Herne. Im alten Polizeigefängnis in Herne will eine Initiative einen Gedenkort einrichten. Nun wird das Gebäude verkauft. Was wird aus dem Gedenkort?
Kann das ehemalige Polizeigefängnis in Herne-Mitte noch ein Erinnerungsort werden? Der Herner Förderkreis Mahn- und Gedenkstätte Polizeigefängnis Herne will aus dem alten Zellentrakt, der noch nahezu im Originalzustand auf dem Hof der Polizeiinspektion am Friedrich-Ebert-Platz steht, eine Mahn- und Gedenkstätte machen. Aber was, wenn der künftige Besitzer keinen Erinnerungsort dort will? Der alte Klinkerbau neben dem Rathaus, aus dem die Polizeiwache voraussichtlich Ende 2022 auszieht, soll jetzt verkauft werden. Interessierte Käufer können sich bewerben.
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„Wir haben die Sorge, dass die Interessen der potenziellen Investoren einem Erinnerungsort entgegen stehen“, sagt Rolf Dymel vom Förderkreis auf Anfrage der WAZ. Der Verein setzt sich seit Jahren für den Erinnerungsort an dieser Stelle ein, der bisherige Besitzer, der Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes, hat das nicht unterstützt. Auch eine Petition an den Landtag von Seiten der SPD brachte keinen Erfolg.
Herne: In der NS-Zeit wurden dort viele Menschen eingesperrt und misshandelt
Herne brauche dringend eine zentrale Stätte, an der Erinnerung möglich sei, sagt Dymel. Das ehemalige Polizeigefängnis könne als authentischer Gedenk- und Lernort genutzt werden, es sei bestens geeignet zum Beispiel für die lokale Spurensuche: Während der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft seien dort unzählige Menschen eingesperrt und misshandelt worden, darunter politische Gegner, Angehörige der christlichen Kirchen, jüdische Bürger, Sinti, Roma und viele ausländische Zwangsarbeiter. Die NSDAP-Kreisleitung hatte nebenan im Polizeigebäude ihre Büroräume.
Stadt und Polizei haben den geplanten Erinnerungsort immer unterstützt. „Es muss deutlich werden, was in diesem Gebäude passiert ist“, sagte etwa ein Polizeisprecher schon vor über zwei Jahren zur WAZ. Nun nun? Wie sieht das bei einem Verkauf des Gebäudes aus? „Im Fall einer Verträglichkeit mit der künftigen Nutzung sowie einem moderaten Organisationsaufwand würde von Seiten der Stadt Herne die Einrichtung der Gedenkstätte begrüßt“, sagt Stadtsprecher Hüsken zur WAZ.