Bochum/Herne. Vier Frauen aus Herne und ein Freund sollen Männer in Sex-Fallen gelockt und ausgeraubt haben. Dazu sollen sie K. O.-Tropfen benutzt haben.

Vier junge Frauen aus Herne müssen sich nun vor Gericht verantworten. Das Quartett soll gemeinsam mit einem Freund Männer in eine Sex-Falle gelockt haben. Erst sollen sie Lüste geweckt, dann die Männer Schachmatt gesetzt und schließlich ausgeraubt haben.

Der Prozess um eine perfide Raubserie vor dem Bochumer Landgericht beginnt am Freitag, 16. April. Angeklagt sind vier Hernerinnen im Alter von 19, 29 und zweimal 21 Jahren sowie ein 21-jähriger Mann. Die Gruppe soll männliche Freier im Ruhrgebiet reihenweise über das Internet erst „heiß gemacht“, dann in deren Wohnungen mit K. O.-Tropfen betäubt und schließlich ausgeraubt haben. Die bewusstlosen Opfer gerieten mitunter offenbar sogar in Lebensgefahr.

Vorwurf: Übers Internet sexuelle Dienstleistungen angeboten

Ort der Verhandlung: das Justizzentrum in Bochum.
Ort der Verhandlung: das Justizzentrum in Bochum. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Zwischen dem 30. Oktober und 6. Dezember 2018 sollen die Hernerinnen über die Online-Plattformen markt.de und kaufmich.com jeweils Anzeigen geschaltet und darin als eine Art Hobby-Prostituierte sexuelle Dienstleistungen gegen Bezahlung versprochen haben. Hatte ein Freier angebissen, soll anschließend ein Hausbesuch vereinbart worden sein. Am Rande eines solchen Treffens soll die angebliche Prostituierte dann regelmäßig K. O.-Tropfen aus der Tasche gezogen, den Freiern in einem unbeobachteten Moment in das Begrüßungsgetränk gemischt und die Männer damit schachmatt gesetzt haben.

Kaum hatte ein Freier danach das Bewusstsein verloren, soll die jeweils vor Ort anwesende Angeklagte die Wohnungstür geöffnet und die Räume dann gemeinsam mit den dann eingelassenen Mitangeklagten nach Wertgegenständen durchsucht haben. In dem Prozess vor der 8. Jugendstrafkammer geht es um insgesamt sechs solcher Vorfälle, unter anderem in Duisburg und Essen. Erbeutet worden sein sollen vor allem Handys, Kameras, Laptops, Uhren und Schmuck. In einigen Fällen sollen aber auch nagelneue Kleidungsstücke mit Etikett, edle Kerzen und eine Briefmarkensammlung das Interesse geweckt haben und mitgenommen worden sein.

Ein Opfer soll Krampfanfälle erlitten haben

Am Rande eines Hausbesuchs am 4. November 2018 ist es laut Anklage zu einer beinahe tödlichen Katastrophe gekommen. Ein Freier soll infolge der Benebelung durch die K. O.-Tropfen immer wieder dermaßen hart mit dem Kopf auf den Boden aufgeschlagen sein, dass er Krampfanfälle erlitt und sich mehrfach übergeben musste.

Eine unterhalb wohnende Hausnachbarin war laut Anklage durch das wiederholte Aufschlagen des Kopfes des Mannes auf den Boden aufmerksam geworden, hatte den Mann bewusstlos am Boden liegend entdeckt und den Rettungsdienst alarmiert. Der Gesundheitszustand des Mannes war laut Staatsanwaltschaft extrem kritisch. Er soll in einem Krankenhaus in ein künstliches Koma versetzt worden und erst nach sechs Tagen wieder zu sich gekommen sein. Die Anklage lautet auf schweren Raub und gefährliche Körperverletzung.

>> WEITERE INFORMATIONEN: Frauen meist Opfer von K. O.-Tropfen

Opfer von K. O.-Tropfen sind normalerweise meist Frauen. Ihnen werden die Tropfen etwa bei Feiern ins Glas gemischt. Die Polizei erfasst die Fälle nicht in einer Statistik, so der Weisse Ring Herne.

Beraubte oder sexuell Missbrauchte befürchten oft, ihnen schenke niemand Glauben. Sie hätten die Sorge, dass ihnen zu hoher Alkoholkonsum unterstellt wird und sie mehr oder minder selbst Schuld seien.

Betroffene suchten deshalb – wenn überhaupt – meist sehr spät einen Arzt auf oder meldeten mit größerem Abstand die Tat der Polizei. Der Nachweis, ob jemand mit K. O.-Tropfen betäubt wurde, lässt sich aber nur eine sehr begrenzte Zeit führen.