Herne. Bekommt Herne eine Quinoa-Schule? Die Grünen stehen (noch) nicht hinter dem Projekt. Die Stadt, kritisieren sie, lässt wichtige Fragen offen.

Vor der Abstimmung über die Sanierung und Erweiterung des Gebäudes der ehemaligen Grundschule Drögenkamp in Herne kritisiert Fabian May, schulpolitischer Sprecher der Grünen, die Informationspolitik der Stadt. SPD und CDU wirft er „Duckmäusertum“ vor. In das Gebäude in Wanne-Eickel soll eine Quinoa-Schule einziehen, wichtige Fragen seien aber nicht geklärt, sagt er zur WAZ.

Der Rat der Stadt Herne stimmt an diesem Dienstag, 5. Oktober, über die geplante Quinoa-Schule ab (Ratssaal, Rathaus Herne, öffentliche Sitzung und Livestream ab 16 Uhr). Sie soll im kommenden Schuljahr 2022/2023 starten, die Stadt will das Gebäude so umrüsten, dass sie es an die private weiterführende Schule vermieten kann. Umbaukosten: rund 13 Millionen Euro.

Die Verwaltung, klagt Grünen-Ratsherr Fabian May, lasse die Politik in Sachen Quinoa-Schule vor der Abstimmung in weiten Teilen im Dunkeln. So hätten Vertreter des Trägers weder sich noch ihr Konzept vorgestellt, kritisiert er. Deshalb sei zum Beispiel das pädagogische Konzept noch unbekannt. Offen sei außerdem die Frage, wo denn der Sportunterricht stattfinden soll. Eine Halle gebe es am Drögenkamp nicht, und die anderen Hallen der Stadt platzten schon jetzt aus allen Nähten. Darüber hinaus gebe es keine belastbaren Entwürfe über die künftige Schulhofgestaltung oder eines Pachtvertrags.

Grüne: Herne muss in eine Schulstruktur-Debatte einsteigen

Fordert Antworten von der Stadt: Grünen-Ratsherr Fabian May aus Herne.
Fordert Antworten von der Stadt: Grünen-Ratsherr Fabian May aus Herne. © Unbekannt | OH

Kritik übt May auch an dem Umstand, dass Sanierung und Umbau nun deutlich mehr kosteten. Hintergrund: Wie die Stadt im Juni mitteilte, lägen die Kosten bei rund 3,2 Millionen Euro. Zuletzt sagte Kämmerer Hans Werner Klee dann, dass in den Folgejahren weiter kräftig investiert werden müsse. May moniert, dass es „keinen Gesamtüberblick“ über die finanziellen Aspekte gebe; die Verwaltung teile ihr Wissen nur bruchstückhaft mit. Er befürchtet, dass die Quinoa-Schule den Haushalt am Ende sehr belasten könnte – etwa dann, wenn die Schule nicht angenommen würde und dadurch Mieten ausbleiben würden. Dann hätten am Ende andere Schulen das Nachsehen, weil notwendige Umbaumaßnahmen dort nicht umgesetzt werden könnten.

Spätestens in der Ratssitzung erwarten die Grünen nun Antworten der Stadt. Sie wunderten sich, das SPD und CDU keine offenen Fragen hätten – und dem ganzen Vorhaben widerspruchslos zustimmten. Von den Antworten wollen es die Grünen abhängig machen, ob sie dem Projekt zustimmen. Eine weitere Schule, sagt May, sei angesichts der steigenden Schülerzahlen dringend notwendig. Er plädiert in diesem Zusammenhang dafür, aber nicht allein auf die Quinoa-Schule zu schauen. Nötig sei eine umfassende Schulstruktur-Debatte. In die müsse die Stadt jetzt einsteigen.