Herne. Nach langer Flaute erleben Reisebüros in Herne nun einen Boom von Buchungen. Wohin es die Herner zieht und warum einige doch noch skeptisch sind.

Nach Mallorca, Kroatien oder in die Türkei – ganz gleich: Die Hernerinnen und Herner hat die Reiselust wieder gepackt. Dank sinkender Inzidenzen und immer mehr Geimpfter stehen derzeit die Telefone in den Reisebüros nicht mehr still, berichten Herner Reisebüro-Betreiber.

„Es geht wieder richtig los“, sagt Daniela Wiecorek, Inhaberin des gleichnamigen Reisebüros in Röhlinghausen. „Quasi von null auf 100.“ Sie merke, dass die Leute nun unbedingt weg wollten. All ihre Kunden seien sehr positiv gestimmt und kämen mit großer Vorfreude in das Reisebüro.

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Einige Buchungen liefen zwar noch schleppend, weil manche Veranstalter noch in der Kurzarbeit steckten, aber generell laufe es wieder gut an. Absolut im Trend liege derzeit Mallorca, „da wollen momentan alle hin“. Aber auch Reisen nach Kroatien und in die Türkei seien in den vergangenen Tagen gebucht worden. Vor allem die Gruppenreisen, die ab Herbst wieder starteten, seien beliebt.

Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit gehen

Viele Kunden informierten sich bereits vor dem Besuch im Reisebüro über die jeweiligen Richtlinien, die in dem Land gelten, in das sie reisen wollen, so Wiecorek. Ab und zu komme es zwar vor, dass sich noch Flugdaten änderten, sonst sei es aber recht sicher, jetzt eine Reise zu buchen.

Bisher habe das Reisebüro für jeden Kunden das Passende gefunden. Vereinzelte Hotels hätten zwar noch geschlossen, der Großteil starte aber nun wieder den Betrieb. Nur bei Kreuzfahrten könne es noch passieren, dass die Reise kurzfristig abgesagt werde. Die Kunden, die das Reisebüro aufsuchten, seien vom Alter her „total gemischt“. Von 18 bis 80 Jahren sei alles dabei, sagt die Reiseexpertin.

Das Reisebüro hat eine schwere Zeit hinter sich. Ihre Mitarbeiter musste Daniela Wiecorek in Kurzarbeit schicken. E-Mail-Anfragen habe sie in der Zeit gemeinsam mit ihrem Mann abgearbeitet. „Wir haben da viel selbst übernommen.“

Flussreisen in Deutschland sind bei Hernern beliebt

Auch im City Reisebüro steigt derzeit die Nachfrage nach Reisen. Kurz nach Pfingsten sei es losgegangen, berichtet Inhaber Uwe Käßner. Zu dem Zeitpunkt habe er sein Reisebüro auch wieder öffnen dürfen, „obwohl die meisten unserer Kunden ihre Reise telefonisch oder per Mail buchen“.

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Auch bei ihm seien Reisen nach Mallorca, aber auch nach Griechenland sehr beliebt. „Da gibt es bereits einige Lockerungen, wie schon im vergangenen Jahr zwischenzeitlich.“ Während Hochseekreuzfahrten noch häufig abgesagt würden, seien Flussreisen in Deutschland hingegen sehr beliebt. Das Reisebüro bietet vom 4. bis 9. Juli eine Flussreise über Rhein und Mosel an. Noch seien Plätze verfügbar, sagt Käßner.

Dass die Preise in den Urlaubsorten in die Höhe geschnellt sein sollen, davon kann er nicht berichten. Es gebe zwar Preissteigerungen, diese bewegten sich aber auf einem ähnlichen Niveau wie in den Jahren zuvor. Ein Mietwagen beispielsweise koste auf Mallorca in diesem Jahr 20 bis 30 Euro mehr als sonst.

Kunden buchen bereits für nächstes Jahr Reisen

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Noch hätten seine Kunden einige Fragen bezüglich der Bestimmungen in den Hotels und bei der Anreise. „Durch die Beratungen haben wir etwas größeren Aufwand als normalerweise.“ Da die Bestimmungen sich täglich änderten, sei es wichtig, dass sich die Kunden auch eigenständig über die geltenden Regeln informierten, betont er.

Die Stimmung unter seinen Kunden sei derzeit sehr positiv. Doch während einige Kunden sehr spontan noch im Juni und Juli verreisen wollten, seien andere noch zurückhaltender und wollten abwarten, wie sich die Situation entwickele. Einige buchten bereits für die Osterferien nächstes Jahr ihre Reise. „Das ist gar nicht so verkehrt, denn wenn sich die Zahlen weiterhin so gut entwickeln, könnte es nächstes Jahr ziemlich teuer werden.“

>>>Reisebüro-Inhaber demonstrierten

Unter dem Motto „Rettet die Reisebüros“ sind Ende April 2020 Mitarbeiter von Reisebüros in mehreren Städten auf die Straße gegangen, um auf ihre existenzbedrohende Lage aufmerksam zu machen. In Dortmund trafen sich Vertreter aus dem Ruhrgebiet, darunter zwei aus Herne.

Die Demonstranten forderten in der Corona-Krise unter anderem Hilfsfonds als mittelfristige Sicherung einer Branche, die doppelt in Not geraten sei: Neubuchungen gebe es nicht mehr und alte Buchungen brächen wegen Stornierungen weg, sagte damals Oliver Adamski vom TUI Reise-Center in Herne-Mitte, einer der Teilnehmer vor Ort.