Herne. . Die Herner Gesellschaft für Arbeitsmedizin ist so etwas wie ein Hidden Champion. Sie ist kaum bekannt, aber eine der größten Firmen in der Branche.

Der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, doch erfolgreich in der Region oder im gesamten Bundesgebiet oder gar in der Welt - so könnte die Definition eines Hidden Champions (eines versteckten Meisters) lauten. Sie trifft recht gut auf die Herner Gesellschaft für Arbeitsmedizin GmbH (GESA) zu. Die hat ganz unscheinbar ihren Sitz in der Franz-Düwell-Straße, doch von dort betreut das Unternehmen rund 1000 Betriebe mit insgesamt über 100 000 Mitarbeitern im gesamten Bundesgebiet. „Die Spanne reicht vom Hutmacher mit einem Mitarbeiter bis zu den Real-Märkten mit rund 30 000 Beschäftigten“, erzählt Geschäftsführer Rüdiger Holtz im Gespräch mit der WAZ-Redaktion.

Seit 1991 bietet Holtz mit seinem insgesamt 35 Mitarbeiter starken Team - darunter zwölf Ärzte, zwei Psychologen und eine Optikerin - alle Dienstleistungen an, die mit der Wechselwirkung zwischen Arbeit und Gesundheit oder Krankheit zusammenhängen. „Das war damals eine Marktlücke, weil es niemand machen wollte“, erzählt Holtz in der Rückschau. Die Besetzung dieser Marktlücke war ganz offensichtlich erfolgreich, Holtz zählt die GESA zu den zehn größten überbetrieblichen Anbietern in diesem Bereich bundesweit.

Belastungen sind individuell

Das Spektrum der Leistungen ist groß: So betreut GESA Firmen bei der Umsetzung der arbeitsrechtlichen Verordnungen und bietet Beratung, die sich in etwa auf folgenden Nenner bringen lassen: Ermitteln, bewerten und empfehlen. Holtz nennt einige Beispiele: So untersuchen die GESA-Experten, wie hoch die körperliche Belastung bei der Krankenpflege in Krankenhäusern ist, um daraus entsprechende Maßnahmen abzuleiten. In anderen Bereichen steht nicht die körperliche, sondern die psychologische Belastung im Mittelpunkt. Wenn jemand in einer Beschwerdestelle Kontakt zu Kunden habe, habe er sicher eine andere Belastung als jemand, der ohne Publikumsverkehr in einem Büro arbeite. Wobei die GESA auch im zweiten Fall beraten kann: bei der Gestaltung des Arbeitsplatzes. Schont der Stuhl den Rücken, hat er die richtige Höhe, ist der Computerbildschirm richtig eingestellt? Es gilt, eine Vielzahl von Detailfragen zu klären - in ganz unterschiedlichen Berufen: Bei Bäckern könne das sogenannte Bäcker-Asthma eine Gefährdung darstellen, bei Kita-Mitarbeiterinnen die psychische Belastung, in Produktionsbetrieben spiele häufig das Thema Lärm eine Rolle.

„In 80 Prozent aller Fälle beraten unsere Mitarbeiter vor Ort in den Unternehmen. So ist die Akzeptanz höher“, sagt Holtz.

Holtz hat die Beobachtung gemacht, dass die psychischen Belastungen seit einigen Jahren zunehmen. Von einer generellen Zunahme der Belastungen möchte er allerdings nicht sprechen. „Die Belastungen sind andere geworden. Es gibt Arbeitsverdichtungen oder andere Arbeitszeiten als früher, etwa bis 22 Uhr im Handel“, so Holtz. Außerdem könne man berufliche und private Belastungen nicht voneinander trennen. Jeder Fall sei individuell zu betrachten.

Und noch einen Trend registriert Holtz: Arbeitgeber kümmern sich verstärkt um ihre Mitarbeiter. Die Gründe lägen auf der Hand: Einerseits seien zufriedene und gesunde Mitarbeiter leistungsstärker, andererseits trage die Wertschätzung dazu bei, dass ein Unternehmen neue Kräfte anziehe oder seine Beschäftigten an sich binden könne.