Herne. „Ich hab nur zwei Hände“: So heißt das neue Bühnenprogramm von Hennes Bender, das dieser am Mittwoch mit Verspätung in Herne vorstellte.

Mit einer Woche unwetterbedingter Verspätung steht Hennes Bender am Mittwoch dann schließlich doch auf der Bühne hinter den Flottmann-Hallen, holt einmal tief Luft und erzählt in gefühlter Dauerschleife vom Gestern, vom Heute und weniger vom Morgen.

Und da auch er „nur zwei Hände“ hat - Titel seines Programms - und die Gefahr besteht, das Unfassbare könnte ihm zwischen den Fingern hindurchrieseln, schiebt er eine riesige Schubkarre an mehr oder weniger ausgereiften Gedankenspielen vor sich her, welche tief in die Erlebniswelt des jung gebliebenen Komikers blicken lassen.

Rundumschlag gegen Fotografen

Doch bevor es auf die Reise in das eigene Unvermögen geht, der davongelaufenen Zeit Herr zu werden, steht der obligatorische Rundumschlag gegen fotografierende Pressevertreter an, die in ihren grünen Westen in der Steppe aus knapp 80 Besuchern wie bunte Antilopen herausstechen und eine allzu leichte Beute für den ansonsten handzahmen Schmusekater abgeben. Denn eigentlich ist der 1,62 Meter-Mann froh, wenn er die Ruhe selbst sein kann, doch entgeht auch ihm nicht, wie in Zeiten des Wahnsinns dieser auf die Leute abfärbt und sich ehemalige Schlagersänger zu Komikerkollegen par excellence mausern, deren kreative Wortneuschöpfungen ihn dann doch gewaltig wurmen.

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Die Zeit ist eben nicht wortlos an ihm vorbeigezogen, auch wenn neuartige Trendauswüchse in ihrer schier unbegreiflichen Komplexität im Kopf des Hennes Bender am eigentlich banalen Inhalt vorbeigedacht werden müssen, so dass am Ende ein noch viel unbegreiflicheres Desaster den Mann zumindest im Ansatz in die Knie zwingt.

Gastspiel unter Corona-Bedingungen: Comedian Hennes Bender auf der Außenbühne der Flottmann-Hallen in Herne.
Gastspiel unter Corona-Bedingungen: Comedian Hennes Bender auf der Außenbühne der Flottmann-Hallen in Herne. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Ein Hennes Bender aber ist nicht klein zu kriegen und über den Verfall des eigenen Wertes als Künstler ist er sich mit gesetztem Optimismus eben bewusst, was ihn auch nicht weiter stört, aber Anlass gibt, zumindest mal nachzuhaken, ob denn früher wirklich alles besser war. „Früher der heiße Scheiß, heute nur noch Scheiße“ ist da sein nicht allzu ernstzunehmendes Fazit, dessen blumige Umschreibung den Hang zu immer wieder eingestreuten Wortspielen illustriert, die nicht selten wie ein nachgeschobener Refrain auf die eigentliche Pointe folgen. Und davon hat Hennes Bender seit nunmehr 30 Jahren auf der Bühne genug auf Lager, so viele, dass sein durchaus williges Publikum nur noch selten zum Applaudieren kommt.

Spielplatz für die Lebensfreude

Sein alltägliches Leben zeichnet er indes als Spielplatz, auf dem sich seine kindlich naive Lebensfreude nach Herzenslust austoben kann und sich auch gerne mal im Dreck wälzt, was manches Mal zum Kopfschütteln bei der geliebten Gattin führt. Trotz aller Widrigkeiten ist er selbst sich sein liebstes Angriffsziel, Hofnarr und tragischer Held seiner eigenen Geschichte, die nach 90 Minuten und anschließender Zugabe dann doch gerne beklatscht wird.