Herne. Unser Corona-Check zeigt: Viele Herner wollten die Restaurants in der Krise unterstützen. Einige Gastronomen haben davon nicht viel gespürt.
Die Gastronomen gehören zu den Leidtragenden der Krise. Sehr früh wurden Restaurants geschlossen, lange Zeit mussten die Gastronomen ausharren. Erst vor wenigen Tagen durften sie nun endlich ihre Außenbereiche wieder öffnen. Während des Lockdowns haben viele von ihnen einen Liefer- und Abholservice angeboten, um nicht ganz von der Bildfläche zu verschwinden.
77 Prozent der Teilnehmer unseres Corona-Checks gaben an, die Restaurants während der Krise unterstützt zu haben. Doch haben die Wirte davon etwas gespürt?
„Wir haben mit unserem Lieferservice eigentlich nur den Kontakt zu unseren Stammgästen gehalten“, sagt Martin Mrozek, Geschäftsführer des Rosmarino. „Man muss nichts beschönigen – seit sieben Monaten zahlen wir oben drauf.“ Schließlich seien die Kosten weitergelaufen. Durch den Lieferservice hätten seine Auszubildenden wenigstens etwas zu tun gehabt.
„Mir war von Anfang an klar, dass das To-Go-Geschäft nicht gut laufen wird“
Von seinen Stammkunden habe er die Rückmeldung bekommen, dass es nicht das Gleiche sei, das gelieferte Essen zuhause zu essen, im Vergleich zu einem Besuch im Rosmarino. „Uns genießt man vor Ort“, betont Mrozek. Das Essen habe er in recycelbaren Schalen geliefert, um Müll zu vermeiden. Auch Pfandgeschirr habe er angeboten, das sei allerdings nicht gut angenommen worden. „Mir war von Anfang an klar, dass das To-Go-Geschäft nicht gut laufen wird.“
Mittlerweile ist der Außenbereich des Restaurants in Herne-Mitte wieder geöffnet, trotzdem schaut der Gastronom mit Skepsis in die nahe Zukunft. „Bei den ständigen Änderungen blickt doch keiner mehr durch, was gilt.“ Wieso dürfe im Einzelhandel ohne Test geshoppt werden, während im Restaurant weiterhin ein Test nötig sei, fragt Mrozek.
Lieferservice konnte Kosten nicht decken
In der Zille neben dem Kulturzentrum sei der Lieferservice an den Wochenenden gut gelaufen, berichtet Geschäftsführer Stefan Rustemeier. Unter der Woche sei weniger losgewesen. Über die gesamte Zeit gesehen, sei der Lieferservice deswegen nicht kostendeckend gewesen. „Uns war es aber wichtig, dass wir weiterhin präsent sind und unsere Kunden merken, dass es uns noch gibt.“
Auch wenn er finanziell keinen Gewinn machen konnte, ist Rustemeier zufrieden. Denn: Durch den Lieferservice habe er neue Kunden gewonnen. Einige hätten bereits angekündigt, dass sie nach dem Lockdown das Lokal besuchen wollten.
Sobald die Restaurants wieder ganz öffnen dürfen, wolle er den Lieferservice nicht komplett einstampfen. Wie bereits nach dem ersten Lockdown wolle er ihn für diejenigen aufrechterhalten, die noch nicht raus wollen oder können. Er rechne aber damit, dass der Lieferservice nach dem Ende des Lockdown allmählich gegen Null laufen werde.
Herner Restaurant hat bis zu 85 Prozent Umsatzeinbuße
Die Lage im Restaurant „Zum krummen Hund“ in Wanne ist trotz Abholservice angespannt. Das Angebot sei „okay“ gelaufen, aber es sei nichts im Vergleich zum normalen Geschäft, sagt der Inhaber. „Wir hatten bis zu 85 Prozent Umsatzeinbußen.“ Immerhin habe er die Angestellten, die er noch hat, beschäftigen können.
Mit gemischten Gefühlen blickt er auch auf die kommenden Monate. Da er und sein Personal noch nicht geimpft seien, habe er Sorge, sich im Lokal zustecken. Schließlich könnten auch Genesene und Geimpfte das Virus weiterhin übertragen, sagt er. „Wenn ich mich jetzt mit Corona infiziere, kann ich den ganzen Laden wieder zu machen.“
>>>Valides Stimmungsbild
Durch die Umfrage des Corona-Checks wollte unsere Redaktion herausfinden, wie sich die Pandemie konkret auf die Lebensweise der Menschen im Ruhrgebiet ausgewirkt hat. Und: Wie die Menschen auf die Zeit nach Corona blicken. Insgesamt haben sich 15.304 Personen an der Umfrage beteiligt, allein in Herne über 600.
Daten-Analystin der Funke Mediengruppe, Ana Moya, sagt zum Corona-Check: „Insgesamt haben wir ein sehr valides Stimmungsbild. Der Corona-Check gibt Einblicke in die Empfindens-Welt der Menschen unserer Region.“
Bisherige Folgen unseres Corona-Checks:
So sehr belastet die Corona-Krise die Herner