Herne. Der Evangelische Kirchenkreis Herne schlägt Alarm: Er kann den Trägeranteil für die Kitas nicht mehr stemmen. 320 Kita-Plätze könnten wegbrechen.
Die Evangelische Kirche bangt um ihre Kitas in Herne. Die finanzielle Lage hat sich laut dem Kirchenkreis so zugespitzt, dass für das im Sommer beginnende Kita-Jahr insgesamt 320 Plätze gefährdet waren. Dafür konnte kurzfristig eine Lösung gefunden werden. Doch nun müssten längerfristige Lösungen her, sagt Elisabeth Weyen, Geschäftsführerin der Kindergartengemeinschaft des Kirchenkreises Herne.
Das Problem: Die Kosten für den Betrieb eines Kindergartens hätten sich in den vergangenen Jahren enorm erhöht, so Weyen. „Vor zehn Jahren waren Kitas etwas, das man so nebenbei betreibt“, schildert sie. Doch durch den Ausbau der U3-Betreuung und durch längere Betreuungszeiten sei immer mehr Geld nötig.
Im August war ein freiwilliger, befristeter Zuschuss der Stadt ausgelaufen. „Der Trägeranteil ist aber immer weiter gestiegen“, erläutert Weyen. Gleichzeitig gingen die Einnahmen durch die Kirchensteuer weiter zurück. „Jetzt ist der Punkt gekommen, wo wir sagen, wir schaffen es nicht mehr.“ Die evangelische Kirche sei bereit, allein in Herne rund 660.000 Euro zu investieren. Zuletzt seien die Kosten aber auf etwa 980.000 Euro gestiegen.
Herne: Trägeranteil ist mit den Jahren gestiegen
Auch interessant
Lösungen müssten her, sonst sehe sich die evangelische Kirche angesichts der Zahlen zu einem drastischen Schritt gezwungen: „Wir müssen dann in mehreren Einrichtungen einzelne Gruppen schließen“, sagt die Chefin der evangelischen Kitas in Herne. Insgesamt 320 Kita-Plätze stünden auf dem Spiel. Wie genau dieser Abbau sozialverträglich ablaufen würde, müsste gegebenenfalls noch besprochen werden. „Bestehende Plätze kündigen wollen wir eigentlich nicht“, so Weyen.
Einmalzahlung hilft nur kurzfristig
Bereits im Januar dieses Jahres habe die evangelische Kirche sämtliche Zusagen für Kita-Plätze wegen der finanziell unsicheren Lage zunächst zurückgehalten. „Hätte es keine Lösung gegeben, wäre wahrscheinlich keine einzige Zusage rausgegangen“, so Weyen. Aber durch eine Einmalzahlung der Stadt in Höhe von 175.000 Euro seien kurzfristig die Kita-Plätze fürs laufende Jahr gesichert worden, sagt Weyen.
„Wir mussten deutlich machen, dass nur eine Senkung des Trägeranteils die Finanzierung der Einrichtungen sicherstellen kann“, sagte Weyen auch bei der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises, die in diesem Jahr online stattfand. Es müsse eine dauerhafte Lösung geben. „Der Trägeranteil muss auf fünf Prozent gesenkt werden“, so die Forderung. Das wäre etwa die Hälfte des derzeitigen Satzes. Für die Stadt Herne würde das eine Mehrbelastung von etwa 350.000 Euro bedeuten, allein für die evangelischen Kitas.
Auch andere Kita-Träger haben Schwierigkeiten bei Finanzierung
„Auch andere Träger haben bereits signalisiert, dass die gesetzlich vorgegebene Finanzierung nicht nachhaltig ist und Schwierigkeiten bereitet“, sagt Stadtsprecher Christoph Hüsken. Unter Berücksichtigung der Haushaltslage der Stadt finde derzeit eine Abwägung der weiteren finanziellen Förderungen statt. „Ziel ist es, in Hinblick auf das Kita-Jahr 2022/2023 eine tragfähige Lösung für alle Beteiligten zu erarbeiten“, so Hüsken.
„Ob wir alle 320 Kita-Plätze retten können, weiß ich nicht“, sagt Weyen. „Aber ich bin sehr optimistisch, dass wir eine Einigung hinbekommen.“
Auch interessant
>>> EVANGELISCHE KITAS:
• Der Evangelische Kirchenkreis betreibt in Herne und Wanne-Eickel insgesamt 17 Kitas mit 1169 Kindern.
• Die evangelische Kita am Krankenhaus in Herne ist in Trägerschaft eines Vereines und nicht betroffen. Dort gibt es noch einmal 117 Plätze für Kinder.