Herne. In Herne wird jetzt eine Alternative zum herkömmlichen Herzschrittmacher angeboten: eine „Kardiokapsel“. Was Patienten wissen müssen.

Die Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus (EvK) in Herne bietet jetzt eine pillengroße Alternative zum herkömmlichen Herzschrittmacher an – eine „Micra-Kardiokapsel“

Schlägt unser Herz zu langsam oder setzt sogar aus, ist die Versorgung von Hirn und Körper mit Blut und Sauerstoff gefährdet. Schwindel, Ohnmacht, Kurzatmigkeit und Schwächegefühl seien die Folge, heißt es in einer Mitteilung des EvK. „Bradykardie“ sei für diese Störung der medizinische Fachausdruck. Abhilfe schaffe ein Herzschrittmacher. Doch Herzschrittmacher sei nicht gleich Herzschrittmacher. „Auf diesem Gebiet hat eine kleine Revolution stattgefunden, die ein neues Gerät hervorgebracht hat, das nur noch die Größe einer Vitaminkapsel hat“, berichtet Dr. Ali Halboos, Chefarzt der Kardiologie am Evangelischen Krankenhaus Herne, in der Mitteilung.

Herne: Kapsel wird über Beinvene mit Hilfe eines Katheters in die Herzkammer geführt

Chefarzt Dr. Ali Halboos zeigt den Größenunterschied der beiden Systeme.  
Chefarzt Dr. Ali Halboos zeigt den Größenunterschied der beiden Systeme.   © Unbekannt | EvK Herne

Die Micra Kardiokapsel sei um 93 Prozent kleiner als herkömmliche Schrittmacher, die etwa die Größe eines Teebeutels hätten. Der Einbau dieses winzigen Geräts gehöre ab sofort zum medizinischen Leistungsspektrum von Dr. Halboos. Anders als herkömmliche Schrittmacher werde die Kapsel über eine Beinvene mit Hilfe eines Kathetersystems bis in die rechte Herzkammer geführt und dort implantiert. Der Zugang zur Beinvene erfolge im Bereich der Leiste. Sei die Kardiokapsel korrekt positioniert, werde sie von dem Kardiologen getestet, ob sie ordnungsgemäß funktioniere. Von außen sei das Gerät nicht sichtbar.

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Besonders geeignet sei die Kapselvariante für alle Patientinnen und Patienten, die älter seien, eingeschränkte venöse Zugangswege im Bereich der Schlüsselbeinvenen hätten (zum Beispiel durch Thrombose, Portsysteme bei Chemotherapie), für die ein hohes Infektionsrisiko gelte oder die unter vielen Begleiterkrankungen litten.

Wer nicht zu dieser Gruppe gehöre oder auch gern an dem herkömmlichen Schrittmachersystem festhalten wolle, dem biete Dr. Halboos weiterhin die bislang übliche Variante an. Dabei, so das EvK, werde unterhalb des Schlüsselbeines ein kleiner Schnitt ausgeführt und das Gerät in eine kleine Hauttasche eingebettet. Die Verbindung zum Herzen werde durch eine feine Elektrode hergestellt, die am Herzschrittmacher angeschlossen sei. Die Laufzeit der Batterie sei sowohl für die Kapsel als auch für den herkömmlichen Schrittmacher dieselbe.