Herne. Wegen der großen Nachfrage hat Ineos 2020 im Herner Chemiewerk die Produktion von Handdesinfektionsmitteln aufgenommen. Nun steht ein Ausbau an.

Das Chemieunternehmen Ineos will am Standort Herne die Produktion von Desinfektionsmitteln ausweiten und hat einen entsprechenden Antrag bei der Bezirksregierung Arnsberg gestellt. Die Stadt hat keine Einwände gegen das Vorhaben des an der Shamrockstraße in Herne-Mitte ansässigen Betriebs, der wegen der Behandlung gefährlicher Stoffe grundsätzlich der sogenannten Störfallverordnung und damit besonderen Sicherheitsanforderungen unterliegt.

Chemiefirma nahm Produktion bereits 2020 auf

Bereits im April 2020 hatte Ineos aufgrund der pandemiebedingt riesigen Nachfrage die Produktion von Handdesinfektionsmitteln aufgenommen. Da damals jedoch weniger als fünf Tonnen pro Tag produziert worden seien, sei dies nicht genehmigungspflichtig gewesen, berichtet Christoph Soebbeler, Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg, auf Anfrage der WAZ. Die Ausweitung der Produktion erfordere nun jedoch eine Genehmigung.

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Laut der aktuellen Verwaltungsvorlage für die Sitzung des Umweltausschusses am Mittwoch, 19. Mai (ab 16 Uhr im Volkshaus Röhlinghausen), will Ineos eine neue Anlage zur Mischung und Abfüllung von Desinfektionsmitteln errichten. In dem Mischbehälter sollen das im Werk Herne hergestellte Ethanol oder alternativ Isopropanol mit den erforderlichen Zuschlagstoffen zum fertigen Desinfektionsmittel gemischt werden. Dieses soll anschließend in Tankwagen bzw. Tankcontainer gefüllt oder über Rohrleitungen zu den Abfüllanlagen geführt werden.

Stadt und Politik haben keine Entscheidungsbefugnis

Alle Grenzwerte würden weiterhin eingehalten; Geruchsemissionen seien von der neuen Anlage nicht zu erwarten. Und: Es sei mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von zehn Lkw täglich zu rechnen, heißt es weiter in der Vorlage. Durch die neue Anlage erhöhe sich das Volumen „an entzündbaren Flüssigkeiten“ im Werk um insgesamt circa 130 Tonnen. Die Stadt, die in diesem Verfahren nur anhörungsberechtigt ist, macht keine Bedenken gegen den Ausbau der Produktion geltend. Die Herner Politik hat keinerlei Entscheidungsbefugnis.

Ineos ist nach eigenen Angaben Europas größter Hersteller der beiden wichtigsten Rohstoffe für Handdesinfektionsmittel, Ethanol und Isopropylalkohol. Diese Rohstoffe werden in Grangemouth (Großbritannien) sowie in Herne und Moers hergestellt. Desinfektionsmittel selbst hatte der englische Chemie-Riese bis zum Ausbruch der Pandemie nicht produziert.