Herne. In Kürze wird in Herne auf der A 43 eine Schrankenanlage gebaut. Alle Fahrzeuge müssen sie passieren. Die Folgen sind absehbar: weitere Staus.

Ab Herbst 2021 müssen alle Pkw- und Lkw-Fahrer auf der A 43 in Herne durch Schrankenanlagen fahren. Noch mehr Staus dürften die Folge sein. Denn: In den Anlagen gilt Tempo 40. Und: Sobald ein Fahrzeug das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen überschritten hat, wird der Verkehr gestoppt.

Grund für den Bau von jeweils einer Schrankenanlage in beiden Fahrtrichtungen ist die 80 Meter lange Emschertalbrücke der A 43 über den Rhein-Herne-Kanal. Sie ist marode und darf deshalb seit April nicht mehr von Lastwagen über 3,5 Tonnen befahren werden. An die entsprechende Beschilderung halten sich aber nicht alle Fahrzeuge, deshalb kommt nur die Schrankenanlage. Die Ausschreibung dafür laufe, im November soll sie in Betrieb gehen, so ein Sprecher der Autobahn GmbH zur WAZ.

Herne: Fahrzeuge über 3,5 Tonnen werden von Ampeln und Schranken gestoppt

Sie muss erneuert werden: die marode Emschertalbrücke der A 43 über den Rhein-Herne-Kanal.
Sie muss erneuert werden: die marode Emschertalbrücke der A 43 über den Rhein-Herne-Kanal. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Und dann? Erfahrungen mit anderen Sperranlagen zeigen, dass der Verkehr kräftig ausgebremst wird. Im Fall der A 43 kommt erschwerend hinzu, dass es schon jetzt viele Staus auf Herner Gebiet gibt, nicht zuletzt durch den laufenden Umbau auf sechs Fahrspuren. Siehe die Schrankenanlagen vor der Leverkusener Rheinbrücke auf der A 1: Über diese Autobahn fahren ähnlich wie in Herne täglich über 100.000 Fahrzeuge, darunter 10 Prozent Lastwagen. Aufgebaut wurden die Anlagen auf der A 1 vor fünf Jahren, und seither stoppten sie täglich im Schnitt 100 Fahrzeuge, sagt Sabrina Kieback, Sprecherin der Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH, zur WAZ. „Dann steht ein paar Minuten lang alles still“, erklärt sie. Viele Rückstaus seien die Folge.

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Die Checkpoints sollen rund um die Uhr von Personal besetzt sein und kosteten insgesamt rund zehn Millionen Euro, so Carola Ziebs, Projektleiterin für den Umbau der A 43. Sie sollen Lkw-Fahrer, die Umleitungs- und Verbotsschilder ignorieren, kurz vor der Brücke stoppen. Dazu passierten alle Fahrzeuge eine Waage, die das Gewicht von Autos und Lastwagen ermittele. Fahrzeuge, die die Marke von 3,5 Tonnen überschreiten, würden durch rotes Licht sowie eine Schranke gestoppt und von der A 43 abgeleitet. Kameras nähmen das Kennzeichen auf, die Halter erhielten ein Bußgeld, wahrscheinlich in Höhe von 150 Euro.

Stadt Herne winken Bußgelder in Millionenhöhe

Gebaut werden sollen die Anlagen ab Oktober von Bochum aus kommend auf Herner Stadtgebiet zwischen der Anschlussstelle Herne-Eickel und dem Autobahnkreuz Herne, von Münster aus kommend auf Recklinghauser Stadtgebiet zwischen dem Autobahnkreuz Recklinghausen und Recklinghausen-Hochlarmark. Für den Bau seien Sperrungen nötig. Zu schwere Lkw, die auf Herner Gebiet gestoppt werden, sollen auf die A 42 abgeleitet werden, zu schwere Lkw, die auf Recklinghauser Gebiet ausgebremst werden, müssen auf innerstädtische Straßen in Recklinghausen ausweichen, heißt es.

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Vor allem nach dem Start der Schrankenanlagen sind Staus vorprogrammiert. Siehe die Leverkusener Brücke: „Es hat lange gedauert, bis die Anlagen ernst genommen wurden“, so Autobahn-Sprecherin Kieback. 100 Schilder seien NRW-weit aufgestellt und Flyer in mehreren Sprachen etwa an Speditionen und auf Rastplätzen verteilt worden, die auf die Brückensperrung und die Schrankenanlagen hinwiesen. Dennoch führen monatlich Tausende Lkw-Fahrer in die Sperren. Viele gleich mehrfach. Erst nach und nach habe sich die Lage etwas normalisiert. Fahrer führten an den Checkpoints etwa nicht mehr so viele Diskussionen mit den Mitarbeitern über Sinn und Unsinn der Anlagen. Aber: Auch nach fünf Jahren würden noch immer rund 100 Fahrer täglich gestoppt – mit besagten Folgen.

Und wer bekommt die Bußgelder? Das müsse noch geklärt werden, voraussichtlich die Städte, auf denen die Anlagen stehen, also Herne und Recklinghausen. Bleibt es bei 150 Euro, so fließen jährlich rund 2,7 Millionen Euro zusätzlich in die klamme Herner Stadtkasse. So hat zumindest auch der Kämmerer etwas von den Schrankenanlagen.

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>> WEITERE INFORMATIONEN: Neubau der Brücke

Die neue Emschertalbrücke über den Rhein-Herne-Kanal soll 2027 fertig sein. Nach jetzigem Planungsstand soll der Pkw-Verkehr während der Bauzeit vierspurig auf einer Hälfte der alten Brücke weiterfließen, während die andere Hälfte abgerissen und neu gebaut wird.

Die erste Hälfte der neuen Brücke soll 2025 fertig sein. Darüber soll dann der gesamte Verkehr laufen, bis auch der zweite Teil fertig ist. Bereits mit der Fertigstellung des ersten Teils sollen auch die Lastwagen wieder den jetzt gesperrten Abschnitt nutzen können.