Herne. Das Herner SPD fordert den Neubau eines Lehrschwimmbeckens in Wanne-Eickel, sieht aber fürs Hallenbad Eickel keine Zukunft. Das stößt auf Kritik.

Die Herner SPD begrüßt die Richtungsentscheidung des Schulausschusses für den Bau eines Lehrschwimmbeckens am Südpool und fordert, dass ein zweiter Neubau in Wanne-Eickel entstehen müsse. Dem Ruf nach einer Wiederinbetriebnahme des Hallenbads Eickel erteilen die Sozialdemokraten derweil endgültig eine Absage. Das löst Unverständnis bei den Wanner Mondrittern aus, die sich für das Bad und den Standort stark machen.

Beim zweiten neu zu errichtenden Lehrschwimmbecken sei noch offen, ob dies im Stadtteil Wanne oder Eickel geschehen werde, erklären die Sozialdemokraten in einem am Dienstag vorgelegten „Zwischenfazit“ zur Bäderdiskussion. Die SPD werde in den kommen Wochen thematisieren, welche Optionen es für ein solches Bad gebe und welche Standorte dafür geeignet wären. Das 2016 geschlossene Hallenbad Eickel wird dabei aus Sicht der Partei endgültig keine Rolle mehr spielen.

Partei führt faktische und rechtliche Gründe an

Wie berichtet, hatte die SPD Ende März in einem Positionspapier unter anderem die „kurzfristige Klärung“ der Zukunft dieses Bades durch eine transparente Gegenüberstellung aller Zahlen gefordert. Nur wenige Tage später hatte OB Frank Dudda (SPD) am Rande einer Pressekonferenz den Abriss des Hallenbads und den Bau von Wohnungen an diesem Standort angekündigt.

Vor fünf Jahren wurde das Hallenbad Eickel - hier ein Bild aus dem Jahr 2015 - im Zuge der Neueröffnung des Wananas endgültig geschlossen.
Vor fünf Jahren wurde das Hallenbad Eickel - hier ein Bild aus dem Jahr 2015 - im Zuge der Neueröffnung des Wananas endgültig geschlossen. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die SPD erklärt nun, dass die Wiederinbetriebnahme des Bades aus „faktischen und rechtlichen Gründen“ leider nicht möglich sei und führt dafür zahlreiche (bekannte) Argumente an. Für eine Beseitigung der zahlreichen Schäden müsste eine „deutliche zweistellige Millionensumme“ investiert werden, so das Fazit der SPD. Außerdem stünden politische Entschlüsse einer Wiederinbetriebnahme des Hallenbades entgegen.

Mondritter attackieren die SPD

Bei den Planungen für das neue Wananas habe Herne gegenüber der Bezirksregierung die Schließung des Hallenbades sowie des Lehrschwimmbeckens an der Claudiusstraße zusagen müssen. „Diese Zusage ist heute nicht mehr einfach umkehrbar“, so die SPD. Nun müsse es darum gehen, das Entstehen einer Schrottimmobilie zu verhindern und das Grundstück im Sinne der Stadtteilentwicklung in Wanne-Süd zu nutzen.

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Horst Schröder und die Wanner Mondritter, die sich für den Erhalt des Bades sowie seit Jahren für eine Ausweitung von Schwimmkursen für Kinder einsetzen, lassen dies nicht gelten. Sie sehen sehr wohl eine reelle Chance, über Fördertöpfe den Erhalt des Hallenbades zu sichern, so Schröder. Er wirft der SPD vor, sich nur halbherzig mit der Thematik befasst zu haben. Viele Fragen der Mondritter über die Finanzierung von Schwimmkursen und Fördermittel für Schwimmstätten seien bisher unbeantwortet geblieben.

Horst Schröder und die Wanner Mondritter sind enttäuscht von der Herner SPD.
Horst Schröder und die Wanner Mondritter sind enttäuscht von der Herner SPD. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Er habe bereits vor geraumer Zeit die Landschaft der Förderprogramme durchforstet und sei überrascht gewesen, wie viele Möglichkeiten bisher „ungenutzt auf der Strecke geblieben sind“. Er habe dabei immer im Austausch mit den Fachpolitikern der Herner SPD gestanden. „Ich hatte ständig das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden“, so Schröder. Für einige Förderprogramme, die fürs Hallenbad Eickel aus seiner Sicht durchaus geeignet gewesen wären, sei die Frist inzwischen abgelaufen. Das gelte beispielsweise für das 2020 (vorerst) beendete Programm „Soziale Integration im Quartier“, aus dem auch die Sanierung von Schwimmbädern finanziert worden sei.

Als blanken Hohn empfinde er es, dass die SPD in ihrer aktuellen Pressemitteilung das Thema Kinderschwimmen komplett abkoppele und Befürworter der Wiederinbetriebnahme des Hallenbads „in die Nostalgie-Ecke“ drücke. „Darum geht es ganz bestimmt nicht“, sagt Horst Schröder, der als Parteiloser für die SPD in der Bezirksvertretung Wanne sitzt.

SPD will mit Bürgern ins Gespräch kommen

Hendrik Bollmann ist sportpolitischer Sprecher der Herner SPD-Ratsfraktion.
Hendrik Bollmann ist sportpolitischer Sprecher der Herner SPD-Ratsfraktion. © SPD

Die SPD kündigt derweil in ihrem unter anderem von Ratsfraktions-Vize Hendrik Bollmann, dem Sportausschussvorsitzenden Martin Kortmann und den Bezirksbürgermeistern Arnold Plickert und Uwe Purwin unterzeichneten Zwischenfazit an, eine Veranstaltungsreihe zum Thema „Schwimmen in Herne“ durchzuführen. Dabei wollten sie Bürgerinnen und Bürgern ihre Vorstellungen präsentieren und mit ihnen ins Gespräch kommen.

Bis zum ersten Neubau eines Lehrschwimmbeckens müsse ein Zeitraum von zwei bis vier Jahren überbrückt werden, so die SPD. Es müsse klar sein, dass alte Lehrschwimmbecken erst geschlossen würden, wenn neue fertiggestellt seien. Auf Basis ihres Positionspapiers von März und von Vorschlägen der Mondritter – die SPD führte mit Schröder & Co. im Mai ein längeres Gespräch – sollen konkrete Vorschläge zur besseren Überbrückung dieses Zeitraums geprüft werden.