter anderem Altlasten, Schachtschutzbereiche, alte Kraftwerksgebäude und geschützte Tierarten. Bei Vorprüfungen für die Änderung des Flächennutzungsplans habe es bereits Hinweise darauf gegeben, dass sich auf der Fläche unter anderem Kreuzkröten und Mauereidechsen befänden, so Rogge.

Herner Bürgerinnen und Bürger machen sich Sorgen um Klimaschutz

Bei den aufgelisteten Restriktionen fehle eindeutig der Klimaschutz, meldete sich ein Bürger zu Wort. „Innerlich bebe ich vor Wut. Hier geht es nicht um ein bisschen Grünfläche. Das Konzept ist vollkommen veraltet.“ Der Klimaschutz sei ein wichtiger Bestandteil, betont hingegen Wixforth. „Wir arbeiten mit der Klimaanalyse, die wir in Auftrag gegeben haben. Sie ist ein wichtiger Bestandteil bei der Planung.“ Allerdings sei es seine Aufgabe zu versuchen, alle Interessen der Bürgerinnen und Bürger unter einen Hut zu bekommen und einen Kompromiss zu finden.

Auch interessant

Neben weiterer Versiegelung und dadurch entstehender Hitzeinseln war auch die Anbindung an die Technologiewelt für die Teilnehmer ein wichtiges Thema. „Die Schienen liegen doch direkt neben dem Gelände, warum sollen die nicht genutzt werden?“, fragte Horst Lautenschläger. Zudem müsse eine Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer geschaffen werden, sagte der Herner. Das Problem sei, dass es sich bei dem Bahnhof um einen Übergabebahnhof handele, wo Ware auf die Schiene gebracht werde, sagte Wixforth. Die geplante Seilbahn von dem Gelände in Richtung Wanner Innenstadt soll eine alternative Form der Anbindung bieten.

RAG saniert das Gelände

Die RAG, der das Gelände noch gehört, kümmert sich derzeit in einem sogenannten Abschlussbetriebsplanverfahren darum, dass die Fläche für die Folgenutzung saniert wird. Dabei würden alle Anlagen beseitigt und die Fläche so vorbereitet, dass von ihr keine Gefahren mehr ausgingen, sagte Simone Konzelmann-Krause von der RAG. Denn wie auf jeder ehemaligen Kokereifläche seien auch hier Schadstoffe im Boden festgestellt worden.

Derzeit werde geprüft, wo sich die verunreinigten Böden auf dem Gelände befänden. Diese würden dann ausgehoben und an eine zentrale Stelle auf dem Gelände gebracht. Dort werde ein Sicherungsbauwerk errichtet, das nach oben so abgedichtet werde, dass kein Regenwasser mehr in die Fläche gelange. Wie groß die Fläche werde, sei derzeit noch nicht abzusehen, da die Arbeiten noch liefen, sagt Michael Krohne von der RAG. Zudem liefen noch Untersuchungen, ob und wie stark das Grundwasser belastet sei.

„Sie können aber sicher sein, dass nach unseren Sanierungsarbeiten keinerlei Gefahren von dem Gelände ausgehen werden – weder im Wasser, noch an der Oberfläche oder durch Gase“, so Konzelmann-Krause. „Dazu sind wir gesetzlich verpflichtet und werden dem selbstverständlich nachkommen.“

Auch seitens der RAG liefen zurzeit Artenschutzprüfungen. Um die Flächen zu sanieren, müssten die Tiere entfernt und in Ersatzhabitate umgesiedelt werden. In der gesamten Zeit der Sanierung seien Naturschutzbehörden mit an Bord, betont Krohne.