Herne. Am 7. Juni sind Betriebsärzte in die Impfkampagne eingestiegen. Die Herner Gesellschaft für Arbeitsmedizin betreut viele Unternehmen.

Seit dem 7. Juni können auch Betriebsärzte Schutzimpfungen gegen das Corona-Virus durchführen. Die Herner WAZ-Redaktion hat mit Rüdiger Holtz gesprochen. Er ist Geschäftsführer der Herner Gesellschaft für Arbeitsmedizin (GESA).

Zur Einordnung: Die Gesellschaft für Arbeitsmedizin, die an der Franz-Düwell-Straße ihren Sitz hat, dürfte den allermeisten Hernern kein Begriff sein - es sei denn, sie sind Mitarbeiter von Unternehmen, die die GESA betreut. Und das sind ziemlich viele: über 1000 Firmen mit mehr als 100.000 Arbeitnehmern im gesamten Bundesgebiet. Das kann der Hutmacher sein, der nur seine Ehefrau als Angestellte hat, das sind aber auch Handelsriesen, die international agieren.

Auch die Betriebsärzte haben zu Beginn priorisiert

Die Unternehmen seien sehr erpicht darauf, dass die Belegschaften geimpft werden, erzählt Holtz im Gespräch mit der Herner WAZ-Redaktion. Als klar gewesen sei, dass die Betriebsärzte in die Impfkampagne einsteigen werden, sei die Nachfrage sehr hoch gewesen. Deshalb mache er mit seinem Team - zu dem 14 Ärzte zählen - das, was auch zu Beginn des Jahres in der nationalen Impfkampagne mit der Alterststaffelung gemacht worden ist: Es wird priorisiert. Konkret: Unternehmen, die Teil der kritischen Infrastruktur sind (zum Beispiel Müllentsorgung), kommen früher dran als andere. Auch Mitarbeiter in Fleischfabriken oder in der Logistik haben eine hohe Priorität. Insgesamt sei all dies ein sehr dynamischer Prozess. Der sei inzwischen so weit fortgeschritten, dass Mitarbeiter in den Verwaltungen geimpft werden.

Betriebsärzte erreichen Menschen, die durch das Raster des Gesundheitssystems fallen

Und natürlich stellte sich zu Beginn die Frage, wie viel Impfstoff verfügbar ist. Doch bislang sei immer die bestelle Menge auch geliefert worden. Die Vorgehensweise bei den Impfungen sei unterschiedlich. Kleine Firmen würden zur Franz-Düwell-Straße gebeten, um dort die Ärmel hochzukrempeln, bei den großen baut die GESA vor Ort ein kleines Impfzentrum auf. „Im Vorfeld bekommen die Firmen eine Checkliste mit den Dingen, die sie vorbereiten müssen“, erzählt Holtz. Die eigentliche Impfung - unter anderem war GESA bei Vulkan im Einsatz - könne mehrere Stunden dauern. Die Mitarbeiter würden sukzessive aus der Produktion zum Impfen geholt.

Dass die Betriebsärzte in die Impfkampagne eingestiegen sind, hat aus der Sicht von Rüdiger Holtz mehrere Vorteile. Betriebsärzte seien zurzeit fast die einzigen, die Erstimpfungen durchführen. Und mit den Impfungen in den Betrieben würden auch Menschen erreicht, die ansonsten durch das Raster des deutschen Gesundheitssystems fallen würden, zum Beispiel die Arbeiter in Fleischfabriken.

Holtz rechnet hoch, dass sein Team in den vergangenen Wochen bereits rund 8500 Impfungen verabreicht hat - die seien allerdings verbunden mit reichlich Bürokratie. In den Meldevorgang der geimpften Personen seien involviert: die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber, die Bundesdruckerei und das Robert-Koch-Institut. Das heißt auch: die Menschen, die GESA geimpft hat, tauchen in den Zahlen der Stadt Herne nicht auf, Stadtsprecher Christoph Hüsken hat dies auf Anfrage bestätigt. So tragen die Betriebsärzte dazu bei, die Zahl der Personen, die in Herne geimpft werden, weiter zu erhöhen.

>> VIELE BERATUNGEN ZUM THEMA CORONA

■ Als die Pandemie im vergangenen Jahr bereits alle Bereiche des Berufslebens erfasst hatte, aber noch kein Impfstoff bereit stand, hätten sich 80 Prozent der Beratungen um das Thema Corona gedreht, so Holtz. Viele Fragen hätten sich um die Umsetzung der Corona-Arbeitsschutzverordnung gedreht.

■ Darüber hinaus habe GESA Online-Unterweisungen durchgeführt, wie Mitarbeiter sich am besten im Homeoffice einrichten.