Herne. Medienberichte über einen mutmaßlichen Abrechnungsbetrug bei Schnelltests haben hohe Wellen geschlagen. Wie sich die Lage in Herne darstellt.
„Schnelltests außer Kontrolle“ titelten Süddeutsche Zeitung, WDR und NDR nach gemeinsamer Recherche und berichteten über Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung der Kosten durch Testzentren. Inzwischen ermittelt auch die Staatsanwaltschaft gegen eine Firma aus Bochum. Der Verwaltung in Herne seien bisher keine Auffälligkeiten bekannt, erklärt die Stadt auf Anfrage der WAZ.
„Natürlich schärft auf der einen Seite die aktuelle Diskussion um mutmaßlich unsaubere Abrechnungen durch bislang ein Unternehmen in anderen Städten die Sinne“, so Stadtsprecher Christoph Hüsken. Auf der anderen Seite wäre es nicht angemessen, alle Betreiber nun unter Generalverdacht zu stellen. „Wir haben dafür jedenfalls keinen Anlass.“ Der in der Recherche von WDR, NDR und SZ benannte Bochumer Betreiber unterhalte in Herne keine solche Einrichtung.
Aktuell 58 Anbieter von Schnelltests
Die Stadt listet auf ihrer Homepage aktuell 58 Anbieter von kostenlosen Schnelltests auf, darunter zahlreiche Arztpraxen und Apotheken. Im Mai seien der Verwaltung in Herne 100.002 Bürgertestungen gemeldet worden, davon waren 203 positiv, so Hüsken. Das entspreche einem Anteil von 0,2 Prozent. Durchschnittlich erfolgten demnach im Mai 3333 Testungen pro Tag. Die Abrechnung erfolge jedoch über die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).
Stand jetzt würden keine weiteren Teststellen in Herne eröffnen, erklärt die Stadt. Der Krisenstab habe bereits im April festgestellt, dass die vorhandene Teststruktur ausreiche. Seitdem eröffnete Teststellen seien entweder bereits vorher zugelassen worden oder es handele sich um „Umzüge“ an andere Standorte.
Betreiber von Testzentrum ärgert sich über schwarze Schafe
Eine Übernahme von Kontrollaufgaben der Teststellen und -zentren durch die Städte wäre „nicht ohne Weiteres zu bewerkstelligen“, erklärt der Stadtsprecher. Zum einen seien die Städte vom Land hinsichtlich der Abrechnungen bewusst zugunsten der Kassenärztlichen Vereinigungen außen vorgehalten worden. Zum anderen bedürfte es für diese Aufgabe zusätzlichen Personals bei den Gesundheitsämtern und einer Kostenübernahme durch das Land.
Klaus Möllmann, Chef des Krankentransportunternehmens Hospitrans, betreibt seit Januar ein Testzentrum und ist mit einem Drive-in-Testzentrum auf dem Kirmesplatz vertreten. Er ärgere sich über schwarze Schafe, sagt er auf Anfrage der Herner WAZ-Redaktion. Er selbst habe extra zwei Ärzte eingestellt, um einwandfreie Tests durchzuführen. Dass die Patienten seit der Berichterstattung skeptisch seien, könne er nicht feststellen. In der Vergangenheit hätten seine Mitarbeiter viele positive Reaktionen bekommen.