Herne. Yasin Kiciman aus Herne sammelt Spenden für ein schwer krankes Kind in der Türkei. Der Einjährige braucht das „teuerste Medikament der Welt“.

„Mein Name ist Eymen Baran, ich bin ein Jahr alt und bin mit der Krankheit SMA Typ 1, die sogenannte spinale Muskelatrophie, am 19. September 2020 auf die Welt gekommen. Ich werde mit maschineller Hilfe beatmet und künstlich ernährt.“ Mit diesen Worten stellt eine Familie ihren kleinen Sohn vor. Das Kind muss dringend mit einem speziellen, teuren Medikament behandelt werden. Um der Familie zu helfen, haben Freunde eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Unter ihnen Yasin Kiciman.

Er sammelt auf Flohmärkten und in Geschäften nun Spenden für das Kind. „Meine Schwester ist mit der Familie befreundet und hat die Spendenaktion initiiert“, erklärt der 29-jährige Herner. Als seine Schwester ihn fragte, ob er helfen möchte, habe er sofort ja gesagt. Seitdem er selber Papa sei, sei so etwas selbstverständlich für ihn. Darüber hinaus sei Kiciman, der als Sicherungsposten für die Deutsche Bahn arbeitet, als Kind selber schwer krank gewesen – und wisse, was seine Familie durchgemacht hat.

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Kind braucht „das teuerste Medikament der Welt“

Für ihn sammelt Yasin Kiciman Spenden: den einjährigen Eymen in der Türkei.
Für ihn sammelt Yasin Kiciman Spenden: den einjährigen Eymen in der Türkei. © OH

Der kleine Eymen lebe in der Türkei und werde aktuell in der Akdeniz-Universitätsklinik in Antalya behandelt, erzählt Kiciman. Dorthin sei die Familie des kranken Kindes extra umgezogen. „Das Verrückte an dieser schlimmen Krankheit ist, dass sie tatsächlich mit einer Spritze geheilt werden kann“, sagt Kiciman. Das Medikament heißt „Zolgensma“ – laut Ärzteblatt das „teuerste Medikament der Welt“ – und werde nur in bestimmten Ländern verabreicht, darunter den USA.

Das Problem: Die Injektion müsse erfolgen, bevor Eymen zwei Jahre alt sei oder mehr als 13 Kilogramm wiege. Danach könne das Medikament nicht mehr gespritzt werden, und seine Lebensdauer sei nur noch sehr kurz. Das Kind soll die Spritze in Boston bekommen. Um die erforderliche Summe von rund 2,4 Millionen Euro zusammen zu bekommen, starteten Freunde die Spendenaktion. Knapp fünf Prozent der Summe hätten die Engagierten bislang zusammen.

29-Jähriger verkauft gespendete Gegenstände

„Ich kann verstehen, dass viele skeptisch sind, was solche Aktionen angeht“, sagt Yasin Kiciman. Er lege seine Hand dafür ins Feuer, dass das Geld an der richtigen Stelle ankommt: „Alles ist abgesichert.“ Seine Schwester kenne die Familie, er selbst habe sich umfassend über das Spenden-Prozedere informiert. Er sagt: Die Spenden wanderten auf ein Notar-Konto, und sollte das Geld nicht rechtzeitig zusammenkommen, sprich: Eymen vorher sterben, dann gingen die Gelder an ein anderes Kind mit SMA Typ 1.

Um möglichst viele Menschen anzusprechen, verkauft der 29-Jährige gespendete Gegenstände auf dem Flohmarkt, stellt Sammeldosen in türkischen Märkten auf und hat auch über seinen Fußballverein schon Spender gefunden. „Ich bin Trainer beim SC Marl-Hamm, und meine Jungs finden die Aktion super.“ Die meisten reagierten sehr positiv, wenn sie erfahren, worum es geht und seien bereit, eine Kleinigkeit zu geben. „Ich meine, wir sind gut 40 Millionen Erwachsene in Deutschland. Wenn jeder nur einen Euro spenden würde, wäre die Summe schnell zusammen.“ Ende des Jahres will er Eymen besuchen.