Herne. Nach mehreren Fällen von Geflügelpest in NRW müssen Hühner und Co. auch in Herne in die Ställe. Was das für Herner Landwirte bedeutet.

In der Zeit rund um Ostern steigt die Nachfrage nach Eiern enorm. Und gerade in dieser Phase breitet sich nun die Geflügelpest auch in Nordrhein-Westfalen aus. Nach acht Fällen in NRW seit Anfang März gilt seit dem Wochenende auch in Herne für sämtliches Geflügel eine Aufstallpflicht. Das teilte die Kreisverwaltung Recklinghausen mit.

„Wir haben die Entwicklung schon mit Argusaugen beobachtet“, sagt Landwirt Max Große-Lahr. Während zunächst vor allem in Niedersachsen Fälle der Geflügelpest auftraten, war zuletzt auch Westfalen betroffen. Die Kreisverwaltung Recklinghausen reagierte: „Entsprechend der ab dem 27. März geltenden Allgemeinverfügung dürfen alle Halterinnen und Halter von Geflügel im Kreis Recklinghausen mit sofortiger Wirkung Hühner, Truthühner, Perlhühner, Rebhühner, Fasane, Laufvögel, Wachteln, Enten oder Gänse (Geflügel) ausschließlich in geschlossenen Ställen oder unter einer Vorrichtung halten, die aus einer überstehenden, nach oben gegen Einträge gesicherten dichten Abdeckung und mit einer gegen das Eindringen von Wildvögeln gesicherten Seitenbegrenzung bestehen muss (z.B. Schutzvorrichtung, Voliere)“, heißt es.

Herne: Hühner müssen im Stall bleiben

Keine gute Nachricht für die Hühner von Wilhelm-Heinrich Schulte-Göcking und sein Hühnermobil. „Die Hühner müssen jetzt alle in den Stall“, bedauert er. Natürlich seien sie anderes gewohnt. Im Stall hätten sie nun genau so viel Platz, wie es der Gesetzgeber vorgibt. „Das werden sie nicht gut finden“, glaubt Schulte-Göcking. „Hühner sind sehr sensible Tiere. Wenn sie auf die Situation reagieren, dann mit weniger Eiern“, fürchtet er. Und das, obwohl sein Hühnermobil so gut angelaufen sei und die Nachfrage sich zu Ostern verdopple.

Werden Ostern also die Eier knapp? Schulte-Göcking ist optimistisch, dass die Eier seiner 300 Hühner im Hühnermobil und 200 weiteren Hühner bis Ostern reichen werden. Und er darf sie trotz Stallpflicht auch weiter als Freilandeier verkaufen – zumindest vorerst. „Eier aus Freilandhaltung können trotz Aufstallungsanordnung für maximal 16 Wochen weiterhin als Freilandeier vermarktet werden“, heißt es beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW.

Frischluft im komplett eingezäunten Bereich

Die rund 100 Hühner von Max Große-Lahr, bei denen er selbst von einer „ambitionierten Hobbyhaltung“ spricht, können aber weiterhin Frischluft schnappen. „Wir haben einen Kaltscharrbereich, eine Art Wintergarten, wo die Tiere weiter frei laufen können“, sagt er. Dieser Bereich sei komplett eingezäunt und mit einem engmaschigen Netz umspannt und erfülle somit alle Vorgaben. Auch der Stall sei ausreichend groß, schließlich zögen sich die Hühner in kalten Nächten auch dorthin zurück.

Max Große-Lahr sagt, dass er seinen Hühnern nun mehr Grünfutter zur Verfügung stelle, so dass zumindest der Speiseplan von den Einschränkungen nicht so sehr betroffen ist. Die Notwendigkeit der Maßnahme stellt er nicht in Frage: „Über Seuchenschutz braucht man nicht lange diskutieren“, sagt er. Viel schlimmer wäre es, wenn ein Huhn sich anstecke und dann der gesamte Bestand geschlachtet werden müsste. „Das wäre gerade in er Vor-Osterzeit der Super-Gau.“

>>> GEFLÜGELPEST H5N8

• Wie das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), ein Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, mitteilte, handelt es sich in allen Fällen um die Geflügelpest des Typs H5N8.

• In Deutschland sind laut FLI seit dem 30. Oktober 2020 etwa 1000 HPAIV H5-Fälle bei Wildvögeln und 133 Ausbrüche bei Geflügel, davon sechs bei gehaltenen Vögeln in Tierparks oder ähnlichen Einrichtungen, festgestellt worden. Acht Fälle sind in NRW registriert.

• Das Veterinäramt des Kreises Recklinghausen ist neben dem Kreis Recklinghausen auch für Herne zuständig.